Kapitel 22 - Der Sonneschein kommt raus

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Scar's Sicht: Ich wachte bereits um halb 8 auf, und wusste sofort genau was ich tun wollte.
In einer irrationalen Eile zog ich mir schnell eine lila Bluse und schwarze Jeans an, strich mir ganz kurz mit einer Bürste durch die Haare und trug ein wenig Lipgloss auf, bevor ich ins Wohnzimmer ging, wo Dad bereits in seine Zeitung vertieft saß, vor ihm ein leerer Eierbecher.
"Guten Morgen!", begrüßte ich ihn enthusiastisch, woraufhin er die Zeitung herunternahm.
"Warum bist du denn schon so früh wach? Und... angezogen auch schon?", fragte er überrascht.
"Ich muss das Auto ausleihen!", kam ich direkt zu meinem Anliegen (vielleicht etwas zu direkt, man hätte es auch als Frage formulieren können...), "ich muss... was erledigen."
Skeptisch legte Dad die Zeitung komplett zur Seite und sah mich an.
"Was erledigen? So früh morgens? Mit dem Auto?"
"Wegen Black Friday", platzte es aus mir heraus.
Ich wusste nicht, warum ich ihm nicht sagte, wo ich wirklich hinfahren wollte; warum ich ihm nicht sagte, dass sich in meiner ledergebundenen Ausgabe von Sherlock Holmes Geschichten ein Umschlag mit 10'000 Dollarn befand, aber irgendetwas in mir wehrte sich dagegen.
Aus irgendeinem Grund spürte ich das Verlangen, die Sache erst mit V zu regeln, bevor ich irgendjemand anderem davon erzählte, sogar Dad.
"Black Friday? Was willst du denn kaufen?"
"Was wohl? Ich will zu Barnes & Noble solange sie noch gute Bücher haben!"
Plausibel.
Wieso sagst du nicht einfach die Wahrheit Scarlett?
"Ohh, ach so", realisierte Dad meine Erklärung und lächelte. "Dann beeil dich mal, bevor die guten Bücher weg sind! Ich hoffe mal, Buchladenkunden sind obwohl es Black Friday ist noch relativ zivilisiert... oder soll ich mitkommen?"
Dad ging auch gerne in den Buchladen, vielleicht müsste ich ihm doch früher von den jüngsten Ereignissen erzählen als ich bereit war...
"Ist schon okay, ich werd aufpassen. Und nicht zu viel kaufen, keine Sorge! Ich werd gucken, ob auch was für dich dabei ist, was über Nelson oder so"
Und mit diesen Worten schnappte ich mir mein Schlüsselbund (welches aus 4 Schlüsseln, einem kleinen blauen Stoffherz und einer Tardis bestand) und meine Brille vom Regal im Flur und verabschiedete mich mit einem schnellen "Bis gleich Dad" folgend von einem Luftkuss.

Ich hatte vergessen, mir die Zähne zu putzen.
Und Hunger hatte ich auch.
Und eine Jacke hatte ich auch vergessen.
Vielleicht hätte mir ein klein wenig mehr Planung statt Entschlossenheit vor 1 1/2 Stunden ganz gut getan, aber jetzt war ich hier.
Ich parkte unseren alten dunkelgrünen Pick-Up in der Auffahrt des riesigen alten Hauses (sie hatten sogar einen Springbrunnen in ihrer Auffahrt! Mit Rosen!), was ein starker Kontrast war, nahm meinen Rucksack vom Beifahrersitz und trat hinaus in die Kälte.
Zum Glück waren es nur ein paar Schritte, und in kürzester Zeit hatte ich dir Tür aufgeschlossen und stand in der an ein Schachbrett erinnernden Eingangshalle (V und ich hatten vor Jahren Schlüssel zum Haus der anderen ausgetauscht).
"V?", rief ich probehalber, erhielt jedoch keine Antwort. Sie schlief höchst wahrscheinlich noch.
Ihr Vater war allerdings glücklicherweise auch nicht zuhause und vielleicht hatte V den Angestellten freigegeben, wegen Thanksgiving.

