Kapitel 21- Das Ende des Sturmes?

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V's Sicht: Nach einer ruhigen Fahrt von einanhalb Stunden  kam ich vor Scars Haus an.
Sobald ich die Autotür hinter mir zu fallen ließ, umhüllte mich kalte Luft und der Klang der Nacht empfing mich.
Es war windstill ,für einen Moment schloss ich einfach meine Augen, spürte das dicke Papier des Umschlags und atmete tief durch.
Ich wusste das mein Herz in diesem Moment schneller schlug, als sonst... ich hatte Angst, dass sie alles falsch verstehen würde.
Fühlte mich wie ein kleines Kind, dass eine schlechte Note geschrieben hatte und ich stand dazu noch unter Adrenalin.
Ich wand den Gedanken, dass Scarlett mir die Tür vor der Nase zu schlagen würde und unsere Freundschaft nur wegen einen Kuss für immer in Sand ertrinken würde, ab... zumindest versuchte ich ihn weg zu schieben.

Mit Mühe konzentrierte ich mich wieder aufs Haus. Das Haus, Scars Haus.... es war groß.
Stammt noch aus der Viktorianischen Zeit.
Sie hatten eine Menge Zimmer, so viele Zimmer das wir bei Scar fast genauso gut verstecken spielen konnten,wie bei mir, als wir klein waren.
Soweit ich wusste hatte Scars Mutter in den Laboren fürs FBI gearbeitet , war eine gut verdiente Frau und dann starb sie.
Judd hatte nach dem Vorfall alles für seine Tochter aufgegeben, seit dem leben beide nur noch mit dem nötigsten.
Das Haus?
Eine Ruine.
Aber es störte mich nicht... es war ein hübsche, belebte Ruine.
Was ich sagen will: Man brauch kein Geld um glücklich zu sein, man brauch Liebe und Liebe steckte in diesem Haus.

Vorsichtig fing ich an einen Fuß vor den anderem im Rasen versenken zu lassen. Ich konnte spüren, wie meine Füße und Beine von der Kälte rot anliefen, ich hatte keine Zeit gehabt um mich um zuziehen. 

Mit schwitzigen Händen und klopfenden Herz stellte ich meinen ersten High Heel auf die knatschenden Verander ab und zog mein anderes Bein hoch.

Ich hatte noch nie so lange vom Auto bis zur Klingel gebraucht.
Unwissend, was auf mich zu kommen würde, drückte ich auf die Klingel, die neben einem alten festen Papier hing, wo ironischer Weise: Hier bitte klingeln, drauf stand.
Ich klingelte.

Scars Sicht: Ich zuckte zusammen und fragte mich, ob Dad davon wach geworden war und falls nein ob ich ihn wecken sollte - wer klingelte denn bitte nach Mitternacht noch bei uns?
Einbrecher? Aber die würden nicht vorher klingeln und außerdem war bei uns doch nichts zu holen...
Trotzdem kam mir die Sache reichlich sonderbar vor, weshalb ich schließlich erst nach bestimmt einer Minute, bewaffnet mit einem Deospray die Tür einen winzigen Spalt öffnete.

Vor mir stand die im Nachhinein einzig in Frage kommende Person: warum war ich da nicht sofort drauf gekommen?

"Victoria was machst du hier?"
"Ich will mit dir reden!", begann V, aber ich unterbrach sie: "Es ist mitten in der Nacht! Was gibt es noch zu reden darüber, daran hattest du doch auch kein Interesse als du zu deinem Bonzenvater nach Washington abgehauen bist ohne mir überhaupt eine Nachricht zu hinterlassen!"
Zu meiner völligen Irritation begann V auf einmal zu schmunzeln und ihr Blick fiel auf meine Hand.
"Was soll das Deo dir bitte nützen ohne Feuerzeug?"
Genervt kniff ich die Augen zusammen.
"Vielleicht habe ich ja ein Feuerzeug in der Tasche!", konterte ich und durchwühlte die Tasche meiner Pyjamahosen, obwohl ich mir selber nicht erklären konnte, wieso sich dort eins befinden sollte.
Ich setzte ein schmales Lächeln auf. "Okay, vielleicht ist da kein Feuerzeug, aber hast du schonmal Deo in den Augen gehabt? Nicht wünschenswert! Gute Nacht."
Damit wollte ich diese ins nichts führende Konversation bereits beenden und die Türe schließen, doch V schob ihren Fuß dazwischen. High Heels.
Sie war direkt von der Gala hierher gekommen.
"Nein, Scar, ich möchte wirklich darüber reden! Ich will nicht mehr von dir weg rennen. Ich will dass es wieder so wird wie früher."
Ich schloss die Türe doch noch nicht, und bekam daher noch mit, wie V mir einen Umschlag entgegenstreckte.
Misstrauisch öffnete ich die Haustür dann doch weiter und beäugte ihn.
"Was ist das?"
"Es ist Geld.", V seufzte.
"Mein Vater hat viel zu viel davon und ihr ---"
"Ich brauche kein Geld.", lehnte ich ab und schob den Umschlag zurück.
Dachte V wir bräuchten Almosen? Dachte sie, sie könnte sich mit Geld für Dinge entschuldigen, wie ihr Vater es tat?
"Scarlett bitte nimm es an! Ich weiß, dass ihr es besser gebrauchen könnt!"
Ich dachte daran, dass es im Haus genauso dunkel wäre wie hier, wenn ich die Tür schließen würde, das einzige Licht das Mondlicht.
Ich dachte daran, dass ich nicht sehen können würde, wie Laura sich als außerirdische Prinzessin herausstellen und in einer dramatischen Verfolgungsjagd die einen sprechenden Hund namens Frank beinhaltete in ihr Raumschiff steigen und zu Ihrem Heimatplaneten zurück fliegen würde.
Ich dachte daran, dass Dad mein College als Priorität ansah, mehr noch als die Stromrechnung.
"Tut mir leid, V, aber ich kann das nicht annehmen."
Ich konnte nicht einfach ihr Geld nehmen und dann wäre alles wieder gut.
"Dein Vater trägt seine Uhr nicht mehr, und ich weiß genau, dass es hinter dir ausnahmsweise nicht zum Spaß so dunkel ist!"
Ach, das wusste sie also? Schön für sie.
"Ich kann und werde es nicht annehmen. Ich wünsche dir noch ein schönes Thanksgiving."
Und mit diesen Worten schloss ich endgültig die Tür.Etwa 10 Sekunden später ließ mich das Geräusch von Vs Hupe noch einmal zusammenzucken, dann hörte man, wie ihr schwarzer SUV sich entfernte.
Ich stieß einen erschöpften Seufzer aus und lehnte mich an den Türrahmen.
War ich zu hart gewesen?
V hatte sich wirklich entschuldigen wollen, dann hatte sie probiert, alles mit einem kleinen Witz besser zu machen und dann natürlich das Geld...
Ich wünschte mir auch, es könnte wieder so sein wie früher zwischen uns, aber nach fast einem Monat kaum Kontakt und Wut aufeinander ging es nicht so einfach.
Ich wollte einfach nur noch schlafen, jedoch hörte ich vorher noch ein leises Miauen vor der Haustür - Marie wollte den Rest der Nacht anscheinend drinnen verbringen, vermutlich war es ihr zu kalt.
Ich öffnete die Haustür also erneut und während unsere Katze sich wie ein kleiner weißer Blitz an mir vorbei ins Haus schlängelte fiel mir etwas weißes in unserem Briefkastenschlitz auf.
Der Umschlag mit dem Geld.
V hatte ihn dagelassen.

Bis sie stirbt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt