Kapitel 34- Die Uhr tickt wieder

64 5 0
                                    

Scarlett's Sicht:
Als ich aufwachte erinnerte ich mich nicht an viel von dem, was passiert war, nachdem ich das Bewusstsein verloren hatte. Schemenhafte Erlebnisse und viel Dunkelheit.
Jetzt war es hell.
Mehr noch, es war geradezu gleißend hell, blendendes weiß, was auf mich herunter strahlte wie ein sterbender Stern.
Es bereitete mir Kopfschmerzen, oder vielleicht waren die Kopfschmerzen auch schon vorher da gewesen, vermutlich waren sie das.
"Scarlett, Prinzesschen, wie fühlst du dich?"
Nach ein paar mal blinzeln konnte ich Dads Stimme zuordnen; er saß neben meinem Bett und lächelte mich beruhigend an.
Wobei 'mein Bett' nicht ganz korrekt war, ich lag in einem Krankenhausbett in einem Krankenhauszimmer mit grellem weißen Neon-Licht. Ich war noch nie ein Freund davon gewesen, das Edelgas in der Beleuchtung von Zimmern zu nutzen, wobei es natürlich zweckmäßig war, aber schön beim besten Willen nicht.
"Ging... ging mir schonmal besser", flüsterte ich, wobei ich einen zweiten Anlauf benötigte, um meine Stimme wiederzufinden.
Langsam rückte auch der Rest meiner Situation in mein Blickfeld; mein rechter Arm war in einem großen Gips und in meinem linken steckte ein Schlauch.
Mein Magen fühlte sich bei diesem Anblick merkwürdig an, und außerdem wirkte es schon die ganze Zeit so, als ob sich ein dünner, nebliger Schleier über mein Blickfeld und meine Gedanken gelegt hatte, also wandte ich mich schnell wieder ab.
"Du hattest einen Autounfall.", erklärte Dad mir in seiner ruhigen Art die Situation; vermutlich nahm er an, dass mir gerade noch nicht wieder klar war, was passiert war.
Aber ich hatte noch nie diese desorientierten Momente gehabt, in denen ich aufwachte, und mich nicht sofort an alles erinnerte, was vor dem Einschlafen passiert war.
Genauso erinnerte ich mich jetzt an alles.
Das Telefonat mit V, Alec, die Pistole, das Auto, die Backsteinwand, die immer näher kam.
"Du hast wirklich Glück gehabt, und vor allem Geistesgegenwart. Wenn du das Auto nicht noch abgewendet hättest..."
Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie schockiert Dad gewesen sein musste, als er von meinem Unfall erfahren hatte.
"Hab ich aber", erinnerte ich ihn und er nahm vorsichtig meine Hand.
"Das wird schon wieder Prinzessin"

V's Sicht:
Zwei Stunden zuvor:

Das Quietschen meiner Turnschuhe durchdrang  die Flure, ich versuchte mit der rutschigen Sohle nicht hinzufallen und rannte den Sanitäter weiter hinterher.
Scarlett war bewusstlos- immer noch.
"Brauchen Sie Hilfe?" Eine Frau im Kittel war von der Seite zu mir getreten,ich hatte sie nicht kommen sehen. Bevor ich es mitbekam war ich stehen geblieben und dann war Scar auf einmal mit den Sanitätern weg.
"Ich muss zu ihr" aufgebracht und verwirrt rannte ich an der Frau vorbei zu dem Infomartions Tresen. " Sie können nachher zu ihr. Sind sie den von der Familie?" Die Familie. Judd.
"Ma'm ?" Judd ich musste ihn anrufen.
"Ihre Hand sieht wirklich nicht gut aus" die andere Frau kam wieder näher zu mir.
"Ma'm soll ich jemanden für sie anrufen?" Scarlett?
Ich hatte Kopfschmerzen.
Meine Hand?
Tat sie weh?
Ich sah auf sie hinab.
Sie war rot und dick angeschwollen, sie brannte.
"V, am besten setzte wir uns erst mal, siehst du da ist Platz frei" Ich brauchte Luft.
"V?"
Erst jetzt wurde mir bewusst das wir im Krankenhaus waren und es Scarlett so schlecht ging, dass nicht mal ihre Familie zu ihr durfte.
Mir wurde schwindelig.
"Komm wir setzten uns" Jemand nahm leicht meinen Arm und half mir mich zu setzten.
"Alles wird wieder gut" seine Stimme sie war so ruhig und sanft.
"Ich hole einen Artzt hier her" Es verging kaum Zeit bis er wieder kam „Ist das ihre Freundin ? " Freundin und dann viel mehr der Groschen.
Auf einmal macht alles wieder Sinn.
Tanner hatte mich zu den Sitzen geführt und wich nicht von meiner Seite.
"Ja ist sie und das wäre wirklich toll,wenn er hier hin kommen könnte"
Ich musste Judd anrufen.
Wo war nur mein Handy?
"Tanner?" Nervös strich mir dummerweise mit der falschen Hand übers Bein und musste sofort aufstöhnen.
"Vorsichtig, was ist V?"
Wie konnte er nur so ruhig sein?
Es wäre er nicht zum ersten Mal in so einer Situation nahm er meine linke,gesunde Hand und fing zu Beruhigung an kleine Kreise auf den Handrücken zu malen.
"Wo ist mein Handy?" Meine Hosentaschen waren leer und ich ich hatte keine Jacke an weshalb, es auch nicht in den Taschen sein könnte.
"Hier" er ließ mich los und hielt mir Seins entgegen.
"Das ist deins und nicht meins"
"Ich weiß, deine Sachen hast du im Auto liegen gelassen" Tanners Auto.
Wir waren mit im Rettungswagen gefahren.
Wahrscheinlich lag es jetzt völlig eingeschneit mitten auf den Rasen der University.
Zögernd nahm ich es entgegen und tippte langsam Scarletts Festnetznummer ein.
Ich kannte die Handynummer von ihrem Dad nicht auswendig also war das die einzige Chance.
Nervös bemerkte ich am Rande wie ich die Fingernägel meiner heilen Hand leicht in meinen Oberschenkel bohrte.
"Was hast du vor?" Tanner sah mich mit großen Augen an.
Anstatt ihn eine Antwort zu geben lief nur der Anrufbeantworter: "Tut mir leid wir sind nur für geladene Gäste erreichbar" Den blöden Neutronen Witz mochte Scar schon immer.
"Wen hast du versucht anzurufen?" Schwach gab ich Tanner sein Handy wieder und spürte erst jetzt wie,dass es mir selber nicht so gut ging.

Bis sie stirbt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt