Kapitel 23-Zurück nach Yale

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Scarletts Sicht: Ich durfte am Fenster sitzen, am Fenster sitzen und zusehen wie Washington unter uns immer kleiner wurde, und schließlich unter den Wolken verschwand.
"Also ich muss schon sagen, das ist doch ein bisschen angenehmer als neben stinkenden alten Typen und ununterbrochen faselnden Weibern zu sitzen", kommentierte ich, während ich probehalber den Sitz fast waagerecht zurück stellte: Business Class!
V lachte. "Keine Sorge, Scar, ich werde dich nie wieder in so eine Situation kommen lassen", sie legte ihre Hand auf meine und sah mir in die Augen. "Versprochen."

Ich wusste, dass dieses Versprechen für mehr galt als nur das Zugfahrt-Fiasko. Es galt für unsere Freundschaft, und dafür, dass wir sie nie wieder wegen einer solchen Kleinigkeit fast opfern würden.

Grembold hatte das mit dem Geld nicht rausgefunden (wenn man gefühlt so reich war wie Dagobert Duck fielen läppische 10'000 Dollar nicht auf), Dad dafür sofort nachdem ich bei V gewesen war.
V war mit zu mir gekommen und selbstverständlich hatte er es zunächst nicht annehmen wollen, aber letztendlich war die Stromrechnung bezahlt worden und auch wegen meiner Studiumgebühren müsste ich mir erstmal keine Sorgen mehr machen.
Und wegen Sitznachbarn in öffentlichen Verkehrsmitteln jetzt auch nicht mehr - V hatte mir ein Versprechen gegeben.

"Wurst oder Käse?", fragte die Stewardess, woraufhin ich beides ablehnte, da ich kein Fan von kalten, wabbeligen Sandwiches war, und V sich für Wurst entschied, was sich dann als überraschend okay aussehend herausstellte.
Außerdem war ein Twix mit in der Schachtel, welches V mir schenkte.
Ich kramte mein Rätselheft wieder heraus und löste um reinzukommen in weniger als 5 Minuten das leichte Sudoku, bevor ich mich an das Kreuzworträtsel herantraute, wo es keine Beschreibungen gab, sondern nur kleine Zahlen in jedem Kästchen, die Buchstaben entsprachen. Man musste herausfinden, welchen, wobei 'S' 13 war.
Das war eine gute Übung für den Kryptographie Kurs.
'E' hatte ich schnell identifiziert, und als die Stewardess uns nach Getränken fragte (Tee für uns beide), bei welchem unaufgefordert ein Keks bei war, fiel mir etwas an V auf.
Ihr Griff um die Teetasse war leicht verkrampft und ihr Blick unkoordiniert auf die Sicherheitsinstruktionen gerichtet, die auf laminierter Folie im Aufbewahrungsfach hinten am Sitz vor uns steckten.
Ich sah von meinem frustrierend schwierigen Rätsel auf.
"V? Ist alles okay?"
"Hm? Was?", V fixierte ihren Blick auf mich und bestätigte meine Vermutung.
"Du hast diesen Blick drauf... den du hast, wenn du dich nicht wohl fühlst oder ein bisschen Angst hast. Dabei gibt es dafür gar keinen Grund - die Wahrscheinlichkeit, dass unser Flugzeug abstürzt liegt bei 1:11'000'000!"
"Ach so, dann bin ich ja beruhigt. Es ist halt nur so... es ist das erste Mal seit langem, dass ich ein anderes Flugzeug fliege als unseres, mit einem Piloten den ich nicht kenne und so..."
Ich lachte laut auf.
"Was denn?", fragte V, ebenfalls lachend.
"Du bist so ein Bonze! Noch schlimmer als James und Kirsty!"
Sie zuckte kichernd mit den Schultern. "Okay, ich merk schon, ich bin schon wieder peinlich"
"Aber solange du noch Indien und Israel auseinanderhalten kannst..."
Ich hatte V die Story aus dem Zug selbstverständlich detailreich erzählt.
"Indien und was? Istanbul? Ist das nicht in Afrika oder so?", alberte sie herum um mich zu provozieren und als Strafe bewarf ich sie mit meinem Keks.

V's Sicht: Nach weiteren 15 Minuten Flug kamen wir am New Heaven Airport an und laut Scar, war es das erste Mal in ihrem Leben, dass ihr Gepäck sofort kam.

Nachdem wir beide unsere Koffer hatten spazierten wir nach draußen.
"Nur noch drei Taxis"
"Und eine große Gruppe von College Studenten." Beendete ich ihren Gedanken und hielt kurz Augenkontakt mit ihr.
Als langsam ein Lächeln auf ihren leicht angemalten Lippen entstand nickte ich kurz.
"Hier" mit einem leichten Schups rollte mein großer schwarzer Hardcover Koffer zu ihr hinüber.
3 Taxis und ungefähr 30 Leute, die ihnen langsam näherten.
Ich atmete durch.
Das würde peinlich werden... egal.
Fest entschlossen warf ich meinen Zopf über die Schulter und fing an, an den anderen vorbei zu rennen.
"Hey" ich ignorierte die Gaffenden Schreie.
Mein Vorteil?
Ich hatte keinen Koffer zu tragen.
Dummerweise war ich nicht mehr lange die Einzige, die diese Idee hatte.
Aus meinen Augenwinkel konnte ich ein Rothaariges Mädchen sehen, was genau auf meiner Höhe lief.

Bis sie stirbt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt