1. Ketchup

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8 Jahre später

"Mandy, dein französischer Zopf wirkt lächerlich!", Harry saß wieder einmal unruhig im Unterricht und wusste nicht, wie er die Aufmerksamkeit seiner Klassenkameraden auf sich ziehen sollte, weswegen er Mandy mit ihrer misslungenen Frisur konfrontierte.

Anders als von Harry erhofft, reagierte sie nicht erschüttert, beschämt oder gar verletzt. Mandy ließen Harrys Bemerkungen schon lange kalt.

Entnervt stieß Harry die Luft aus deinen Lungen und blickte um sich, um vielleicht das nächste Opfer zu erspähen.

Er drehte sich und stellte zu Harrys Missfallen Blickkontakt mit seiner Lehrerin Miss Bunklee her.

Sofort verspürte er den Drang, sie auf ihren erhöhten männlichen Hormonspiegel hinzuweisen, welcher sich durch vermehrte Körperbehaarung äußerte, doch er hielt sich mit aller Kraft zurück, denn Harry wusste, was ihm blühen würde, wenn er es sagte.

"Harry, du reißt dich jetzt zusammen! Andernfalls wirst du den Nachmittag mit mir verbringen!", Miss Bunklee war in Rage.

"Ihr alle, wie ihr in diesem Raum sitzt, ödet mich an!", beendete Harry sein Intermezzo mit seiner altbekannten Grußformel, welche jedem schon zum Halse heraushing, in der Hoffnung, einen Mitschüler zu attackieren.

Doch wie schon seit Langem kam keine Reaktion und das Einzige, was aus dem Eklat resultierte, war Harrys Frustration.

Was war nur passiert? Wieso in aller Welt konnte er durch seine hammerharten Worte nichts mehr auslösen?

Es muss ein schleichender Übergang gewesen sein, denn eine wirkliche Änderung konnte er an keinem Zeitpunkt festmachen. Er hatte sie einfach weichgekocht. Wie eine Kartoffel. Er war der Koch, der einen Kartoffelstampf vorzubereiten hatte und seine Mitmenschen das Stärkeprodukt.

Seine Aufgabe war es nun, die Stärke aus den Kartoffeln zu spalten und sie danach erbarmungslos zu einem zwar festen, aber dennoch gleichsam weichen Brei zu verarbeiten.

Er musste zugeben, dass ihm das Kochen bereits vorzüglich gelungen war, doch das Zermürben stellte ihn vor einen beinahe undbesteigbaren Berg der Cuisine.

Ein wenig bedrückt lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und machte sich weiterhin Sorgen um seinen Werdegang bezüglich seiner Bösartigkeit.

"Miss Bunklee ist solch eine Hure, sie sollte jetzt sofort einen Wadenkrampf erleiden!", schimpfte er innerlich.

Lange konnte er sich keine Gedanken mehr machen, denn plötzlich ertönte der Pausengong und Harry verließ schnurstracks die Räumlichkeit.

Wie er es schon seit Jahren zu tun pflegte, ging er durch den Gang der in die Aula führte und stupste jeden, der sich im selben Flur befand, mit dem Finger an. Es befriedigte ihn, wenn er daran dachte, wie die Opfer selbst nach Sekunden noch den Abdruck seines Fingers in der Haut spüren konnten.

Er atmete tief ein und aus, denn schon bald würde er auf seine Gegenspieler treffen.

Er ballte seine Hände zu Fäusten und setzte ein wütendes Gesicht auf, er wollte die Menschen einschüchtern.

Und da stand sie auch schon. Celine.

Vehementen Schrittes ging er auf sie zu und spuckte ihr ein abfälliges "Guten Morgen!" entgegen.

Sie erwiderte seine Grußformel und gemeinsam steuerten sie ihren Pausenaufenthaltsort an.

Dort angekommen drehte sich Celine Harry zu und fragte: "Harry, was bedrückt dich? Ich sehe, irgendetwas zerfrisst dich innerlich!"

"Hör zu, Celine. Ich verliere meine Badness. Ich verwandle mich in eine Witzfigur!", schüttete er sein Herz aus.

"Ich kann dir helfen!", sprach Celine und erweckte neue Hoffnung in Harrys Innerem.

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