Teil 18

776 25 0
                                    

"Beeilst du dich bitte mal? Ich will noch vorne stehen!" hetzte mich Felicity.
"Ja Momeeent!" rief ich aus dem Bad zurück.
Ich konnte ja schlecht mit diesem Vogelnest auf dem Kopf meinem Bruder begegnen. Wer würde Cinderella in Arbeitskleidung schon so etwas glauben, dass sie die Schwester wäre? Also ich nicht.
Es war schon schwierig meine Locken irgendwie zu bändigen. Dementsprechend brauchte ich ein wenig mehr Zeit als Felicity mit ihren schönen, glatten Haaren.
"Na wirds bald?" fragte sie und stürmte schon ins Bad.
Ohne, dass ich darum bitten musste, machte sie sich gleich an meine Haare, um diese zu entwirren. Schließlich nahm sie die vorderen Strähnen meiner Haare und steckte sie an meinem Hinterkopf fest.
"So, das hätten wir." sagte sie voller Stolz.
Wirklich.  Felicity war meine gute Fee! Es war echt bezaubernd, wie sie durch solche Kleinigkeiten so viel verändern konnte.
"Und jetzt hopp. Ich möchte los."
"Wo ist denn die Kürbiskutsche?" scherzte ich.
"Die werden wir wohl verpassen, wenn wir uns jetzt nicht beeilen."
Schnell schnappte ich mir noch meine Jeansjacke, welche ich von Felicity bekommen hatte und folgte ihr nach draußen. Weit hatten wir es nicht zur Bushaltestelle.  Theoretisch wäre das Gelände auch nah genug, um zu laufen. Aber Felicity war fest davon überzeugt, dass er mit dem Bus schneller gehen würde.

Als wir, am Gelände angekommen, ausstiegen, wurden wir mit meinem Handyklingeln begrüßt. Nachdem Nancy mein Handy kaputt gemacht hatte, hatte Felicity mir ihr altes gegeben. Zum Glück wurde meine Karte nicht beschädigt, sodass ich nicht auch noch eine neue Karte von ihr annehmen müsste.  Gegen Felicity zu diskutieren war unmöglich. Sie gab einfach nie auf.
Schnell kramte ich das Handy aus meiner Hosentasche.
"Blake" meldete ich mich.
"Melody?" fragte eine Männerstimme am anderen Ende der Leitung. Irgendwo her kann ich diese Stimme. Aber trotzdem konnte ich sie nicht ganz zuordnen.
"Wer will das wissen?" fragte ich skeptisch.
"Du erkennen mich nicht? Ich bin es. Niila. Du hast mir die Nummer gegeben.  Nach Konzert."
Ach ja!  Daher kannte ich die Stimme. Bisher haben wir noch nie telefoniert. Daher kannte ich die Stimme am Telefon auch nicht. Es war echt erstaunlich,  wie anders eine Stimme klang, sobald die Person nicht direkt vor einem stand.
"Doch, doch. Entschuldige. Ich bin gerade nur etwas durch den Wind. Felicity und ich haben herausgefunden, dass ich einen Bruder habe und den werde ich gleich treffen." erklärte ich mich.
"Du hast einen Bruder? Und er weiß von dir?"
"Nein, leider nicht.  Das macht mich nur noch nervöser." gab ich zu.
"Ich würde gerne helfen. Aber ich bin gerade in Berlin." sagte er traurig.
Berlin? Moment! Erstaunt teilte ich ihm mit, dass wir uns auch in Berlin aufhalten würden.  Ich erzählte ihm alles. Von dem Moment an, als Felicity und ich über meinen Bruder herausfanden,  bis gerade zu seinem Anruf.
"Warte.  Ich komme sofort. Ist nicht weit von hier."
"Aber..."
Schon hatte er aufgelegt. Und wir waren am Einlass angekommen.
"Niila kommt nicht wirklich hier her oder?" fragte Felicity.
"Doch, so sieht es aus. Du hättest mal hören müssen, wie traurig er war, als er dachte, er könnte nichts tun. Dabei kennt er mich doch kaum."
"Vielleicht hat sich da ja jemand verliebt. Vielleicht bekommt Cinderella endlich ihr Happy End."
"Felicity! Ich wiederhole: Er kennt mich doch kaum!"
"Das mag nichts heißen." Schulterzuckend wandt sich Felicity von mir ab.

"Ich bin da! Ich habe gerannt!" rief Niila, völlig atemlos, von der anderen Straßenseite.
Schnell überquerte er die Straße, bevor das nächste Auto kam.
"Du hättest aber nicht kommen brauchen."
"Ich wollte. Und,  wo ist er?" erkundigte er sich.
Ich deutete auf das Gelände, in die Richtung, in der ich die Bühne vermutete. Denn aus dieser Richtung war Musik zu hören.  Vermutlich der Soundcheck, von dem Felicity mir erzählt hatte.
"Oh, ich habe vergessen. Erst nach dem Konzert."
Bestätigend nickte ich.
"Seht mal, da ist Niila!" kreischte ein Mädchen ganz vorn am Einlass.
Die anderen Mädchen fielen mit in das Kreischen  ein. Sofort stürmten sie in unsere Richtung.
"Willst du weg?" fragte ich Niila.
Er schüttelte nur den Kopf und sagte "Dann sie laufen mir nach. Hast du was dagegen?"
"Wo gegen?" fragte ich verwirrt.
"Dass ich kurz bei ihnen bin."
Oh, wie süß! Er fragte mich um Erlaubnis! Wieso denn das?
"Nur zu" sagte ich grinsend.
Antworten konnte er nicht mehr, denn er war mittlerweile umschlossen von den kreischenden Mädels.
Amüsiert sahen Felicity und ich zu.

just another Cinderella-StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt