D A M A L S
Als ich ein Kind war, hatte ich oft Albträume.
Bei meinem ersten wütete ein Riese in der Stadt. Bei meinem zweiten wurde ich von einem blutrünstigen Drachen gejagt. Und so wurden es mehr. Naturkatastrophen, Freunde und Familienmitglieder wurden zu Mördern, Krieg, Zerstörung, Verrat, Gefangenschaft.Als ich acht Jahre alt war, tauchte das erste Mal DAS in meinen Träumen auf. DAS lauerte mir in meinem Zimmer auf und ließ mich, sobald ich den Raum betrat, wehrlos kopfüber von der Decke baumeln. Erst jetzt im Rückblick verstehe ich, dass er wohl so etwas wie ein Hausgeist, ein Dämon gewesen sein mag. Ich hatte mich im Laufe der Zeit mit ihm angefreundet, sodass er mir in brenzligen Situationen half. Das letzte Mal habe ich ihn mit dreizehn gesehen.
Ich konnte schon immer fliegen. Zuerst wie Bibi Blocksberg auf einem Besen. Dann übte ich. Schlug mir meinen Armen auf und ab wie ein Vogel der zu fliegen lernt. Und schon bald segelte ich selbst durch die Lüfte, frei von der Schwerkraft. Doch je älter ich wurde, desto unkontrollierbarer wurde mein Flug. Ein unsichtbarer Sog zog mich nach oben nach oben, immer weiter nach oben, über den Himmel, über die Wolken in das Weltall hinein. Dort zerbarst ich in tausend Scherben oder von der immerglühenden Sonne zur toter Asche versengt.
In meinen Träumen war ich einst mutig und kühn, ehrenvoll und edelmütig, selbstlos und altruistisch. Ich war ein Held, der ich im wahren Leben nicht war.
H E U T E
Nun bin ich verletzlich, weine, sodass ich auf einem nassen Kissen aufwache. Ich renne vor einer Gefahr davon, werde mit dem Gegner konfrontiert und muss ihn gnadenlos abstechen um überleben zu können. Mein Körper und Schafanzug sind klitschnass, wenn ich aus meinem Traum entkomme. Träume halten mir nun immer öfters vor Augen, wer ich nicht bin, was ich nicht erreicht habe. Sie zeigen mir Worte, von denen ich mir wünsche, sie gesagt zu haben, Entscheidungen, die ich richtig hätte fällen müssen.

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A N G S T
Historia CortaWie fühlt sich eine Angststörung an? Hier ist eine Antwort. »Ich sitze am Grund eines Ozeans und sehe nach oben, zu dem Licht, zu der Oberfläche, an der alle schwimmen. Und sie können frei atmen, ohne dass Massen von brennendem Salzwasser in ihre Lu...