Nervige und weniger nervige Schattenjäger

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Magnus war sich ab 1935 sicher gewesen, dass Raphael Santiago der schlimmste, unerträglichste, nervigste und bescheuertste Mitbewohner in allen Dimensionen dieser Welt war. Doch vor gut 80 Jahren war Blondie ja noch nicht da.

Er musste Alec wirklich lieben, dass er dies für ihn tat. Nun ja, zumindest kam der schwarzhaarige Schattenjäger nun öfters vorbei und besuchte ihn und seinen parabatai.

„MAAAAAGNUS!!!", schrie Blondie aus seinem Zimmer.
Genervt stampfte der Hexenmeister durch sein Loft und riss die Tür zu einem seiner Gästezimmer auf.
Blondie lag da auf seinem Bett, aß Chips und krümelte dabei das Laken voll.
„Was ist?!"
„Ich guck gerade eine von deinen Serien – diese mit den 4 heißen Mädchen. Zumindest ist da ja dieses Mädel das mit dem Lehrer zusammen ist. Das wäre ja genauso, als würde ich mit Hodge gehen!"
Magnus blickte auf den Fernseher und sah, dass er die erste Staffel Pretty Little Liars guckte, die er ihm, zusammen mit ein paar anderen Filmen aufs Bett fliegen lassen hatte, damit er den Schattenjäger wenigstens für ein paar Stunden los hatte.
Versuch fehlgeschlagen.
Eben hatte er Harry Potter geguckt und jedes Mal, wenn die einen Zauberspruch gesagt haben, nach Magnus gerufen und ihn gefragt, ob es diesen Zauberspruch in echt gibt. Magnus hatte mit den Augen gerollt, einen Zauberstab aus dem Harry-Potter-Fanshop herbeigezaubert, hatte ihn etwas manipuliert, sodass er leuchtete und Wingardium Leviosa gesagt. Daraufhin hatte er hinter seinem Rücken geschnipst und schon schwebte das Bett.
Jace hatte es ihm geglaubt und versucht, den Zauberstab zu entwenden, doch er hatte nicht mit Miau Tse-Tung gerechnet, der ihm mitten ins Gesicht sprang und gestreichelt werden wollte.

Magnus machte die Tür einfach wieder zu und ging Rückwärts hinaus.
Der Hexenmeister ließ sich seufzend aufs Sofa fallen und hoffte, dass diese Schnepfe von Inquisitorin mal endlich Jace frei lassen würde.
Er wollte erst gar nicht darüber nachdenken, was passieren würde, wenn er noch eine Woche hier bliebe!
Gestern und vorgestern hatte Jace bei ihm „aufgeräumt". Das nennt man in Blondie-Logik wohl: Alles verstecken und hoffen, dass der Hexenmeister es nicht findet.
Jetzt mal ehrlich, er hatte heute Morgen nicht mal eine Kaffeetasse gefunden. Also musste er seine Kaffee wohl oder übel aus den Kaffee-to-go Bechern trinken, die er mit dem Kaffee dazu klaute.
Ein klingeln an der Tür ließ ihn aufspringen. Es gab nur drei Leute, die um diese Uhrzeit kommen würden: Der Postbote, Blondies rothaarige Schwester aka geheime Freundin oder Alec.
Die ersten beiden Leute würden seine Stimmung nicht gerade aufmuntern, bis auf den Schattenjäger mit den blauen Augen.
Wenn er kommen würde, wäre der Tag gerettet!
„Magnus Bane, Oberster Hexenmeister von Brooklyn, Scrabble Champion und Jenga-Meister (ja, Magnus liebte es, in diesem Spiel gegen Mundies zu gewinnen). Was kann ich für Sie tun?", fragte er durch die Freisprechanlage.
„Ähm, hi, ich bin's. Also Alec. Kann ich reinkommen?"
„Natürlich!" Magnus strahlte übers ganze Gesicht.
Wenige Sekunden später sah er schon die schwarzen Haare und blauen Augen des Schattenjägers.
„Alexander", sagte er. „schön dich zu sehen"
„Hi", meinte dieser schlicht und suchte mit den Augen das Loft ab. „Wo ist Jace?"
„In seinem Zimmer", meinte Magnus mit einem Hauch Enttäuschung und Eifersucht in der Stimme.
Doch als Alec dies hörte, beugte er sich schnell vor, legte eine Hand auf Magnus Schulter und drückte einen Kuss auf seine Lippen.
Dies geschah innerhalb einer Sekunde, doch trotzdem hellte es seine Stimmung um ein vielfaches auf. Dann lächelte er Magnus noch einmal an und seine Augen strahlten unfassbares Glück aus.
Zumindest bis er sich umdrehte und zu Blondie ging.

Magnus wurde das Gefühl los, dass Alec immer noch in seinen parabatai verliebt war. Komisch, wie kam er da nur drauf? (Sarkasmus lässt grüßen)
Mit schweren Schritten ging er zu den beiden Schattenjägern rüber, um seine Aufsichtspflicht nicht zu vernachlässigen.
Immerhin könnte Alexander Blondie ja eine Seraphklinge mitgebracht haben. Oder eine Handgranate. Obwohl er auf diese auch beim Aufräumen seiner Wohnung gestoßen sein müsste. Er hatte mal eine von Raphael Santiago zu Weihnachten bekommen, mit der Begründung, sein Weihnachtsbaum bräuchte mehr Beleuchtung. Dabei hatte er doch schon 256 Kerzen befestigt...

„Und, alles klar bei dir?", drang Alecs Stimme aus Magnus Gästezimmer.
„Ja, aber Magnus regt auf. Weißt du eigentlich, wie lange er morgens im Bad braucht, um seine Frisur zu richten?!", erklang Blondies Stimme. Ja, ja, hinter seinem Rücken über ihn lästern. Das ließ Magnus sich nicht gefallen.
„Sagt der, der drei Stunden duscht und sich danach darüber beschwert, dass ich nur Sandelholz Shampoo habe.", mischte sich Magnus augenrollend in das Gespräch ein.
Alec, der auf der Bettkante saß, drehte sich schnell zu ihm um und blickte dann abwechselnd von Magnus zu Jace.
Wahrscheinlich war es ihm unangenehm, mit zwei Leuten in einem Raum zu sein, die er liebte, auch wenn diese Erkenntnis Magnus einen Stich im Herzen versetzte.
„Ach ja!", meinte Alec nach einer Weile. „Ich soll dir von Clary das hier geben." Er zog eine kleine Packung Schokolade aus seiner Jackentasche und gab sie Blondie.
„Als hätte er zu wenig Süßigkeiten...", sagte Magnus eher zu sich selbst. Nachdem Blondie selbst sein geheimes Süßigkeitenversteck gefunden hatte, waren keine Chips mehr vor ihm sicher.
Alec und Jace redeten noch ein paar Minuten, doch Magnus verdrückte sich schon vorher, da er nicht mit ansehen wollte, wie sein Freund mit Blondie flirtete.

„Hey", sagte eine leise Stimme hinter ihm.
Magnus drehte sich um und blickte den jungen Schattenjäger an, welcher ihn zaghaft anlächelte.
„Jace guckt dieses Mädchenzeugs weiter" Er verzog das Gesicht, was ihn in Magnus Augen dreimal süßer aussehen ließ, als er schon war. „Aber ich muss mir das nicht antun"
Magnus lachte und zog Alec vorsichtig an sich. „Keine Sorge, Blondie ist beschäftigt."
„Blondie?", fragte Alexander mit einer hochgezogenen Augenbraue. Da Magnus keine richtige Erklärung für den Spitznamen hatte, küsste er Alec einfach. Erst schien der Schattenjäger überrascht, doch nach einem Bruchteil einer Sekunde, erwiderte er den Kuss und legte seine Hände auf Magnus Rücken.
Es war nicht so ein verlangender, wilder Kuss, wie nach ihrem ersten Date, sondern mehr ein sehnsüchtiger, aber auch vorsichtiger Kuss.

„BANE!! SAG MIR DASS DAS NICHT WAHR IST!", schrie Blondies Stimme.
Sofort fuhren Magnus und Alec auseinander, Alec mit weit aufgerissenen Augen und Magnus mit innerlichem bedauern.
Im ersten Moment hatte der Hexenmeister gedacht, Blondie würde ihn und Alec sehen, doch die Stimme kam immer noch aus seinem Zimmer. Und die Tür war genauso verschlossen, wie sie vor drei Minuten auch noch war.
„WAS IST?!", schrie er zurück.
„LEG MAL DIE NÄCHSTE DVD IN DAS TEIL!"
„ICH BIN NICHT DEIN DIENSTMÄDCHEN!"
Und in genau diesem Moment schwor sich Magnus, Rache an Blondie zu nehmen. Einfach aus dem Grund, dass er ihm diesen Moment mit Alec zerstör hatte – und natürlich noch für die anderen Sachen, die er getan hatte.

The Malec ChroniclesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt