31

666 28 10
                                    

Johns Sicht

Heute ist es soweit.

Heute ist der Tag.

Der Tag an dem Melodie und ich alles verlieren was wir haben.

Unser Leben.

Unsere Liebe.

Einfach alles.

"John?" Höre ich Melodies stimme.

Ich drehe mich zu ihr und mustere sie, wie sie in dem schwarzen Kleid im Türrahmen steht.

Ich sehe in den Spiegel vor mir.

Ich stecke in einem schwarzen Anzug.

Ich schließe die Augen und gehe langsam auf Melodie zu.

"Komm." Sage ich und laufe mit ihr Hand in Hand zum Auto.

Die anderen sind schon dort.

Wir machen uns auch auf den Weg dort hin.

Ich hätte nie gedacht das uns dass passieren wird, mit unseren Kindern.

Gedankenverloren fahre ich dort hin.

Keine Eltern der Welt sollten wegen ihrem Kind oder ihren Kinder hier her kommen.

Ich parke das Auto neben das von Isaac.

Gemeinsam steigen Melodie und ich aus dem Auto aus.

Wir gehen auf die Gäste zu.

Wir gehen nach einander in die kleine Messe.

Dort liegen drei glänzende weiße Särge.

Ich höre ein schluchzen neben mir, es Melodie.

Ich halte sie und führe sie unseren Plätzen.
Dort sitzen wir und warten.

Ich bemerke garnicht das der  Pfarrer schon längst da ist.

Er fängt an "Der amerikanische Schriftsteller Thornton Wilder (gesprochen: Sornten Wailder) hat einmal gesagt:

Da ist ein Land der Lebenden und da ist ein Land der Toten; als Brücke dazwischen ist unsere Liebe.

Da ist ein Land der Lebenden. Wir haben dieses Land mit ihnen erlebt. Manche von uns sind mit ihnen einige Schritte gegangen, andere fast den gesamten Lebensweg.
Über die Zeit im "Land der Lebenden", haben wir viele Erinnerungen und können sehr viel erzählen. Gerade in den letzten Tagen sind viele dieser Erinnerungen wieder wach geworden."

Ich muss mich zusammen reisen.

Ich muss für Melodie stark bleiben.

Er erzählt weiter "Wir erinnern uns an glückliche Stunden mit ihnen in unserer Mitte, an lustige Erlebnisse, an Feste und Feierlichkeiten mit ihnen, an Freude und Ausgelassenheit; doch da sind auch Erinnerungen an Krankheit, an traurige Erlebnisse  und schwere Stunden.

Die Erinnerungen an ihnen in diesem Land der Lebenden sind unterschiedlich.
Erinnerungen an glückliche Stunden sind dabei, an lustige Erlebnisse, an Feste und an Feiern, an Freude und Ausgelassenheit.

Doch da sind auch Erinnerungen an Krankheit, an traurige Erlebnisse und schwere Stunden. In der Stille kann sich nun jeder einen Augenblick lang selbst erinnern an die Schritte und Wege mit ihnen, die man besonders in Erinnerung behält."

Er macht eine Pause.

Vor meinem Innerem Auge läuft eine Art Film ab.

- Als Melodie mit Nicolas und Angel schwanger war.
- Ihre ersten Schritte.
- Ihren ersten Zähne.
- Die ersten Haare.
- Ihre ersten Wörter.
- Ihre Umarmungen
- Ihr Gelächter.

Einfach an alles.

Nach einer Weile redet er weiter "Da ist ein Land der Lebenden - und da ist ein Land der Toten, sagt der Dichter. Über das Land der Lebenden gemeinsam mit ihnen haben wir viele Erinnerungen und könnten noch viel mehr erzählen, mehr noch, als die Zeit hier und heute reicht.

Über das Land der Toten, können wir nichts sagen. Dahin sind sie nun unterwegs.

Wir wissen nicht, wie es dort sein wird und was sie dort erwartet.
Wir können ihnen nur hilflos nachblicken.
Wir geben ihnen aber unsere guten Wünschen mit für die Wege, die sie nun gehen, für das Land, das sie erwartet.

Da ist ein Land der Lebenden und da ist ein Land der Toten; und als Brücke zwischen beiden steht unsre Liebe.

Diese Brücke ist stark; sie wird lange halten; bei einigen von uns für alle Ewigkeit."

Ich sehe zu Melodie, die sich an mich fest klammert.

"Es ist eine Brücke, gebaut aus Steinen der Liebe, befestigt mit unseren Tränen, verfugt mit unseren Erinnerungen und unseren guten Gedanken.
Lasst diese Brücke stark sein, als Verbindung zu ihnen; als Verbindung über die Grenze hinweg, über die Grenze zwischen dem Land der Lebenden und dem Land der Toten.

Da ist ein Land der Lebenden und da ist ein Land der Toten; und da ist als Brücke zwischen beiden unsere Liebe."

Ich kann meine Tränen nicht mehr verbergen.

Ich höre dem Pfarrer auch nicht mehr zu.

Ich kann nicht mehr.

Ich werde nach einer weile an der Schulter berührt.

Ich stehe widerwillig auf und folge den Särgen die heraus getragen werden.

Am Grab fängt es an wie aus Eimern zu schütten.

Wie passend.

Die Särge werden nach und nach in das große Grab hinunter gelassen.

Kein Elternteil dieser Welt sollte hier stehen.

"John..." flüstert Melodie und berührt mich leicht am Arm.

Ich gehe auf das Grab zu.

Als erstes lasse ich eine Schaufel Erde in das Grab fallen.
Dann gieße ich drei mal Wasser hinein.

Und zum Schluss die rote Rose.

Das war es also.

War die Geschichte von Nicolas und Angel.

Melodies und meine Kinder.

Unser ein und alles.

Ich drehe mich um und gehe auf Melodie zu.
Zusammen verlassen wir den Friedhof.

Vor den anderen.

- - Ende - -

Die Liebe Meines Lebens Ist Der Tod 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt