Magnus war sauer. Sauer auf diese Schnepfe vom Rat, sauer auf sich selbst und eigentlich sauer auf die ganze Welt.
Wie konnte sie es auch wagen, ihm eine Verwarnung zu geben, nur weil er einer Omi geholfen hatte, ihre Katze aus dem Baum zu bekommen?!
Er war halt ein netter Bürger!
Doch leider sah der Rat dies anders. Denn jemand hatte gefilmt, wie die Katze vom Baum herunterschwebte und es auf YouTube gestellt.
Jetzt, 120.000 Klicks später, hatte er seine zweite Verwarnung in der Tasche.
Die erste war gerade einmal vor drei Wochen, bei der er Brooklyn vor einem großen Autounfall gerettet hatte. Wie gesagt, er war ein netter Bürger.
Zumindest durfte Magnus nun keinen einzigen Fehler mehr machen, sonst würde Idris auf ihn warten. Und damit meinte er nicht die weiten, grünen Wiesen, sondern das Besucherklo der Garnison.
Nun ja, er musste von jetzt an eben aufpassen.Ein Blick auf seine Designer Uhr verriet ihm, dass Alexander schon 10 Minuten zu spät war. Er hatte Alexander letzte Woche überredet, dass er mit ihm ins Willy's ging - die beste Schwulenbar in ganz New York.
Sie hatten sich für 8 Uhr verabredet, wenn Alec mit seiner Arbeit fertig war, doch er war es schon gewohnt, dass der Schattenjäger mal zu spät kommt.
„Na, Süßer? Kommt deine Begleitung auch nicht?", meinte eine Stimme direkt neben seinem Ohr.
Erschrocken wirbelte Magnus herum und sah einen schmierigen, fetten Typen Mitte dreißig neben ihm stehen.
Magnus rollte mit den Augen. In den 800 Jahren, in denen er nun schon auf dieser Welt lebte, hatten ihn viele solcher Typen angesprochen. Sie wollten alle nur dasselbe und was das ist, konnte sich jeder denken.
Also drehte sich Magnus einfach wieder weg und ignorierte den Typen.
„Hey!", schrie er und Magnus spürte, wie er näher kam. „Du willst es doch auch", hauchte er in Magnus Ohr. Am Geruch seines Atems konnte man merken, dass er schon was intus hatte.
„Nein, eigentlich nicht.", antwortete der Hexenmeister schlicht.
Angewidert trat er einen Schritt nach vorne.
„Ach, Schätzchen, jeder will es mit mir. Und wer es nicht will, der wird es danach trotzdem nicht bereuen."
Magnus hob eine Augenbraue. „Also so eine schlechte Anmache hab ich in 100 Jahren nicht mehr gehört", murmelte er.
„100 Jahre?", lachte der Typ der es wohl verstanden hatte. „Oh, ich steh auf Jungs die lügen."
Ich lüg aber nicht, schoss es Magnus durch den Kopf.
„Willst du nicht lieber mit zu mir kommen? Dein Date taucht wohl heute nicht mehr auf.", versuchte der Ekel-typ es erneut.
„Nein danke, kein Interesse.", antwortete Magnus, ohne den Kerl anzusehen.Einige Minuten blieb es still. Innerlich hoffte Magnus, dass der Typ endlich leine gezogen hatte und dass Alec bald auftauchen würde.
Doch da zog das Schicksal ihm einen Strich durch die Rechnung.
Eine Hand legte sich von hinten auf Magnus Taille, die andere presste sich auf seinen Mund.
„Niemand wagt es, mir einen Korb zu geben.", hauchte eine tiefe Stimme in sein Ohr. Magnus wurde mit einem Schlag übel.
„Lassen Sie mich los, oder-", versuchte Magnus zu schreien, doch die Hand presste sich wieder auf seine Lippen.
„Oder was? Willst du dein Date um Hilfe rufen? Oder deine Mami? Wie wär's mit deiner Wimperntusche, die sieht ja fabulös aus." Der Kerl lachte gehässig.
Magnus überdachte schnell seine Möglichkeiten. Zaubern konnte er nicht, denn sie waren mitten in New York. Kämpfen wäre auch riskant, zum ersten, weil Magnus seit gefühlten 200 Jahren keinen Kampf mit Fäusten geführt hatte und zum zweiten, weil der Typ sowieso stärker war. Wäre er doch bloß wieder ins Fitnessstudio gegangen, statt jeden Tag auf dem Sofa „Auf Streife" zu gucken...
Ihm blieb also noch das um Hilfe rufen und hoffen, dass ihn jemand hört und dass Alec ausnahmsweise mal nur eine Viertelstunde zu spät kam, anstatt einer halben.„Verdammter Hurensohn, jetzt halt aber mal den Rand!", fluchte der Kerl, als Magnus zu schreien begann. Er zog den Älteren mit sich und drückte ihn gegen die Hauswand, sodass Magnus Kopf eigentlich an die Backsteine knallen müsste - doch er war nicht umsonst ein Hexenmeister. Und so ein kleines Luftpolster würde ja keinem auffallen.
„Ich bin übrigens Josh", stellte er sich vor. „Und wie heißt du, mein Süßer?"
„Magnus Bane - Scrabble-Champion, stolzer Besitzer von Comicheften aus dem 18. Jahrhundert und außerdem Weltmeister im Aufzählen von Fürsten und Königen des Mittelalters. Stets zu ihren Diensten.", stellte sich der 800-jährige vor.
„So, so, der kleine Fuckboy ist also ein Streber... dass ich nicht lache!" Josh packte Magnus am Kragen. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von Magnus entfernt.
Ein dreckiges Lächeln zierte sein Gesicht, während er sich über die Lippen leckte.
Magnus lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter und er traf einen Entschluss: Würde es drauf ankommen, würde er Magie anwenden. Denn von so einem widerwärtigen Mann angefasst zu werden, übertraf dann doch sein Niveau.Er wollte gerade mit den Fingern schnipsen, als eine ihm sehr bekannte Stimme seinen Namen rief.
„Alec!", schrie er. Kurz darauf wurde wieder eine Hand auf seinen Mund gepresst.
Doch er wusste, dass sein Freund ihn gehört hatte.
Der Schattenjäger kam mit lautlosen Schritten auf Josh und Magnus zu. Josh stand mit dem Gesicht zur Wand, sodass er Alec nicht sah.
Magnus Augen suchten den Blick seines Freundes und für einen Moment spiegelte sich in dem Ozeanblau das pure Entsetzten, welches jedoch schnell mit dem knallharten Blick eines Schattenjägers im Kampf wechselte.
Ein Blinzeln später wurde Josh von ihm weggerissen. Alexander drängte ihn an die nächstgelegene Hauswand und nagelte ihn mit seinen Armen daran fest.
„Du mieser...", hörte Magnus ihn knurren.
Josh, der größer war als Alec, versuchte es mit einem Tritt in die Schwachstelle jedes Mannes, doch Alec blockte ab und warf ihn, schneller als Magnus es sehen konnte, auf den Boden.
Alec war schon auf dem Weg zu seinem Freund, als etwas an seinem Bein zog und ihn auf den Boden warf.
Magnus hatte keine Zeit mehr, ihn zu warnen, da lag der junge Schattenjäger schon auf dem Boden und bekam einen Tritt in den Magen.
Mit weit aufgerissenen Augen sah Magnus zu, wie Josh triumphierend lachte, als Alec plötzlich ein Messer aus seinem Stiefel zog und es von hinten um die Kehle des Mundie legte.
„Lass die Finger von meinem Freund, oder du bekommst es mit mir zu tun", hörte Magnus seinen Freund sagen.
Dann ließ Alec den Mundie los und rannte auf Magnus zu.Zwei starke Arme schlossen sich um ihn und für eine Millisekunde stand er immer noch wie versteinert da, zu geschockt von dem, was gerade passiert ist. Doch dann erwiderte er die Umarmung.
„Alles okay bei dir?", fragte Alec und blickte zu ihm hoch.
„Ja, alles gut. Und bei dir?"
Er sah zu, wie Alec das Messer wieder sorgfältig in seinen Schuh und unter den Stoff der Jeans schob. „Alles klar. Sorry, dass ich zu spät bin."
„Du bist genau richtig gekommen!", schoss es aus Magnus heraus. „Eine Minute später und ich hätte meine dritte Mahnung kassiert."
Ohne, dass Alec noch etwas sagen konnte, legte Magnus seine Lippen auf die des Jüngeren.Erst nach dem Kuss entdeckte Magnus die Menschenmenge, die sich vor der Bar angesammelt hatte.
Josh wurde von zwei Türstehern aufgehalten.
„Wollen Sie die Polizei rufen?", fragte ein Passant, der schon mit seinem Handy in der Hand rumwedelte.
„Nein, alles okay. Mein Freund hier hat mich ja gerettet", meinte Magnus stolz und legte einen Arm um Alec, dem die Situation sichtlich peinlich war.
„Tragen Sie immer ein Messer mit sich rum?", fragte eine ältere Dame an Alec gewandt.
„Ähm... ja, aber nur zur Verteidigung!", antwortete Alec überfordert.
„Ja verständlich!", nickte die Omi. „Heutzutage muss man sich ja anscheinend schon verteidigen, wenn man mal was trinken gehen will!"
„Sorry übrigens... ich wusste ja nicht, dass dein Freund ein Ninja ist...", wollte Josh sich rausreden.
Magnus blickte erst zu Alec, dann zu Josh und wieder zurück zu Alec.
Und plötzlich brachen die beiden in großem Gelächter aus.Für außenstehende müsste dies ziemlich komisch aussehen, aber Magnus konnte nicht anders, als zu lachen. Es war wie an ihrem ersten Date in der U-Bahn, als ein Taschendieb glaubte, Magnus Portemonnaie stehlen zu müssen. Nun ja, somit glaubten schon zwei Bewohner New Yorks, dass Alexander Lightwood ein Ninja ist.
„So, Josh du hast lebenslänglich Hausverbot!", rief Willy, der Besitzer der Bar, „Für alle anderen gibt's jetzt Freibier!"Yayyy, noch ein Kapitel heute :)
Wie gefällt es euch? Würde mich über einen Like oder Kommentar freuen ^^
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The Malec Chronicles
FanficMagnus Bane und Alexander Lightwood - wie geht ihr Leben zwischen den Zeilen der Bücher weiter? Was geht so alles ab im Hause Lightwood-Bane, wenn auch noch plötzlich zwei kleine Kinder auftauchen? Hier schreibe ich einige Malec OneShots :) Danke fü...