Letzter Tag...

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  Alex hatte sich samt dem Jungen auf die Couch gesetzt und hielt diesen immer noch fest an sich gedrückt. Nur das leise Wimmern der zierlichen Gestalt in seinen Armen war zu hören.
,,W...Willst du eine Tablette gegen die Schmerzen nehmen?", fragte der Mann schließlich. Erst bekam er keine Antwort, doch dann nickte Frey langsam und kaum merkbar. Alex legte ihn auf den weichen Untergrund und verließ das Wohnzimmer um in sein eigenes zu gehen. Dort hatte er alle möglichen Tabletten. Schlaftabletten, Schmerztabletten sogar Antidepressiva. Und alle möglichen Cremen. Er durchwühlte seine Schublade und fand schließlich die richtige Tablette.
Bevor er jedoch wieder zu dem Jungen ging, stattete er der Küche noch einen Besuch ab. Dort war Riley fleißig am Kochen.
,,Habe ich dich nicht gebeten bei Frey zu bleiben!?", fauchte Riley sofort und schlug Alex mit dem Kochlöffel.
,,AUA! Ich bringe ihm nur eine Tablette!", murmelte der schwarzhaarige und füllte ein Glas mit Wasser.
,,Oh....Na dann!"
Maulend ging der ältere der beiden wieder ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch, zu dem zusammen gerollten Jungen. ,,Frey, ich hab die Tablette. Komm. Du musst dich besser aufsetzen, sonst verschluckst du dich.", meinte der größere leise und half dem anderen schwarzhaarigen sich aufzusetzen. Dieser nahm dankbar die Tablette und trank schnell das Wasser nach. Nach einer Weile, fühlte er sich schon ein wenig besser. Das Pochen in seinem Kopf war fast weg und auch das Brennen der Wunde spürte der Junge kaum noch.
,,Ich gehe jetzt meine Sachen packen und bringe sie in den Wagen. Das Essen dauert noch eine Weile. Alex, du solltest deine Sachen auch zusammen packen. Wir müssen morgen früh los.", erklärte Riley den anderen und warf einen Blick auf Frey.
,,Ist gut. Ich nehme an den Gartenzwerg nimmst du mit zu dir?", antwortete Alex mit einem amüsierten Unterton und stand grinsend auf.
,,Kann ich mit euch mit gehen, wenn ihr das Zeug in das Auto bringt? Ich würde gerne ein bisschen in die frische Luft.", bat der schwarzhaarige ihn leise. Natürlich nickte der ältere sofort und half dem Kleinem aufzustehen, ehe er mit diesem in sein Zimmer trottete.
Riley holte von seinem Schrank einen großen Reisekoffer runter und legte diesen auf sein Bett. Jedoch so, dass sich Frey noch hinlegen konnte.
Letzterer beobachtete den größeren dabei, wie er einige Klamotten und andere Sachen in den Koffer stopfte.
,,Riley, hast du eigentlich schon mal einen Menschen getötet?", wagte Frey es zu fragen. Diese Frage stellte er sich schon seit dem ersten Tag, den er hier verbracht hatte, und sprach sie nun endlich aus. Er merkte wie der junge Mann zögerte.
,,Frey, ich, ja hab ich.", gestand er monoton und wirkte mit einem Mal angespannt. Ob es wohl nötig gewesen war?
,,Warum?"
,,Frey, hal...hör bitte auf, mir solche Fragen zu stellen. Ich will nicht darüber sprechen.", fauchte Riley erst und versuchte sich dann wieder zu beruhigen. Also war es sicherlich nicht nötig gewesen. Frey merkte, dass er jetzt am besten nichts mehr sagen sollte und rollte sich schweigend auf dem Bett zusammen. Riley war zwar nett zu ihm, aber wie er sonst war, konnte der Junge nicht beurteilen. Vielleicht beging er gerade einen riesigen Fehler.
Er wusste nicht warum, aber irgendwie stiegen gerade Zweifel in ihm hoch. Er würde ja tatsächlich alles aufgeben und das für einen Mann den er gerade einmal seit vier oder fünf Tagen kannte. ,,Es ist sicher normal, dass ich mir gerade Zweifel mache! Das ist nur die Nervosität.", erklärte Frey sich selbst in Gedanken und schüttelte langsam den Kopf. Riley hatte zwar gute Seiten, aber auch schlechte. Im Wald, als er fliehen wollte, war er nur neben Alex gestanden, während ihn mit einer Waffe bedroht und geschlagen hatte. War es überhaupt Liebe, was Frey für ihn empfand? Oder doch nur Verzweiflung weil er nach den ganzen Jahren nie jemanden gehabt hat, der ihn wirklich geliebt hatte. Noch hatte er die Chance zu gehen. Aber wollte er das überhaupt?!
Nein, bestimmt nicht!
Wenn er mit den beiden Männern mit fahren würde, und sich irgendwann umentscheiden würde, dann könnte er doch in New York einen Neuanfang starten. Sich einen Job suchen, sich vielleicht in einer Schule anmelden und vielleicht sogar die Liebe seines Lebens finden, wenn das nicht Riley war.


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Xander lag müde in seinem Bett. Drei Wälder hatten sie schon besucht, doch keiner war der richtige gewesen. Er konnte sich selbst dafür ohrfeigen, dass er nicht besser auf seine Umgebung geachtet hatte, aber auf einer Flucht und in Panik achtete man eben nicht wirklich auf Details. Aber wenn er die Straße sehen würde, die sie entlang gefahren waren, dann würde er sofort den Weg wissen.
Dann könnte er Frey helfen. Das schuldete er dem Jungen. Jeden Tag der verging, dachte Xander an den schwarzhaarigen. Eigentlich war er ja schon richtig niedlich gewesen. Klein, zierlich und schüchtern.
Eine Weile lang, dachte er er einfach an das Schicksal des jüngeren. Ob sie ihm wohl weh getan hatten?
Xander fühlte sich für alles verantwortlich. Hätte er doch bei seiner Flucht auf ein winziges Detail geachtet! Aber machen konnte man eben auch nichts mehr. Der blonde konnte nur hoffen, dass er mit den wenigen Erinnerungen die er noch hatte, dem schwarzhaarigen helfen konnte.
Als der siebzehnjährige Schritte hörte, zog er sich rasch um und warf seine Klamotten in den Wäschekorb. Doch ums schlafen zu gehen, war er noch zu aufgedreht. Morgen würden sie den letzten Wal besuchen. Ein leises Klopfen, riss ihn aus seinen Gedanken. Seine Mum kam herein und lächelte ein wenig vorwurfsvoll.
Eigentlich hätte er schon längst im Bett liegen und schlafen sollen.
,,Xander, du solltest doch schon längst im Bett sein! Ich weiß, dass du dir die Schuld gibst, dass dieser Junge immer noch bei den Männern ist, aber ich bin mir sicher, dass du ihm helfen kannst. Leg dich jetzt schlafen, es ist schon spät und du musst morgen früh raus.", meinte die Frau und strich ihrem Sohn durch die Haare. Dieser nickte und schlüpfte unter die Bettdecke. Draußen gewitterte es schon wieder. Xander hatte bei Gewittern noch nie wirklich gut schlafen können. Er hatte nicht wirklich Angst davor, ihn störten nur die lauten Geräusche draußen.
Seine Mum schaltete noch das Licht aus, und ließ ihn dann alleine. Viel Schlaf würde er sowieso nicht mehr bekommen.


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Nach dem die drei gegessen hatten, machten Alex und Riley sich nun auf den Weg zum Auto. Riley hatte sich geweigert, den Jungen mit zum Auto zu nehmen, weshalb Frey jetzt in eine Decke gekuschelt auf einer Hollywoodschaukel auf der Veranda. Auch wenn ihm das Gewitter und der Wald Angst machten, genoss er trotzdem die frische Luft.
Die Veranda wurde von einer kleinen Lampe erhellt. Die beiden Männer waren schon seit einer Viertelstunde weg. Wahrscheinlich hatten diese auch ihre Probleme mit der Dunkelheit im Wald. Aber das machte dem schwarzhaarigen Jungen nichts aus. Je länger die beiden weg waren, umso länger konnte er draußen bleiben. Der herabfallende Regen würde ihn ja ein wenig beruhigen, wenn die Blitze und der Donner nicht wären.
Zugegeben hatte es ihn ein wenig gewundert, dass Alex vorhin so nett zu ihm gewesen war, und sogar erlaubt hatte, dass er alleine nach draußen durfte.
Sie hatten sogar die Haustüre offen gelassen damit er wieder hinein gehen konnte, falls ihm zu kalt werden würde. Und genau das war nun der Fall. Er faltete die Decke zusammen und legte sie schon auf die Schaukel, ehe er wieder nach drinnen ging. Dort suchte er eine Tasse und fühlte sie mit Wasser ehe er sie in die Mikrowelle stellte. Währenddessen, erkundete Frey ein wenig das Haus. Er hatte zwar das Haus schon gesehen, aber nur ungenau.
Der schwarzhaarige hatte nie wirklich auf die Einrichtung geachtet. Aber jetzt, wo er alles genauer betrachten konnte, musste er gestehen, dass das Haus wirklich sehr schön eingerichtet war. Nur von Alex' Zimmer hielt er sich fern. Auch wenn dort wahrscheinlich nicht mehr viel stand, traute er sich dennoch nicht, den Raum zu betreten.
,,Wir sind zurück!", rief Riley, der gerade durch die Tür kam und sich seine Schuhe auszog. Frey hatte sich erschreckt und war schnell wieder zurück in die Küche gelaufen, wo nun der braunhaarige die Tasse aus der Mikrowelle holte. Alex fluchte wie immer herum. Über das Wetter, das Haus, einfach alles, was ihn nervte. Und genau das, war so gut wie alles.
,,Ist das deine Tasse?", fragte Riley und deutete auf die Tasse in seiner Hand. Der Junge nickte nur und nahm diese an sich. Alex war sofort wieder in sein Zimmer gegangen, weshalb die beiden anderen jetzt alleine waren. Der ältere der beiden umschlang den schwarzhaarigen Jungen von hinten und hauchte diesem einen zarten Kuss auf den Nacken.
,,Ich bin in meinem Zimmer, wenn du etwas brauchst. Aber beeil dich, ich bin müde.", erklärte der junge Mann leise.
,,Du kannst ruhig ohne mich schlafen gehen. Ich werd' schon nicht weglaufen.", versicherte Frey gähnend und drehte sich kurz zu Riley um.
,,Ich weiß, aber du hast immer noch eine Platzwunde auf dem Hinterkopf, und ich will wirklich nicht riskieren, dass du mir ganz plötzlich zusammen brichst. Aber, ist der Tee denn wirklich sooooo notwendig?"
,,Nein, ich wollte mir nur ein wenig die Zeit vertreiben. Ich kann bis morgen warten.", sagte der kleinere und schüttete das heiße Wasser in das Spülbecken, ehe er die Tasse wieder in einen Schrank stellte. Riley lächelte zufrieden und legte seine beiden Hände auf die Oberschenkel und hob den Jungen mit einer Leichtigkeit hoch, als wäre dieser nur eine Feder.
Frey legte seine Arme um den Hals des größeren und legte seinen Kopf auf dessen Schulter. Riley schaltete mit seinem Ellbogen das Licht aus und ging in sein Zimmer. Vorsichtig legte der Mann den Burschen auf dem Bett ab und zog sich noch kurz um. Frey konnte seinen Blick nicht von den ganzen Muskeln abwenden. Von diesem männlichen Körper. Seiner dagegen, war schmal, zierlich fast schon weiblich. Natürlich war dem Mann der Blick des Jungen nicht entgangen, weshalb er sich heute mal kein Oberteil anzog und lässig grinsend, nur in einer schwarzen Jogginghose, zu Frey ins Bett ging.
Dieser musste erst mal realisieren, dass Riley gerade halb nackt neben ihm lag.
,,I...Ist dir nicht zu kalt?", murmelte der schwarzhaarige Junge unsicher und sah verlegen zur Seite.
,,So eng, wie du dich immer an mich kuschelst, müsste ich Normalerweise nackt schlafen, damit mir nicht zu heiß wird. Also, mach dir keine Sorgen. Und jetzt, solltest du dich schlafen legen. Morgen wird ein langer Tag.", lächelte der braunhaarige und zog Frey an der Hüfte zu sich. Während Riley die Decke über sie beide zog, schmiegte der Bursche sich eng an ihn und legte einen seiner Arme, auf die warme Brust des Mannes.
,,Ich liebe dich, Kleiner. Mehr, als ich irgendjemanden zuvor geliebt habe.", flüsterte Riley dem Jungen ins Ohr und hauchte ihm dann einen Kuss auf die Wange, ehe er den schwarzhaarigen fest an sich drückte und müde seine Augen schloss.
,,Ich dich auch.", hörte er noch, ehe er in einen ruhigen Schlaf glitt.  

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