6. Kraut

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Beth hatte den Plan schon geschmiedet. Sie würde nicht einbrechen, Nein. Das Risiko, dabei erwischt zu werden, war ihr zu groß.
Es gab nur zwei Möglichkeiten, ihrem Herzblatt Ricardo näher zu kommen.

Entweder würde sie erneut in das Café, in welchem er seinen Lebensunterhalt erwirtschaftete, gehen - aber wie erbärmlich wäre es, ihn nach seiner Handynummer zu fragen, wenn er ihr schon seine Rentenversicherungsnummer gab? Damit würde sie ihm nur quittieren, dass sie zu feige war, für ihre sich anbahnende Liebe eine Straftat zu begehen. Wie sehr würde sie bei ihm in Ungnade fallen?

Also blieb ihr nur noch eines übrig: Sie musste in einer Niederlassung der Rentenversicherungsbehörde einen Job finden. Sie lachte sich ins Fäustchen und fing an, eine Bewerbung als Reinigungskraft aufzusetzen.

In ihrem Elan, angekurbelt von der Fantasie, bald mit Ricardo den Liebesakt zu vollführen, schrieb sie sich in einen Wahn und vergaß ihren renitenten Sohn komplett und bemerkte nicht, wie Harry um 19:30 das Haus verließ - und das obwohl morgen die Schulpflicht rufen würde!

Nach einigen Stunden der kognitiven Apathie kehrte Beth in die Realität zurück und bemerkte die Absenz ihres Sprösslings.
„Harry!", schrie sie durch die gesamte Immobilie, in welcher sie ansässig waren, doch auf eine Antwort wartete sie vergeblich.

„Ich bin eine schlechte Mutter, aber ich wage es hiermit zu bekunden, dass ich diesen Rotzlöffel manchmal mit harten physischen Sanktionen bestrafen wollen würde!", sprach sie, als sie sich ihren mintfarbenen Anorak überzog und verlies das Haus, um dort weiterzufahnden.

Eine halbe Stunde schon vagabundierte sie durch die Siedlung und war jedoch metaphorisch in ihrem Unterfangen noch keinen Schritt weitergekommen. „Leck mich am Arsch.", stieß Beth aus und terminierte so ihre Suchaktion.

Zuhause angekommen bemerkte sie erneut, wie unorthodox sie doch ihre Mutterrolle interpretierte, als sie ein Gefühl der Zufriedenheit verspürte, da niemand ihr ein rohes Ei an den Kopf geworfen hatte. Harry könnte sein Begrüßungsritual nicht ausführen, denn er war nicht da!

Doch hätte sie gewusst, was Harry machte, wäre ihr in diesem Moment nichts lieber gewesen, als eine zerbrechende Kalkschale an ihrer Stirn zu spüren...

Hallo meine Lieben. Ich habe tatsächlich mal wieder was geschrieben. Ich weiss nicht, wer das hier noch liest, aber ich hoffe, dieser Nonsens bringt euch auf andere Gedanken, falls ihr heute nen Scheisstag hattet und so wie ich 14 mal hintereinander gegen euren Vater in Quizduell verloren habt.

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