Erste Pläne?!

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  Als Frey wieder aufwachte, war es in dem Zimmer völlig dunkel. Draußen tobte ein Gewitter vor sich hin und der Regen prasselte gegen die Fensterscheiben. Er setzte sich auf und sah zu seinem Handgelenk. Die Haut war völlig aufgescheuert und wurde von einer Blutkruste umkreist. Der Junge versuchte aufzustehen, doch es ging nicht, weshalb er sich wieder hin setzte.
In dem Bett, lag jetzt jemand. Riley.
,,R..Riley!?", fragte er abermals doch bekam keine Antwort. Erst nach weiteren unzähligen Versuchen, antwortete der junge Mann ihm endlich.
,,Was ist denn?", nuschelte er und blinzelte verschlafen.
,,I..Ich muss mal."
,,Verkneif's dir bis morgen früh."
,,Es geht nicht.", versuchte Frey es noch einmal und klang dabei wirklich schon verzweifelt.
Schließlich gab der ältere nach.
Stöhnend schälte Riley sich aus der Bettdecke und schaltete das Licht an. Automatisch kniff Frey seine Augen zusammen und sah zu Boden. Er musste gar nicht auf die Toilette. Er wollte nur etwas suchen, mit dem er den Kabelbinder durchschneiden könnte, denn Riley würde ihn sicher wieder an die Heizung fesseln. Der junge Mann kam auf ihn zu und knippste das Plastik mit einer Zange auseinander. ,,Da. Und dann komm wieder her. Etwas anderes würde ich dir nicht raten.", drohte Riley, doch es klang mehr wie Beeil dich! Ich bin müde und will schlafen!
Frey nickte schnell und verschwand hinter der Tür. Ob seine Pflegefamilie sich Sorgen um ihn machten? Sicher nicht.
Er öffnete eine Schublade nach der anderen, natürlich ganz leise, doch finden konnte er nichts, außer Rasierer, Shampoo, Duschgels, Rasierschaum und Haargel.
Da er sowieso nichts finden würde, betätigte er einfach die Spülung und ging dann zu dem Waschbecken. Sein Handgelenk brannte und sah auch nicht wirklich gut aus. Das kantige Plastik, war wirklich fest angezogen worden. Frey drehte den Wasserhahn auf kalt und hielt sein Handgelenk darunter. Erst brannte das Wasser ein bisschen, doch dann tat es gut.
,,Was dauert das denn so lange!"
Frey zuckte zusammen, als Riley den Kopf herein steckte und nicht gerade gut gelaunt drein sah.
,,N..Nichts. Ich komme schon."
,,Warte. Zeig mal her.", bat Riley ihn etwas freundlicher. Zögernd zeigte der Junge ihm die Wunde und sah zu Boden. ,,Komm, wir sollten das verbinden, sonst entzündet sich das noch.", meinte er und zog ihn mit sich aus dem Zimmer. Draußen brannte noch Licht und der Fernseher lief. Es war schon knapp vier Uhr morgens. ,,Was tust du denn noch hier? Wolltest du nicht schon vor drei Stunden schlafen gehen?", lachte Alex und trank einen Schluck aus seiner Bierdose.
,,Was macht der hier?"
,,Der Kabelbinder hat sein Handgelenk aufgescheuert. Ich verbinde es damit es sich nicht entzündet."
Frey schwieg einfach und folgte Rileys Anweisungen.
,,Dann entzündet es sich halt, Und? Kratzt er halt ab, und?", murrte Alex und erntete dafür einen bösen Blick von Riley.
,,Ich bin vielleicht ein Krimineller, aber kein Kinder-Mörder!", knurrte er wütend und holte einen Verbandskoffer aus einem der vielen Regale. Alex musterte seinen Kumpel einfach nur verächtlich.
,,Es ist schon unglaublich, was du für diesen Rotzlöffel alles tust, Riley. Was machst du als nächstes? Singst du ihm ein Schlaflied?"
Frey sagte einfach nichts. Man hatte ihn schon oft beschimpft, geschlagen, und sogar missbraucht. Alles nur, weil niemand ihn haben wollte. Siebzehn Pflegefamilien, in dreizehn Jahren. Die ersten zwei Jahre seines Lebens hatte er in dem Kinderheim verbracht. Von diesen siebzehn, waren mehr als die Hälfte, freundlich wirkende, scheinbar nette, unscheinbare, und doch gewalttätige Väter gewesen. Jetzt lebte er bei einer dreiköpfigen Familie. Er hatte einen großen Bruder, Eine Mum und Einen Dad, der ihn mal nichts schlug, vergewaltigte oder beschimpfte.
,,Setz dich bitte dahin.", riss Riley ihn aus seinen Gedanken. Wie ihm gesagt wurde, setzte er sich auf eine der vielen Arbeitsflächen der Küche und ließ den jungen Mann einfach machen.
Riley sprühte etwas brennendes auf die Wunde und verband sie dann mit dem weichen Verband. Sein Magen knurrte auch. Peinlich berührt, sah er auf seine Beine und versuchte einfach alles zu ignorieren. Die beiden jungen Männer, schienen seinen Magen gar nicht gehört zu haben. Diese stritten mit einander. Verunsichert, stellte er sich auf den Boden und wartete einfach ab.
,,Komm! Wir gehen ins Bett!", zischte Riley und packte den Jungen am Handgelenk. Dieser zog scharf die Luft ein. Schnell ließ der junge Mann ihn los und sah ihn entschuldigend an. Riley schnappte sich noch einen Apfel und schob Frey vor sich zurück in sein Zimmer.
,,Hier. Du bist hungrig.", lächelte der braunhaarige müde und warf ihm den Apfel zu. Sofort fing der Junge den Apfel auf und sah dankend zu Riley, der gerade sein Zimmer absperrte.
,,Um mich abzustechen, bist du zu unerfahren, um mich zu erwürgen zu schwach, und um mich irgendwie anderst zu töten, bist du zu feige. Also, es ist besser wenn ich den Kabelbinder weg lasse, sonst scheuerst du dir das andere Handgelenk auch noch auf. Also, gute Nacht.", gähnte Riley und schaltete das Licht aus. Frey versuchte den Apfel so leise zu essen, wie es ihm möglich war. Er warf den abgenagten Apfelputzen in einen kleinen Mülleimer, der neben dem Schreibtisch stand und rückte sich seine Decken wieder zu recht. Riley beobachtete ihn mit halbgeöffneten Augen musste leicht lächeln, als Frey sich zusammen rollte und eine Decke über sich zog.

Am nächsten Morgen, oder besser gesagt etwas später, wachte Frey wieder auf. Die Türe von Rileys Zimmer war geöffnet und er selbst war offensichtlich schon wach. Er streckte sich und gähnte, ehe er aufstand und nach draußen tappte. Offensichtlich, war Alex auch schon wach. Xander saß auf einer Bank hinter dem Esstisch und hatte seinen Blick gesenkt.
,,Setz dich zu ihm und sei still!", herrschte Alex den Jungen an, der sofort zusammenzuckte und zu dem Tisch hin lief. ,,X..Xander? Alles in Ordnung?"
Xander schüttelte kaum merklich den Kopf. ,,Gar nichts ist in Ordnung. Er hat mich gestern Nacht zusammen geschlagen. Ich will nach Hause.", flüsterte der siebzehnjährige schluchzend.
,,Ich habe eine Idee, Xander. Wir, könnten sie in irgendein Zimmer locken und dann einsperren. Sie Haben doch sicher noch irgendwo einen Ersatzschlüssel. Wir finden den Weg schon zurück.", flüsterte Frey leise und schielte zu seinem neuen Freund hinüber.
,,Hab ich nicht gesagt, du sollst die Klappe halten!", brüllte Alex und ließ beide zusammen zucken.
,,Lass die beiden in Ruhe, Alex!"
Mit einem letzten scharfen Blick zu seinem Komplizen, verschwand Alex in irgendeinem Raum. Riley stellte ihnen beiden einen Teller mit Rührei hin und legte ihnen auch eine Gabel dazu.
,,Danke.", murmelten beide gleichzeitig, wagten es jedoch nicht, das Essen anzurühren.
,,Ihr dürft ruhig essen. Sonst wird es kalt.", versicherte ihnen Riley und setzte sich gegenüber von ihnen. Zögernd griff Frey nach der Gabel und schob etwas von dem Ei in seinen Mund. Es schmeckte wirklich gut. Als Xander merkte, dass es dem jüngeren schmeckte, begann auch er zu essen.
,,Darf ich dich mal etwas fragen?", murmelte Xander und sah zu Riley hinüber. Welcher nickte und und abwartete.
,,Wie bist du eigentlich dazu gekommen? Also, du weißt schon. Ein Krimineller?"
,,Lange Geschichte, kleiner. Ich habe studiert, abgeschlossen, ich bin also eigentlich nichts anderes als ihr, naja, ich bin natürlich älter. Ich war achtzehn und hatte von allem genug. Alex kannte ich schon damals, er war neunzehn, zwanzig, und er war schon zu dieser Zeit nicht wirklich...gut. Ich habe mich in ihn verliebt und als er mir dann die Wahl stellte, entweder ein Leben als Krimineller, an seiner Seite, oder mein altes beschissenes Leben, habe ich mich für ihn entschieden. Erst habe ich immer wieder versucht, ihn auf eine bessere Seite zu ziehen, aber es hat sich nicht wirklich etwas gebracht. Er hat mich eher auf die schlechte Seite gezogen. Ich bin zwar öfter dabei gewesen, aber es hat mir nicht wirklich Spaß gemacht, aber auch diese Phase hat er mir genommen. Irgendwann hat es mir dann wirklich Spaß gemacht. Zu flüchten, die Cops abzuhängen, ein bisschen drohen und so eben. Wir waren damals Partners in Crime.
Aber es stellte sich als Fehler heraus. Er hat mich nur benutzt. Er hat mir dann öfters gedroht, wenn ich gesagt habe, dass ich das alles nicht mehr wollte, aber Freunde gibt man eben nicht auf. Er hat mir dann etwas aus seinem Leben erzählt und naja, ich konnte ihm dann nicht mehr böse sein.Dann wurde alles zwar ein wenig besser und wir waren Freunde. Es hat mir irgendwie Spaß gemacht, illegale Dinge zu tun. Also bin ich dann doch bei ihm geblieben, anstatt abzuhauen. Tja, hier bin ich jetzt."
Irgendwie klang der junge Mann nicht glücklich darüber.
Frey hatte kein Wort gesagt und das würde auch dabei bleiben, nachdem er gesehen hatte, was Xander passiert war.
Als Alex zurück in die Küche kam, wagte es niemand von den beiden Jungen aufzusehen oder auch nur ein Geräusch zu machen. Er ging zum Kühlschrank und nahm sich eine Dose heraus.
,,Du solltest etwas richtiges frühstücken. Jetzt. In der Pfanne ist noch etwas.", meinte Riley und klang dabei wie eine Mutter. Während er die Augen verdrehte, nahm er sich ein Teller aus einem Regal und lud sich den Rest in der Pfanne darauf, ehe er sich Besteck schnappte und sie zu den anderen setzte. Ohne Frey und Xander auch nur einen Blickes zu würdigen, begann er zu essen. Riley schüttelte den Kopf und stellte sein Teller in die Spüle. Als Frey auch aufstand und sein Teller weg räumen wollte, warf Alex seine Gabel regelrecht auf seinen Teller.
,,Was tust du da!"
,,I..Ich. Wollte nur me..das Tell."
,,Du Tust gar nichts! Setz dich wieder hin und halt deine Klappe!", rief Alex. Warum war er ständig so wütend?
,,Beruhig dich mal! Hör auf die beiden anzuschreien, oder sie zu verprügeln! Sie haben dir nicht getan! Sie können nicht einmal etwas dafür, dass sie hier sind! Spinn mit dir selbst herum, wenn du dich mal wieder selbst nicht leiden kannst aber lass die anderen in Ruhe.", rief Riley auf einmal und nahm Frey das Teller aus der Hand. Xander hatte seinen Blick auf das Teller gerichtet und machte kein einziges Geräusch. Alex sah wütend zu seinem Komplizen hinüber und stand auf, ehe er davon rauschte und die Tür hinter sich zu schlug. Riley sah ihm noch wütend nach und pfefferte dann das Teller in die Spüle, ehe auch er verschwand.
,,Xander, das ist unsere Chance! Komm, aber sei leise!", flüsterte Frey und sah immer wieder zu der Tür, in der Alex und Riley verschwunden waren. Xander nickte schnell und stand leise auf, ehe er mit Frey zur Tür lief. Der Schlüssel war wie vermutet nicht da, aber es gab doch sicher einen zweiten Schlüssel.
,,Ich werde in Rileys Zimmer nach sehen, versuch währenddessen einfach ganz normal zu wirken.", meinte Frey und huschte zurück in Rileys Zimmer. Wenn er dort sein würde, dann wäre nichts daran komisch. Er schlief ja dort. Zuerst, sah er in den ganzen Schubladen nach. Riley hatte alles wirklich ordentlich aufgeräumt. Fast schon zu ordentlich für einen Mann. Doch trotzdem, konnte Frey keinen Schlüssel finden. Auch im Kleiderschrank und im Badezimmer, war nicht die geringste Spur von einem Schlüssel zu sehen. Verzweifelt, wollte Frey sich auf den Haufen Decken fallen lassen, als ihm der Schlüsselbund an der Zimmertür auffiel. Schnell nahm er diesen und rannte nach draußen zu Xander, der wieder auf seinem Platz saß.
,,Bleib du sitzen. Ich suche den Schlüssel. Dann bekomme nur ich den Ärger.", murmelte Frey und war noch kurz einen Blick auf die Tür. Wahrscheinlich war das Alex' Zimmer und dafür hatte Riley bestimmt keinen Schlüssel. Frey probierte alle möglichen, bis nur noch einer übrig blieb.
,,Das muss er sein.", dachte er sich und versuchte auch diesen. Er passte!
,,Xander er passt!", rief er glücklich und schlug sich augenblicklich die Hand vor den Mund. Schnell drehte er den Schlüssel und und stieß die Tür auf. Xander war auch aufgesprungen und gemeinsam liefen sie hinaus. Der Boden war ganz aufgeweicht und matschig. Es regnete immer noch in Strömen, was die Flucht noch schwerer machte. Der Wald war sogar jetzt schon düster. Xander war schon weiter vorne, aber Frey fiel immer wieder hin. Er war schon jetzt voll mit Schlamm, durchnässt und fror.
Es wurde auch nicht besser, als sie leise, aber schnelle Schritte hinter sich hörten.

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