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Kennt ihr das Gefühl, wenn ich aufwacht und wisst, dass heute irgendetwas passieren wird? Ja? Gut, dann wisst ihr genau wie ich mich gefühlt hatte, als ich am Morgen der Bandgeburtstagsparty meine Augen öffnete. Es war nur so ein Gefühl – um ehrlich zu sein sogar ein ziemlich schwaches – doch es war da. Es war einfach aus dem Nichts aufgetaucht und machte mich nun innerhalb von wenigen Sekunden so nervös, dass ich es nicht mehr in meinem Bett aushielt und mich deshalb Mitten in der Nacht (sechs Uhr morgens) aufraffte und mir meinen Weg in die Küche bahnte.

Noch im Halbschlaf und von der leisen Vorahnung eingelullt, vergaß ich dabei jedoch, dass mein Koffer, den ich gestern Nachmittag nach meiner Rückkehr aus Aberdeen einfach mitten im Gang stehen lassen hatte, noch immer genau dort drauf wartete, dass ihn jemand zur Seite stellte, und krachte deshalb volle Kanne dagegen. Um genau zu sein, krachte ich so stark dagegen, dass mein Koffer und ich in wunderbarer Synchronizität den Boden küssten, was meinem lieben Gepäckstück jedoch nur einen dumpfen Ton entlockte, während ich für ein paar Minuten wimmernd am Teppich liegen blieb und mich selbst und vor allem mein Knie, das schmerzhaft pochte, bemitleidete.

Als ich das dann auch erledigt hatte und mich bereit dazu fühlte, den weiten und beschwerlichen Weg zur Kaffeemaschine fortzusetzen, rappelte ich mich leise vor mich hin fluchend wieder auf, versetzte dem Koffer einen wütenden Tritt, der ihm mit Sicherheit ebenso weh getan hatte wie mir, und schleppte mich die letzten Meter in die Küche. Dort angekommen bereitete ich mir erst einmal eine Tasse Kaffee zu, bevor ich mich zum Sofa schleppte und den Rest des noch viel zu jungen Morgens damit verbrachte, Bildungsfernsehen (auch Frühstücksfernsehen genannt) zu schauen.

Ein paar Stunden und vier Tassen Kaffee später, fühlte ich mich einigermaßen wach und bereit dazu, den Fernseher endlich wieder abzuschalten. Okay, das war gelogen. Eigentlich fühlte ich mich angesichts des seltsames Gefühls, das mich noch immer begleitete, alles andere als bereit dafür, doch da Tessa in ein paar Minuten vor meiner Tür stehen und mich in irgendein schreckliches Outfit für die Party zwängen würde, hatte ich wohl oder übel keine andere Wahl, als meinen Platz auf dem Sofa aufzugeben und mir stattdessen die Zähne zu putzen, mein Gesicht zu waschen und etwas ansehnlicheres als einen Pyjama mit Pandabären anzuziehen. Ich war gerade mit Letzterem fertig, als Tessa auch schon an meine Haustüre klopfte und kurz darauf mit funkelnden Augen und vor Aufregung geröteten Wangen in meinem Schlafzimmer stand.

Während sie meinen Kleiderschrank nach etwas Tragbaren und dem „Anlass entsprechenden" durchstöberte, lehnte ich mit verschränkten Armen im Türrahmen und versuchte herauszufinden, warum ich mich plötzlich so... nun ja... merkwürdig in ihrer Nähe fühlte. Und damit meinte ich nicht merkwürdig, wie in 'wir haben uns gestritten und jetzt ist die Stimmung zwischen uns merkwürdig', sondern merkwürdig wie in 'irgendetwas ist anders und merkwürdig'. Versteht ihr was ich meine? Nein? Okay, auch gut. Ich versteh's nämlich auch nicht so wirklich.

„Sag mal, besitzt du echt kein einziges Kleid?", fragte Tessa plötzlich und riss mich damit aus meinen Gedanken.

Verwirrt blinzelnd sah ich sie an. „Was?"

„Ich habe dich gefragt, ob du tatsächlich kein Kleid besitzt", wiederholte Tessa und deutete auf meinen Kleiderschrank.

„Ach so... Nein. Wie du weißt, steh' ich nicht so unbedingt auf die Dinger."

„Und was wolltest du dann bitte heute Nachmittag anziehen?" Ihre Stimme klang so entsetzt und überrascht, dass ich für einen Moment das Gefühl hatte, dass sie noch keinen Gedanken daran verschwendet hatte, dass es auch noch andere Kleidungsstücke gab, die man eventuell tragen könnte.

„Ähm... Jeans und T-Shirt?", antwortete ich ein wenig verunsichert.

„Im Ernst jetzt, Emma?!" Wie ich es bereits befürchtet hatte, schien Tessa nicht besonders viel von diesem Plan zu halten. „Jeans und T-Shirt?"

With A Little Help From My FriendsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt