Bogenschießen für Anfänger | Part 2

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Eine schwarze Gestalt. Die Luft wirbelte umher und machte sie größer. Dunkler Rauch waberte auf dem Boden.
Magnus wurde mit einem Schlag eiskalt.

Wie aus Gewohnheit, schnipste der Hexenmeister mit den Fingern, doch nicht ein blauer Funke schoss aus seinen Fingerspitzen.
Magnus fühlte sich seltsam ausgelaugt, als hätte er den Kampf schon hinter sich und noch dazu halb Brooklyn verzaubert.
Er atmete ein paar Mal tief durch, bevor er den Kopf zu Alec wandte.
Die langen, schleimigen Tentakel des Ravenerdämons hatten sich um die Arme und Beine des jungen Schattenjägers geschlungen, sodass er hilflos in der Luft baumelte. Frustriert und gleichzeitig voller Angst blickte er seinen Freund an. Doch auch Magnus war unbewaffnet.
Also musste er mit anderen Talenten den Dämon – oder war es sogar ein Dämonenfürst? Magnus wusste es nicht. – dazu zu bringen, dass er und Alexander die Situation heil überstehen.
„Es ist ja nett von Ihnen, dass sie so freudig durch unser kleines Städtchen laufen, aber ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor.", begann Magnus in dem Ton, mit dem er immer mit wichtigen Kunden sprach, die viel Geld bezahlten. „Mein Freund und ich, wir waren... nur auf dem Weg zum Supermarkt...ja. Neue Milch kaufen, für meine Katze."
Magnus glaubte seinen Worten selbst nicht mehr, als er so vor sich hin faselte.
Er blickte den Dämon vor seiner Nase an. Dieser bewegte sich nicht mehr, doch der dunkle Rauch waberte noch immer durch die Seitengasse.

„Magnus, lauf weg!", hörte er Alecs Stimme hinter sich.
Doch er würde nicht einfach weglaufen und seinen Freund allein mit zwei Dämonen lassen.
„Magnus, hol Jace und die anderen!", schrie Alec weiter. „Bring dich in Sicherheit! Bitte, Magnus!"
„Ich schaff das hier schon, Alexander", sagte er, ohne dass er wusste, ob der Schwarzhaarige ihn überhaupt gehört hatte.
„Dämon!", brüllte Magnus, stellte sich breitbeinig hin und hatte die Hände zu Fäusten geballt. „Du weißt, wer mein Vater ist, habe ich recht? Und du weißt auch, dass ich ihn jederzeit rufen kann?", log Magnus. „Also was soll das Ganze?"
Doch der Dämon hörte nicht auf seine Worte. Stattdessen bewegte er sich nun wieder, hob den Arm und gab dem anderen Dämon ein Zeichen.
Als Magnus herumwirbelte, um zu sehen, was der Ravener nun mit Alec anstellte, sah der Hexenmeister nur noch Alecs schwarze Haare durch die Luft sausen. Danach war der junge Nephilim mit einem Tentakel an den Beinen aufgehängt, sodass er seine Hände frei hatte.
Und Magnus wusste nur zu gut, dass Alec einen Dolch in der Innentasche seiner Jacke hatte.
Magnus wusste nicht, was er tun sollte. Alec helfen oder den anderen Dämon besiegen? Die Grübelei sollte nicht lange dauern, denn als Alec, der mithilfe seines Dolches und seinen überaus kräftigen Bauchmuskeln versuchte, den Tentakel des Ravenerdämons zu durchtrennen, schwang dieser schon mit einem neuen Tentakel ein Schwert.
„Alec", schrie Magnus noch, voller Angst und Verzweiflung. Doch ein Teil der Verzweiflung schwand, als er sah, wie sein fester Freund sich gerade noch von der Klinge wegschwingen konnte.
Doch Magnus musste Alec helfen – aber wie?
Er blickte sich um und sah den Bogen auf dem Boden liegen. Er hatte nur eine Chance.
Tief durchatmend spannte Magnus den Pfeil ein. Er dachte an alles, was er jemals über das Bogenschießen gelernt hatte. Er hatte Hoffnung. Er musste es einfach schaffen. Für Alec.
Seine Augen schlossen sich und er schoss.
Entweder hatte er nun den Ravener oder Alec getroffen. Wenn er den Ravener getroffen hatte, dann würde dieser zurück in die Hölle verschwinden und Alexander wäre frei. Wenn er aber doch nicht so gut zielen konnte, hatte er wohlmöglich auch Alec getroffen. Und er mochte sich nicht einmal vorstellen, was dann passieren würde...

„Magnus!", hörte er eine bekannte Stimme. War es Alecs totenschrei? Seine letzten Worte? Magnus ließ seine Augen geschlossen.
„Hey, Magnus!" Eine Hand berührte ihn am Oberarm. „Mach die Augen auf." Die Hand legte sich nun an seine Wange.
Magnus öffnete die Augen und alle seine Sorgen waren für einen Moment wie weggeblasen.
„Alexander", hauchte er und lächelte seinen Freund an. Aber dann bemerkte er das Blut, welches aus einem Riss am Oberarm von Alecs Monturjacke tropfte.
„Es ist alles gut, Magnus. Wirklich." Alecs Hand legte sich um seinen Bogen, welchen Magnus noch immer in der Hand hielt. Bereitwillig gab er ihn seinem Freund und schaute zu dem Dämon auf.
Dieser machte sich daran abzuhauen. Die Rauchschwaden lösten sich langsam in Luft auf und man konnte schon fast durch ihn durchsehen.
„Grüß die Hölle von mir", war Magnus letzter Satz, bevor Alecs Pfeil sich mitten in das dunkle, räuchernde Gesicht bohrte.
Kurz darauf, fast Zeitgleich, spürte Magnus das altbekannte kribbeln in seinen Adern und sah gerade noch aus den Augenwinkeln, wie sein schwarzhaariger Schattenjäger auf dem Boden aufkam.
„Mir geht's gut", sagte er mit flachem Atem zu Magnus. Dieser bettete Alecs Kopf in seinem Schoß und strich mit der Hand über die Haare.
„Du brauchst dich vor mir nicht stärker machen, als du es ohnehin schon bist.", flüsterte der Halbasiate, schnipste mit den Fingern, aus denen eine halbe Fontäne an blauen Funken schoss.

„Du hast eine Menge Blut verloren", sagte Magnus, nachdem er Alecs Wunden versorgt hatte.
„Sorry", murmelte Alec.
„Bei mir brauchst du dich da nicht entschuldigen." Magnus senkte seine Lippen auf Alecs Stirn hinab und küsste sie leicht.
„Du hast echt schon Fortschritte mit dem Bogenschießen gemacht" Alec lächelte matt.
„Aber, Alexander, ich schwöre dir, ich nehme nie wieder so ein verfluchtes Teil in die Hand!"

Hier auch noch der Zweite Teil!
Ich hoffe es hat euch gefallen :) Wollt ihr solche Kurzgeschichten öfters, oder lieber One Shots?
Und DAAAANKEEEE für die vielen reads, votes und lieben Kommentare <3 Hätte nicht gedacht, dass sich das hier jemand freiwillig durchliest XD
Bis dann, eure Jana aka traktor-tussi :)

The Malec ChroniclesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt