Kapitel 4

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Sie weinte weiter und es wurde nur noch schlimmer, als ich meine Arme um sie gelegt hatte. Aber ich merkte, dass es ihr gut tat.
Mein ganzes T-Shirt war von ihren Tränen durchnässt, aber es war mir egal. Das einzige was zählte war ihr Kopf an meiner Schulter und ihr Körper, der so nah an meinem war.

"Shhh...Es wird alles gut... Jetzt bin ich doch da...", versuchte ich sie zu beruhigen und sie hörte wirklich langsam auf zu weinen.

"Und du sagst das wirklich Keinem?", schluchzte sie leise und blickte zu mir auf.

Wie gerne würde ich jetzt ihre Tränen wegwischen und sie richtig in den Arm nehmen, aber das schien mir doch zu viel des Guten.

"Klar, was denkst du denn?"

Dankbar lächelte sie und setzte sich wieder ein wenig aufrecht hin. Dann wischte sie mit der einen Hand ein paar Tränen aus dem Gesicht und sah wirklich erleichtert aus. Ihre Hand hatte ich aber immer noch in meiner.

"Ich hab das noch nie jemandem erzählt... Also die ganze Geschichte", sie guckte auf den Boden.

Dieser Satz gab mir das Gefühl etwas besonderes zu sein. Das sie mich besonders fand und mich mochte. Mein Herz schlug einen Purzelbaum und ich konnte nicht anders als zu lächeln, auch wenn das wirklich nicht angebracht war nach dieser Geschichte.
Dann klingelte mein Telefon und ich ging ran.

"Jayla hier"

"Jayla wo bist du denn, wir haben nach neun und ich wollte gerade zu Abend essen!"

Ups, ich hatte ganz vergessen meiner Mutter zu sagen, dass ich mich mit Vanessa treffen wollte.
Ich warf einen Blick in ihre Richtung und musste sofort wieder lächeln.

"Jayla? Bist du noch da?"

"Jaa Sorry, ich bin...bei einer Freundin"

"Bei Finja?"

"Nein, bei Vanessa, die kennst du noch nicht"

"Dann komm jetzt langsam mal nach Hause!"

"Jahaa"

Ich legte auf und sah wie Vanni aufstand und sich ihre letzten Tränen abwischte. Ich umarmte sie nochmal und wir gingen zusammen zum Parkausgang. Zur Verabschiedung drückte ich sie nochmal fest an mich, dann fuhren wir nach Hause.

Zuhause angekommen, begegnete ich meiner Mutter im Flur, die gerade die Wäsche aus dem Keller holte.

"Da bist du ja endlich, gegessen habe ich schon."

"Tut mir leid, ich hab noch Vanni geholfen die Stundenpläne zu ordnen"

"Vanni?"

"Neue Schülerin"

Dann ging ich hoch in mein Zimmer. Meine Mutter und ich hatten schon immer ein eher mittelmäßiges Verhältnis zueinander und lebten jeder für sich. Natürlich achtete sie darauf, was ich tat, aber sie selber sagte, dass ich alleine klar kommen würde und ja bald volljährig sei, mir war das recht so.
In meinem Zimmer ließ ich mich auf mein Bett fallen und nahm mein Handy.
Neue Instagram Benachrichtigung.
Vanni war mir gefolgt.
Gespannt ging ich auf ihren Account und guckte mir die Bilder an, die sie hochgeladen hatte. Es waren 5 Bilder, auf zweien waren Sonnenuntergänge, der Rest waren Bilder, auf denen sie zu sehen war. Sie sah auf den Bildern noch besser aus, als in echt und ich screenshotete die Bilder erstmal. Keine Ahnung warum, aber ich hatte das Verlangen sie jetzt wieder zu umarmen und in ihrer Nähe zu sein.

Ich verwarf den Gedanken und zog mich um, dann holte ich mir von unten noch den Rest vom Abendessen - kalte Nudeln - und ging wieder hoch. Oben machte ich meinen Fernseher an und guckte Netflix Serien während ich aß, aber Vanessa ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich dachte darüber nach, was sie gesagt hatte und, dass sie erst später bemerkt hatte, dass sie lesbisch war und so. Plötzlich hatte ich Angst, dass es bei mir genauso sein könnte. Aber das kann nicht sein, ich bin doch normal, oder? Ich hab mit mehreren Jungs geschlafen und hatte auch mehrere Beziehungen. Zugegeben, ich war nie wirklich verliebt gewesen, außer dieses eine Mal bei Jackson, aber da war es wirklich Liebe gewesen, davon war ich felsenfest überzeugt.

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