Ich beschloss, zu warten, ob V von selbst wach werden würde, also machte ich mich derweil auf in die Küche.
Sie war riesig, mit einer Kücheninsel und einer gesamten Wand mit Kühlschränken, jedoch waren weder V noch ihr Vater hier je länger als für ein paar Minuten anzutreffen - kochen taten sie nicht selber.

Immer noch mit Energie geladen steckte ich ein Toast in den High-Tech Toaster, stellte besagten ungeduldig auf die höchste Stufe und musste dann feststellen, dass mein Toast verbrannt war, während ich Nutella und Erdnussbutter herausgekramt hatte.
Gerade wollte ich den nächsten Versuch starten, als eine unverkennbare, eiserne Stimme mich in meiner Bewegung einfrieren ließ.
"Victoria, was zur HÖLLE macht dieses Rostblech von Auto auf meiner Auffahrt?"
Vs Vater war da.
Wieso war er jetzt da?
Hatte er nicht... Arbeit oder so? Das Superschurkenbusiness ruhte doch eigentlich nie oder nicht?
"Guten Morgen, Grembold", begrüßte ich Vs Vater mit seinem Vornamen ohne mich zu ihm umzudrehen, während ich mein neues Toast aus dem Toaster nahm.
"Ahh ja, schön knusprig braun", murmelte ich, vielleicht oder vielleicht auch nicht nur um ihn zu provozieren.
"Raus. Aus. Meinem. Haus."
Es war nicht schwierig, sich kleine Rauchwölkchen vorzustellen, die aus seinen Ohren und Nase kamen, während er mit mir redete.
Nicht kichern.
"Warum so grumpy heute Morgen? Nicht gut geschlafen?", ich biss in mein Erdnussbutter-Nutella-Toast und ging an ihm vorbei in Richtung Wohnzimmer.
"Verlass sofort mein Haus oder ich schwöre dir, ich werde dafür sorgen!", flüsterte Director Sterling mit unterdrückter Wut und das war der Zeitpunkt bei welchem V die Treppe runter kam.

V' s Sicht: Ich war gestern Abend sauer gewesen.
Sauer auf mich, sauer auf sie, sauer auf Tanner, sauer auf alles.

Als ich letztendlich eine halbe Stunde später zuhause war, brauchte ich nicht lange um vor Erschöpfung und den Wunsch für ein paar Stunden alles zu vergessen, in den Schlaf zu fallen.

Die Nacht war nicht sonderlich lang.
Es war das Schreien meines Vaters,welches mich weckte, nicht wirklich sein Schreien, eher seine laute Stimme.

Unwohl schob ich mich auf den Bauch und zog meine warmen Decke über den Kopf, die aber außer der warmer werdenden Luft nichts besser machte.

Konnte dieser Mann nicht einmal... EINMAL mich in Ruhe lassen?
Müde setzte ich mich mit einen Schwung auf,stellte meine warmen Kuschelsocken auf das dunkle Paket und ließ für ein paar Sekunden meine Haare in mein Gesicht fallen.
Ich war müde.
Meine Lider waren noch völlig verklebt und meine Augen bekam ich kaum auf.

"Victoria, was zur Hölle macht dieses rote Blech von Auto in unserer Auffahrt?" Ich streckte meinen Rücken durch und sprang dann auf meinen Füßen.
Ein Rotes Auto?
Das war Judds Wagen... Scarlett.
"Raus.Aus.Meinem.Haus."
So schnell wie möglich glitschte ich über den glatten Boden im Oberen Flur, hielt mich wieder am bunten Fenster fest ,rannte die lange Wendeltreppe so schnell wie möglich hinunter und sprang mit großen Schritten über die Schachfliesen bis ich im Übergang zum Wohnzimmer stand und zwischen meinem Vater, der wie immer ein schwarzen Anzug trug und nicht grade die beste Laune hatte und meiner besten Freundin stand, die mit ihrer rundlichen Brille auf der Nase Grinsend ein verbranntes Toast mit Nutella und Erdnussbutter in der rechten Hand hielt.
Anstatt meinem Vater Aufmerksamkeit zu schenken wendete ich mich an Scarlett, die sich anscheint überwunden hatte mich mir zu reden.
"Kannst du mir auch so ein Toast machen?"

Was haltet ihr davon, dass Scar und V sich wieder vertragen haben?
Hättet ihr auch das Geld angekommen?💕

Bis sie stirbt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt