Kapitel 8

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Irgendwann stand sie auf und drückte einen der Stopp-Knöpfe woraufhin der Bus hielt. Sie bedeutete mir mitzukommen und ich lief ihr hinterher. Draußen regnete es immer noch, sodass wir uns unter das Dach an der Bushaltestelle stellten und dann fragte ich:"Wo sind wir hier?" sie antwortete:"Wir wollten doch reden, oder?" Ich nickte und schaute mich um.

Es sah ziemlich leer hier aus und keine Häuser waren zu sehen, nur eine Straße, die vermuten ließ dass dort eine kleine Siedlung war. In die andere Richtung war ein Weg, welcher in den Wald führte.

Vanni nahm meine Hand und zog mich hinter sich her. Wieder hatte ich dieses Kribbeln auf meiner Hand. Wir liefen auf den Weg zu, der aussah als würde er in einen Wald führen, was er auch tat, und liefen ihn ein Stück entlang. Vanni hielt immer noch meine Hand und ich lief neben ihr her. Irgendwann kamen wir auf eine große Wiese, auf der am Rand eine kleine Hütte stand. Naja sie war eher wie ein kleines Haus.

Wir liefen zu der Hütte, welche von Nahem relativ groß war und sogar eine Tür mit Vorhängeschloss hatte. Vanni holte einen Schlüssel aus ihrer Tasche und öffnete das Schloss. Sie grinste und bedeutete mir hinein zu gehen. Drinnen war es ziemlich dunkel, da es nur zwei Fenster gab und der Himmel draußen mittlerweile auch dunkel war. Als Vanni hinter mir reinkam, drückte sie einen Schalter und eine kleine Lampe ging an, wodurch es aussah, als würde Kerzenschein den Raum erhellen.

Irgendwie romantisch.

Ich schaute mich um. Eine Matratze mit vielen Decken und Kissen lag auf dem Boden und es gab sogar einen Gaskocher, welcher auf einem kleinen Tisch stand, an dem zwei Stühle waren. Dann gab es noch Schränke und ein Regal, indem zwei Bücher und eine Blumenvase standen.

"Da hinten ist übrigens das Bad", sagte sie stolz und öffnete die Tür auf der anderen Seite. Ich ging hinein und es gab eine Toilette und eine improvisierte Dusche, die mit einem Schlauch an den Wasseranschluss angeschlossen war und oben war ein alter Duschkopf angebracht.

"Wow", staunte ich und ging zurück zu Vanni,"Wem gehört das hier?"

"Im Moment mir", sie grinste, "Ich hab die Hütte mal gefunden und keiner war hier, also hab ich das Schloss gekauft und ein paar Sachen hier rein gebracht. Achso, falls du dich umziehen willst, ich hab ein paar von meinen Klamotten hier."
Ich nickte und sie öffnete einen der Schränke und holte einen Pulli und eine Jeans raus. Ich nahm die Sachen und zog mich um.

Dabei bemerkte ich, dass Vanni mich anstarrte und ich genoss es und zog mich extra langsam um. Dann, als ich fertig war und sie anguckte, schaute sie schnell weg und setzte sich auf die Matratze. Ich setzte mich neben sie und dann war es erst einmal still.

"Ähm... Du wolltest reden?", fragend schaute ich sie an.

Sie schaute nervös weg und meinte dann:"Äh... Ja, ich glaub äh..."

Sie wurde immer leiser, bis sie aufhörte zu reden und mich hilfesuchendend anguckte.

Dann fragte ich vorsichtig:"Äh.. geht es um letztens beim Shoppen?"

Sie nickte und ich schaute sie herausfordernd an. Sie fing an zu stottern:"Jaa...Also...Das...Ich..."

Ich unterbrach sie und sagte leicht genervt:"Also beim Shoppen? Worum gehts jetzt?"

Sie guckte mich ängstlich an und fing an:"O...Okay, also ich hab dir ja in der Laube alles erzählt und so... Und in letzter Zeit habe ich probiert...Abstand zu dir zu nehmen"

"Hab ich mitbekommen", sagte ich trocken und zog die Augenbrauen hoch.

"Jaa... Aber eigentlich, also.... Ich weiß nicht wie ich das jetzt sagen soll..."

Meine Hände fingen an zu zittern. Wenn sie jetzt sagen würde, dass sie mich liebte, ich wüsste nicht wie ich reagieren sollte. Natürlich, ich liebte sie auch, also vermutlich, aber ich war mir nicht sicher, ob ich schon richtig darüber nachgedacht hatte.
Aber was, wenn sie jetzt sagen würde, dass sie eine Freundin hat? Ich glaube ich würde anfangen heulen.

Ängstlich blickte ich zu ihr und sie fuhr fort:"Ich glaube...ich könnte mich vielleicht in dich verliebt haben..."

Beschämt schaute sie weg und in mir explodierte alles. Die Last der ganzen letzten Tage, in denen ich nicht viel mit ihr zu tun hatte, fiel von meinen Schultern und erleichtert atmete ich auf.

Keine Freundin.

Da sie immer noch wegschaute, drehte ich ihren Kopf zu mir, sodass sie mir direkt in die Augen schauen musste und lächelte. Dann gab ich dem schon tagelangen Drang nach und küsste sie einfach auf den Mund.

Wieder fühlte es sich an, als würde ein Feuerwerk in mir explodieren, endlich war es raus.

Sie löste sich aus dem Kuss, nur um mich dann zu umarmen und mich weiter zu küssen. Mir fiel auf, dass es garnicht so anders war ein Mädchen zu küssen, statt einem Jungen, mit der Ausnahme, dass Vanni viel sanfter war. Ich umarmte sie fester und wünschte, ich müsste sie nie wieder loslassen.

Irgendwann hörten wir auf uns zu küssen und saßen nur noch auf der Matratze, während wir uns anschauten. In ihren wunderschönen Augen glitzerte es und sie sah glücklicher aus, als ich sie je gesehen hatte. Anfangs war es ein komisches Gefühl, das, was man sonst mit Typen gemacht hatte plötzlich mit einem Mädchen zu machen, aber diesen Gedanken verwarf ich wieder. Es fühlte sich einfach richtig an, eng umschlungen mit ihr auf dieser Matratze in dieser Hütte zu sitzen, egal ob sie nun ein Mädchen oder ein Junge war.

"Jayla...", ihre Augen glänzten und sie war ein wenig rot im Gesicht,"Ich liebe dich!"

Ich konnte nicht anders als zu lächeln und meinte:"Ich liebe dich auch! Auch wenn ich es nie für möglich gehalten hätte"

Sie ließ mich los, legte sich nach hinten auf die Matratze und schloss die Augen, während sie lächelte, dann seufzte sie glücklich und ich konnte nicht anders, als mich über sie zu beugen und sie wieder zu küssen.

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