11. Das, in dem Bill mal wieder nicht aufpasst

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*11.Kapitel*

„Also ich seh' immer noch keinen..." Wir waren nun schon das fünfte Mal um den Pool gelaufen.
„Boah wo sind die denn, ey. Das kann doch nicht angehen!"
„Vielleicht haben wir die Zwei verpasst und die sind wieder zur Wiese zurück gegangen?"
Tom seufzte und ging in Richtung Treppen, ich lief hinterher. Doch weder auf der Wiese, noch am Kinderbecken waren Andreas und Bill gewesen.

„Essen!" Tom schlug sich gegen die Stirn und sprang auf.
„Was?! Essen?" Ich verstand gar nichts mehr.
„Warum bin ich nicht gleich drauf gekommen?"
„Hä?"
„Bill ist 100 Pro am Kiosk. Wo Essen ist, ist Bill auch." Er lief los und zog mich hinter sich her. Seine Hand war weich und warm und ein wohliges Gefühl breitete sich in mir aus. Doch viel Zeit über seine Hände nachzudenken, hatte ich nicht.

„Ey, alter, wo wart ihr?!" Wir steuerten auf den Tisch zu, an dem Andreas und Bill saßen.
„Schwimmen und jetzt hier."
„Junge, wir haben euch die ganze Zeit gesucht!"
Doch die Zwei musterten uns nur mit einem Grinsen. Wir sahen an uns herunter und Tom ließ hastig meine Hand los.
„Ehm...", fing er an, wurde aber von Bill unterbrochen.
„Hey ist schon okay. Wir wissen's doch schon länger."
„Was wisst ihr schon länger?"
„Na dass ihr zusammen seid."

„Wir sind zusammen? Das wusste ich ja gar nicht. Du etwa?" Ich grinste Tom an.
„Nee, komisch. Ich auch nicht." Wir sahen zu Bill, der aussah, als würde er die Welt nicht mehr verstehen.
„Aber, aber... Ihr habt doch miteinander geschlafen, oder?" Okay, jetzt war ich verwirrt.
„Ey sag mal hast du 'nen Sonnenstich, oder so?"
„Soso... Wann haben wir denn gepoppt, hm?" Tom schaute belustigt zu Bill und zog eine Augenbraue hoch.
„Äh... Gestern Nacht?!" Jetzt brachen wir in schallendes Gelächter aus.
„Boah Bill, du bist so doof!"
Der rutschte nur tiefer in seinen Stuhl. Ihm war das Ganze sichtlich peinlich. Nun musste auch Andreas lachen.
„Jetzt hör' aber auf!", keifte Bill ihn an. „Du hast das genauso geglaubt wie ich."
„Ja, weil du mir das erzählt hast."

Wir hatten uns inzwischen ein wenig beruhigt.
„Glaubst du nicht, dass ich dir das erzählt hätte?" Tom musterte Bill durchdringlich.
„Naja, habt ihr ja so gut wie..."
„Wann haben wir dir das bitteschön erzählt?!"
„Ich hab euch doch gesagt, dass ich euch nicht Reden gehört habe und ihr habt nichts abgestritten..."
„Reden ist auch eine extrem dumme Umschreibung!" Ich setzte mich neben die Zwei.
„Ich dachte zumindest Tom versteht das..."
„Das nächste Mal fragst du einfach direkt. Dann gibt's auch keine Missverständnisse."
„Hm..."

„Du bist so ein Depp..." Tom schüttelte den Kopf und setzte sich ebenfalls.
„Ist ja gut jetzt. Wollt ihr auch was essen?"
„Nee, also ich hab keinen Hunger."
„Ich auch nicht."
Bill zuckte nur mit den Schultern und machte sich an seinen Pommes zu schaffen.
„Ihr wart vorhin aber nicht lange im Wasser, oder?"„Nee. Bill hatte Hunger."
„Typisch."
„Was?! Mobbt mich doch nicht immer!"
„Bill, jeder mobbt dich."
„Ich merks."

„Beeil dich mal! Ich will heute noch ins Wasser." Tom wippte ungeduldig mit seinem Bein.
„Ich hab' grad erst angefangen!"
„Dann ess schneller!"
„Das heißt iss schneller."
„Ess, iss, ist doch egal. Mach einfach."
„Geh doch schon mal vor!" Genervt stocherte Bill in seinem Essen rum.
„Gut. Kommt jemand mit?"
„Jo." Andreas stand auf.
„Du auch?"
„Nene. Ich bleib' bei Bill." Ich fand Bill brauchte dringend Freunde.
„Danke."
Tom und Andreas standen auf und gingen und Bill widmete sich wieder seinem Essen.

„Ey sag mal, was läuft da wirklich zwischen dir und Tom?", wollte Bill nach einer Zeit wissen.
„Was soll da laufen?"
„Jetzt erzähl mir nichts! Man sieht doch, dass ihr voll verknallt seid."
„Wenn du meinst..."

Damit war er dann erst mal still, doch ich war mir sicher, dass er noch mal darauf zu sprechen kommen würde. Bis Bill zu Ende gegessen hatte, schwiegen wir. Dann standen wir auf und gingen zum Wasser.

„Boah ich fühl' mich grad so fett, ey. Ich saufe bestimmt voll ab." Bill rieb sich über seinen Bauch.
„Jaa genau... So fett, wie du bist."
„Ja." Bill zog eine Schnute.
„Na wenigstens sind wir dich dann los!"

Er strafte mich mit einem grimmigen Blick und schubste mich. Ich verlor den Halt, taumelte und fiel ins kalte Nass. Ach du scheiße, das war aber auch wieder kalt heute. Ich tauchte auf und kletterte aus dem Becken.

„Du bist ein toter Mann!", schrie ich Bill hinterher, der sich inzwischen aus dem Staub gemacht hatte. Aber ich musste sagen; er war extrem lahm. Ich hatte ihn fast erreicht. Doch er hätte besser auf den Weg achten sollen. Als er kurz nach hinten schaute, übersah er die große Edelstahlrutsche, die sich von den Treppen, über den Weg bis ins Becken spannte und rannte mit voller Wucht dagegen. Er prallte ab und fiel steif wie ein Brett hintenrüber.

„Ach du scheiße!" Ich krümmte mich vor Lachen. Langsam ging ich auf den am Boden liegenden Bill zu. „Bill? Alles gut?" Auch wenn ich sah, dass es ihm sichtlich weh tat, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Jaa, ich weiß... Ich war ein böses Mädchen.
„Nein!" Er hielt sich seinen Kopf. „Das tut arschweh!"
„Glaub ich dir."
„Scheiße, man!"
„Komm her, du Schwerverletzter." Er strauchelte und knickte erneut weg.
„Mir ist voll schwindelig." Ich half ihm aufzustehen. „Ich will zurück zur Wiese!"
„Okay, soll ich dir helfen?"
„Nur wenn ich dir nicht zu schwer bin."
„Ach Quatsch!"
„Ah, mir tut alles weh!" Er legte seinen Arm um meine Schultern, damit ich ihn stützen konnte und ich versuchte ihm so gut es ging die Treppe hinauf zu helfen.

„Fuck!"
„Hm?" Er hielt mir seine Handfläche entgegen. Sie war blutverschmiert.
„Ach du scheiße. Zeig mal gleich."
Er nickte und wir gingen zu unseren Taschen.
„Sorry, ne?"
„Kannst ja nichts dafür, war eigene Doofheit."
„So und jetzt zeig mal her." Bill tastete an seiner Stirn entlang.
„Hier." Er deutete auf die Stelle.
„Lass mich mal sehen..."
„Ja, Frau Doktor." Er legte sich auf sein Handtuch und ich kniete mich neben ihn. Ich beugte mich vor um mir seine Wunde genauer anzusehen.
„Wenn Tom das sehen würde, er würde mich killen." Ich schwieg, denn ich wusste genau, worauf er hinaus wollte. Dann strich ich seinen Haare von der Stirn.
„Hm... Sieht nicht gut aus. Zieh' dich an, ich glaub es ist besser, wenn wir nach Hause fahren.
„Ja, Frau Doktor."
Ich grinste und stand auf, um mir mein Top anzuziehen. Ich packte unsere Handtücher in die Taschen und schulterte diese.
„Soll ich eine Tasche nehmen?"
„Nee, geht schon. Kannst du alleine laufen?"
„Ja, ich glaub schon."
„Ach warte mal. Guck mal kurz in meine Tasche. Da müssten noch Taschentücher sein." Er kramte kurz darin, hielt eine Packung hoch und eins an die Wunde.

Langsam gingen wir in Richtung Ausgang.
„Da ist Andreas. Ich frag ihn kurz, ob sie mitkommen." Ich rannte zum Becken. „Andreas!"
„Warum bist du angezogen?"
„Wir gehen nach Hause. Bill hatte 'nen kleinen Unfall."
„Ach du scheiße."
„Wo ist Tom?" Ich sah mich um.
„Weg."
„Wie weg?"
„Er hat gesagt, er wollte kurz zur Wiese. Ist noch nicht wiedergekommen."
„Okay. Wir gehen dann schon mal."
„Jo. Machs gut."
„Hm." Ich rannte zurück zu Bill.
„Und?"
„Nee. Tom ist nicht da."
„Ja, okay."
Ich schulterte wieder unsere Taschen und wir machten uns auf den Weg nach Hause.

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