Teil 14

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Leise öffnete ich das Fenster.
"Komm schon. Sonst geht die Alarmanlage an." flüsterte ich Felicity nach draußen zu.
Damit es nicht so auffällig war, tat ich so, als würde ich zu Bett gehen. Die Hexen hatten mir dies tatsächlich abgekauft. Da ich aber keinen Übernachtungsbesuch hierhaben durfte, musste meine beste Freundin leider heimlich durchs Fenster rein.
"Ich mach ja schon." zischte sie leise zurück.
Mit einem letzten Ruck stieß sie sich durch die Öffnung. Schnell schloss ich das Fenster wieder. Gerade noch rechtzeitig. Es wäre nicht auszudenken, was die Hexen mit mir anstellen würden, wenn sie wüssten,was hier abgeht.
Suchend ließ ich meinen Blick durchs Zimmer schweifen. Noch nie schien mir dieser Raum von solcher Wichtigkeit zu sein. Hier würde ich heute Nacht die Informationen bekommen, welche mein Leben verändern würden.
"Wo fangen wir an?" sprach meine beste Freundin meine Gedanken aus.
"Schau du dort drüben in den Kisten. Ich durchstöbere den Rechner." schlug ich vor.
Bestätigend nickte Felicity. Ohne ein weiteres Wort machte sie sich an die Arbeit. Ich tat es ihr gleich.

"Mist!"  fluchte ich.
"Mmh?"
"Das Passwort wurde geändert." erklärte ich.
"Namen? Geburtstage?" schlug Felicity vor. "Also ich an Nancys Stelle würde meinen eigenen Namen nehmen." fügte meine gute Fee leise lachend hinzu.
"Bingo. Wieso bin ich da nicht drauf gekommen?" murmelte ich.
Mit einem triumpgierenden Grinsen auf den Lippen drehte sich Felicity zurück und kramte weiter in den Kisten.

"Fee! Ich glaub, ich hab was!" rief ich freudig.
"Sssh!" erinnerte sie mich. 
Trotzdem trat sie neben mich und nahm meine freie Hand in ihre.
"Na dann los. Klick drauf."
Noch einmal atmete ich tief durch.  Erst dann klickte ich dort drauf.

Andreas Nowak, 25 Jahre, Berlin,  Geschwister: Melody Blake

Mehr brauchte ich gar nicht zu lesen. Ich wusste es. Dieser Mann war mein Bruder!
"Also ich buche dann schonmal Tickets nach Berlin." beschloss Felicity.
"Warte nein. Was ist, wenn er mich gar nicht sehen will? Was, wenn er nicht weiß, wer ich bin oder, dass ich überhaupt existiere?" sprach ich meine neuen Sorgen aus.
"Darüber können wir uns später Gedanken machen." murmelte sie.
"Perfekt! Am Freitag geht es los."
"Mensch, Felicity!" rief ich.
Und wieder erntete ich nur ein "Sssh!"
"Aber Fee. Er haben was vergessen." stellte ich fest.
Verwirrt sah sie mich an und fragte "Das wäre?"
"Berlin ist groß. Wie sollen wir meinen Bruder dann nur finden?"
"Ach, das bekomme ich schon raus. Irgendwie wird sich das Suchfeld sicher eingrenzen lassen." winkte sie ab.
"Wie schaffst du das nur immer?" fragte ich sie verwundert.
"Was?"
"Na so locker und selbstsicher sein?"
"Eine Mischung aus Erziehung und eigener Erfahrungen würde ich sagen." antwortete sie.
Schlagartig wurde mir wieder bewusst,  wo wir überhaupt sind.
"Fee. Du musst gehen. Ich muss auch schnell weder hoch." stellte ich fest.
Ich sah an ihrem Gesicht, dass sie erst etwas zurückgeben wollte, was ihrer Enttäuschung entsprach. Aber ein Blick ihrerseits auf die Uhr schien sie eines besseren zu belehren.
"Du hast recht. In vier Stunden musst du schon wieder aufstehen."
"Aber weißt du Fee? Diesmal ist es gar nicht so schlimm. Umso schneller der neue Tag immer kommt, desto schneller kommt auch das Wochenende. Und dann, dann lerne ich endlich meinen Bruder kennen."
"Na dann husch und lass diesen Tag zuende gehen." bestätigte Felicity und verschwand geschickt durchs Fenster.
Hinaus schien um einiges einfacher zu sein, als herein. Schnell schloss ich sowohl das Fenster nach draußen, als auch das Fenster auf dem Rechner, welchen ich anschließend ausschaltete.
Mit schnellen Schritten verließ ich das Arbeitszimmer und versuchte mich möglichst leise hinauf in mein Zimmer zu begeben.

just another Cinderella-StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt