Gut oder Nicht?!

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In der kleinen Kammer, war es wirklich eng. Aber Frey fand genügend Platz. Er war nicht wirklich groß mit seinen 1, 65m und auch nicht besonders dick. Zudem, hatte er mit einem Schraubenzieher, der herum gelegen war, und in seine Reichweite gekommen war, seine Handschellen knacken können und saß nun auf dem Fensterbrett. Es regnete noch immer. Aber er beruhigte. Frey war schon oft Stunden lang so da gesessen in einem seiner vielen Zuhausen, nachdem er verprügelt worden war oder noch viel schlimmer. Seit gestern hatte man ihn einfach in Ruhe gelassen, was aber auch hieß, dass er in dieser Zeit weder etwas zu trinken, noch etwas zu Essen bekommen hatte. Dadurch hatte der schwarzhaarige Kopfschmerzen und war wirklich hungrig.
Er hatte schon versucht das Fenster leise zu öffnen, doch barfuß durch den Wald zu laufen war nicht wirklich gut, auch nicht, wenn er einfach nur nach Hause wollte. Und das Fenster, wurde wahrscheinlich schon ewig nicht mehr geöffnet, weshalb es nun klemmte. In einer Decke eingewickelt lehnte er sich gegen die Scheibe und lauschte dem Regen. Irgendwie, fürchtete er sich vor Riley nicht. Er war eher der ruhige von den beiden Männern, aber auch nicht unschuldig. Aber vielleicht hatte er ja auch etwas hartes durchmachen müssen und wurde von seinen eigenen Eltern missbraucht oder ähnliches. Sarah, seine derzeitige Pflegemutter, hatte ihm gesagt, dass jede Entscheidung durch andere Erlebnisse geschehen würde. Ob sie wohl recht hatte?
Müde schlug Frey seine Augenlider nieder und zog seine Beine an. Ihm war schlecht durch die Kopfschmerzen und war schon oft kurz davor gewesen, sich in irgendeinen Eimer zu übergeben. Es musste schon Nachmittag sein, denn es war weder hell, noch dunkel. Irgendetwas dazwischen. Am liebsten würde Frey einfach wieder einschlafen. Ob Xander schon bei der Polizei gewesen war? Oder ob die überhaupt nach ihm suchten?
Müde schloss er nun ganz seine Augen und kuschelte sich in die Decke. Doch genau in diesem Moment, kam Alex hinein geplatzt. Frey versuchte nicht zusammen zu zucken und versuchte einfach so zu wirken als würde er schlafen.
,,Ich weiß, dass du nicht schläfst. Komm raus. Riley will, dass du etwas isst.", meinte dieser spöttisch und ließ die Tür offen, als er die Kammer wieder verließ. Erst nah ein paar Minuten, traute Frey sich aus der Kammer heraus und tappte in die Küche. Riley kochte dort fleißig während Alex auf einer Bank saß. Irgendwie, tat Frey der jüngere der beiden ein bisschen leid. Während sich Alex die Sonne auf den Arsch scheinen ließ, konnte Riley auf ihn aufpassen, kochen und sich um ihn kümmern. Der Junge lehnte sich gegen den Türrahmen und sah angeschlagen zu den anderen. Als Rileys Blick auf ihn fiel, erkannte Frey eine Spur von Besorgnis in dessen Gesicht.
,,Du siehst nicht gut aus. Willst du einen Tee? Oder etwas anderes? Du solltest dich hin legen.", meinte dieser sofort und ging auf den Jungen zu. Dieser aber schüttelte hektisch den Kopf. Das letzte was er wollte, war die Hilfe seines Entführers. Doch er brauchte sie wirklich. Durch das Kopfschütteln, waren die Kopfschmerzen stärker geworden und ein erneuter Brechreiz stieg in dem schwarzhaarigen hoch. Diesmal, würde der nicht einfach wieder verschwinden. Schnell schlug er sich die Hand vor den Mund und lief in das Badezimmer von Riley. Dieser hatte es wohl nicht so mit dem Schließen von Türen. Aber das hätte dem Jungen ja noch gefehlt. Er übergab sich und bekam gar nicht mit, das Riley ihm gefolgt war. Erst, als dieser ihm beruhigend mit einer Hand über den Rücken fuhr, bemerkte Frey ihn und zuckte zusammen. ,,Du solltest dich ausruhen.", murmelte dieser leise und verließ schließlich das Badezimmer kurz. Währenddessen, spülte Frey sich den Mund aus um den ekelhaften Geschmack loszuwerden und wusch sich sein Gesicht. Der junge Mann war wieder mit einer Decke zurück gekommen. Diese warf er dem Jungen über und hob ihn mühelos hoch. Erst versuchte Frey sich ein bisschen zu wehren, doch hörte wieder auf, als das Pochen in seinem Kopf heftiger wurde. Riley setzte sich schließlich auf die Couch im Wohnzimmer und setzte Frey auf seinen Schoß. Dieser machte einfach nichts, auch nicht als der ältere begann ihm ruhig durchs Haar zu streichen. Der älteste unter ihnen kam kurz hinzu, stellte eine Tasse ab und verschwand wieder. Alex verdrehte nur seine Augen und ging zurück in die Küche, um fertig zu kochen. In der Tasse steckte ein Strohalm, warum auch immer. Riley nahm diese in die Hand und hob sie den Jungen hin. Frey dankbar dafür, denn so konnte er einfach davon trinken, ohne dass er sie selbst noch halten müsste. Zu Rileys Überraschung, legte Frey auch noch den Kopf auf seine Brust und schloss die Augen. Eigentlich war es dem Jungen unangenehm, dass er in den Armen eines fremden Mannes lag, oder besser gesagt auf dessen Schoß, aber er war müde und wollte einfach nur schlafen. Außerdem wollte er jetzt einfach jemanden in seiner Nähe haben, von dem er wusste, dass er ihm nichts antun würde. Und das Gefühl hatte Frey eben bei dem braunhaarigen Mann. Dadurch, dass er seinen Kopf auf der Brust des jungen Mannes gelegt hatte, hörte er dessen beruhigenden Herzschlag.
,,Riley, ich muss in die Stadt. Pass auf den Knirps auf. Ich bin in zwei Stunden wieder da. Stellt ja nichts blödes an!", rief Alex und kurz später hörte man auch schon eine zuschlagende Tür. Frey fühlte sich irgendwie sofort sicherer, wenn Alex nicht da war. Riley hatte ihm genau genommen nichts getan. Außer ihn eben verschleppt. Aber mehr auch nicht. Alex dagegen, hat Xander zusammen geschlagen, ihn mit einer Waffe bedroht und schließlich auch geschlagen. Also, wer von beiden, war nun der aggressivere? Eindeutig Alex!
,,Ich glaube, wir sollten den Verband um deinem Handgelenk, wechseln. Ich bin gleich wieder da.", flüsterte Riley dem Jungen zu und hob diesen sachte an, ehe er ihn wieder auf die Couch setzte. Dann verschwand der ältere in der Küche. Irgendwie war es Frey peinlich, dass sich sein Entführer nun um ihn kümmerte. Aber hatten die beiden sie nicht entführt, weil sie keine Wahl gehabt hatten? Mit einem leichten Kopfschütteln vertrieb Frey seine ganzen Gedanken, und konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt. Riley kam mit dem roten Verbandskoffer, oder eben Köfferchen, wieder und legte es auf den Tisch. Mühsam schälte sich der schwarzhaarige aus der Decke und kniete sich auf die Couch. Während Riley einen neuen Verband aussuchte und eine kleine Schere, Desinfektionsspray und schließlich noch ein paar Taschentücher auf den Tisch legte, krempelte Frey seinen Ärmel hoch und machte den Verband ab. Die Wunde war wirklich ein genauer Streifen um sein Handgelenk, man könnte fast schon meinen, dass er aufgemalt sei. Er hielt dem Älteren seinen Arm hin und sah ihm genau dabei zu. Immerhin wollte er ja sicher gehen, dass Riley ihn nicht vergiften würde oder so. Aber Riley tat gar nichts der gleichen. Er sprühte nur den Desinfektionsspray auf die Wunde, tupfte die überschüssige Flüssigkeit ab und verband die Wunde schließlich mit dem zu geschnittenen Verband. Der Mann klappte den Koffer wieder zu und räumte diesen weg, ehe er noch einmal kam und den Müll weg warf. Frey hatte sich unter dessen wieder in die Decke gekuschelt und sich auf der Couch zusammengerollt. Lächelnd kam Riley wieder zurück. Er setzte sich wieder hin und legte den Jungen wieder auf seinen Schoß. Auch dieses Mal, ließ Frey ihn einfach machen.
,,Riley? Kann ich dich mal etwas fragen?", begann der Junge zögernd und vergrub seine Finger in der Decke, während er dem ruhigen Herzschlag des Mannes lauschte.
,,Klar, was ist denn?", gab dieser fast schon zu schnell zurück und sah auf das Häufchen auf seinem Schoß hinab. ,,Warum bist du zumindest jetzt so nett zu mir? Ihr habt mich und natürlich Xander entführt, und jetzt bist du so nett zu mir, warum?", fragte Frey schließlich und wagte es, dem Mann in die Augen zu sehen.
,,Naja, ich bin doch Schuld daran, dass es dir so mies geht, oder nicht? Du kannst nichts dafür, dass du hier bist, und Alex behandelt dich so, als wärst du mit Absicht hier, deshalb muss ich zumindest einen Teil davon wieder gut machen. Und ich habe dich jetzt schon gerne.", antwortete der braunhaarige dem Jungen und zog diesen etwas näher an sich. Frey war mit dieser Antwort nicht wirklich zufrieden, aber es reichte für den Moment. Er war jetzt gerade einfach froh, dass jemand bei ihm war. Natürlich war er froh, dass Xander entkommen konnte und somit die Chance bekommen hatte, zur Polizei zu gehen, um auch ihm zu helfen. Aber irgendwie, wollte er nicht mehr von dem Mann weg, der ihn jetzt fest umklammert hatte. Er fühlte sich wohl. Und genau dafür schämte er sich noch mehr. Er sollte das alles nicht. Der Mann war sein Entführer, und dessen Komplize ein hemmungsloses Arschloch. Er musste hier weg. Aber das nicht gleich. Xander würde ihm schon helfen. Hoffentlich.
,,Du solltest dich nun wirklich ausruhen, du kannst dich in mein Bett legen. Wenn du etwas brauchst ruf oder komm einfach. Ich bin in der Küche oder im Wohnzimmer.", sagte Riley plötzlich, und völlig unpassend. Denn der Junge war schon beinahe eingeschlafen und war nun wieder aufgewacht. Ohne zu wissen wie ihm geschah, wurde Frey schon wieder hoch gehoben und davon getragen. Direkt in das Zimmer des jungen Mannes. Dieser legte ihn auf sein Bett und nahm ihm die flauschige Kuscheldecke weg, um ihn mit der Bettdecke zudecken zu können. Frey gefiel das Gefühl, auf einem Bett zu schlafen. Schlafen zu dürfen! Riley zog unterdessen die Vorhänge zu und schaltete das Licht in dem Zimmer aus. Mit einem letzten Blick auf den schwarzhaarigen Jungen, verließ der ältere das Zimmer nun und schloss die Türe hinter sich. Er sperrte sie nicht zu. Was Frey wirklich beruhigte. Eingesperrt zu sein, wie ein Tier in seinem Käfig, war für ihn einfach nur schlimm. Es erinnerte ihn an die Räume, in die er immer gezerrt worden war. Und daran, was man mit ihm angestellt hatte. Frey vertrieb diese Erinnerungen wieder. Er rückte sich die Kissen zurecht und schloss dann seine Augen, ehe er zum ersten Mal wirklich richtig einschlief.

Riley setzte sich wieder ins Wohnzimmer. Es hatte ihn wirklich überrascht, dass Frey sich einfach so hatte tragen lassen und es sogar zugelassen hatte, dass er ihn auf seinen Schoß gesetzt hatte. Vielleicht hatte der Junge auch einfach nur gewusst, dass er ihm nichts antun würde. Am liebsten hätte Riley sich zu dem Jungen ins Bett gelegt, aber das würde dem kleinem wahrscheinlich Angst einjagen. Alex war wahrscheinlich in den Supermarkt gegangen. Immerhin erkannte sie eh niemand, und außerdem, brauchten sie auch etwas zu essen. Riley schaltete sich den Fernseher an und zappte einfach durch, weil sowieso nichts richtiges lief.  

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