Ganze Sätze, ganz unmöglich.
Ein Stottern, Buchstabe um Buchstabe.
Wörter, Fragmente und Kommata wirbeln durch meinen Kopf.
Ich weiß, was ich sagen will und doch kommt keine anständige Aussage über meine Lippen.Der Gegenüber wird wohl denken ich könne nicht sprechen, was ich sehr wohl kann, doch nicht vor Fremden oder mehreren Menschen.
Ich beginne Sätze und verwerfe sie, ringe um die Formulierung und wenn dann Worte meinen Mund verlassen, spreche ich zu schnell, ohne Atempause.
Schäme mich in Grund und Boden, denn ich zähle bereits 21 Jahre und spreche wie ein kleines Kind, verhalte mich wie ein kleines Kind, verfalle wieder in diese Rolle vor anderen Erwachsenen, obwohl ich nun zu ihnen gehöre.
Wie schaffen es andere so klug zu sprechen? Intellektuell klingende Dinge vorzutragen, die Brille auf der Nase, ein unsichtbares Skript in ihren Händen. Souveränität wie es im Buche steht. Selbstsicher bewegen sie sich durch Mengen, in denen ich untergehe.
Ich fühle mich dumm und unterlegen, weil ich es einst war und immer wieder wirft es mich zurück. 2,9 sagt nichts über mich aus und doch wurde ich jahrelang in ein System von sechs bis eins und null bis fünfzehn gesteckt.
Denn daran könne man mich messen. Doch ich bin nur 1,52m und auf Papier fließen meine Worte. Die nie über meine Zunge kommen.
Denn jedes Mal, all die Jahre, kam Gelächter und Getuschel sobald ich sprach. Und deswegen schweige ich und stelle in Frage ob und wie ich spreche.
Denn in Gedanken, bin ich stets im Damals und meine Sprache zu zurückgeblieben, als dass sie es wert wäre nach außen getragen zu werden.
Angst zu sprechen, den Mund auf zu machen. Und doch, so wünsche ich mir, so sehr, endlich gehört zu werden.
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A N G S T
NouvellesWie fühlt sich eine Angststörung an? Hier ist eine Antwort. »Ich sitze am Grund eines Ozeans und sehe nach oben, zu dem Licht, zu der Oberfläche, an der alle schwimmen. Und sie können frei atmen, ohne dass Massen von brennendem Salzwasser in ihre Lu...