F Ü N F Z E H N

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Ich atme und fühle mich leicht. Frei. Als sei eine unendlich schwere Last von meinen Schultern genommen worden. Mein Gang ist gerade, mein Blick aufmerksam und doch lauert das Gefühl der Anspannung unter der Oberfläche, bereit unvorhersehbar und plötzlich hervorzubrechen und mich in die Knie zu zwingen.

Haben meine Hände und mein Kopf zu tun, merke ich nichts. Nichts von der Gefahr wieder in ein tiefes dunkles Loch zu fallen und von dort immer weiter hinab in den vernichtenden Höllenschlund der absoluten Hoffnungslosigkeit. Auch wenn ich nicht dorthin zurückwill, passiert es sobald ich anfange zu denken. Zu denken und zu denken.

Über heute, über morgen, über gestern und jetzt und damals und nie und nimmer. Über was wenn, was wie, über die Möglichkeit des Scheiterns, des Triumphes, der Veränderung, der Entscheidung über alles und jeden. Es ist absurd und doch real.

Alles macht mir Angst und doch finde ich den Mut weiter zu gehen, zu atmen zu denken und meine Furcht zu vergraben, auch wenn sie sich immer wieder befreit und sich mit ihren eiserne Klauen an mir festklammert und mir die grausamsten Dinge ins Ohr flüstert.

Und dann möchte ich schreien. All die unausgesprochenen Worte, die mir seit Jahren auf der Zunge liegen, all den Schmerz, den ich in mir trage und an den ich mich gewöhnt habe, sodass ich manchmal vergesse, das er überhaupt existiert.

Und trotz allem scheint es mir, als würde ich mehr leben. Spontanität zählt plötzlich wieder an manchen guten Tagen zu meinem Vokabukar, das Glas ist halb voll und nicht halb leer. Ich tanze am Morgen in der Küche, singe vor mich hin um die Stille zu verscheuchen, die mich früher verschlungen hat.

Und ganz manchmal denke ich nicht sondern mache nur. Nicht gedankenlos sondern intuitiv. Keine tausend Notfallpläne für jedes Wenn-Szenario. Fühlt es sich so an, wenn man lebendig ist?
Ich weiß es nicht und falls es das Leben sein sollte: es ist köstlich.

A N G S TWo Geschichten leben. Entdecke jetzt