Von philosophischen Fragen und der Frage nach Verrücktheit

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Es war ein grauer, regnerischer Tag. Magnus stand am Fenster, den großen Vorsitzenden auf dem Arm und blickte auf die Straßen Brooklyns hinunter.
Überall Autos, deren Scheibenwischer den Regen herumspritzen ließen, Leute mit Regenschirmen, die mit schnellen Schritten zu irgendwelchen Terminen liefen oder einfach nach Hause wollten.
Magnus seufzte. Wie oft hatte er in seinem Leben schon die Menschen beobachtet? In 800 Jahren sammeln sich schon so einige Eindrücke an. Menschen waren alle gleich. Alles selbstsüchtige, langweilige Leute, die in ihrem Leben es vielleicht schafften einen langweiligen Bürojob zu bekommen und vielleicht auch noch das Glück haben, eine Familie zu gründen.
Nein, er war schon froh, ein Hexenmeister zu sein. Auch, wenn die Schattenjäger den Unterweltlern das Leben schwer machten – zumindest die meisten. Und auch, wenn er Unsterblich war und es langweilige Tage oder auch Jahre gab, auch, wenn man bedenkt, dass er sich nicht gerne an seine Kindheit erinnerte.
Denn die schönen Momente in seinem Leben oder auch die peinlichen, über die man Jahrzehnte später noch lachen kann, sie waren das was zählt.

„Worüber denkst du nach?", fragte Alexanders Stimme hinter ihm und seine Arme sich um Magnus Schultern legten.
„Wie schön das Leben doch ist"
Er spürte Alecs Lächeln und drehte sich zu dem jungen Schattenjäger um. Die schwarzen Haare lagen kreuz und quer und er trug wieder eines dieser ausgewaschenen Shirts, die an einigen Stellen schon Löcher hatten.
Langsam beugte sich der Hexenmeister vor und blickte dabei in das klare Blau von Alecs Augen, bis sie sich aus Reflex schlossen und innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde die Lippen auf seine legte.
Und in diesem Moment könnte sich Magnus nichts besseres Vorstellen, als einfach nur diesen – seinen – Schattenjäger zu küssen.
Bis vor einigen Jahren hatte er nicht mal im Traum daran gedacht, einen Schattenjäger zu küssen – mal abgesehen von der Ausnahme mit Will Herondale, der jedoch seine Tessa hatte und nicht im entferntesten den Gedanken daran verschwendet hatte, vielleicht doch Schwul oder Bi zu sein. Aber einen Schwulen Will Herondale konnte sich keiner so recht vorstellen...

„Wo ist eigentlich Max?", fragte Magnus, gut eine Viertelstunde später.
„Jace wollte mit ihm spielen, also habe ich ihn im Institut gelassen. Wir sollen ihn um sieben wieder abholen."
Skeptisch hob Magnus eine Augenbraue. Das letzte Mal, als Jace mit seinem Blauen Sohn gespielt hatte, hatte er ihm beigebracht, Dolche zu werfen. Als Alec, sowie auch Magnus ihn gefragt hatten, wieso er bitte einem dreijährigem Kind beibrachte, Dolche zu werfen, meinte Jace nur: „Er wird mal ein richtiger Kämpfer. Da muss man früh anfangen, zu trainieren."
„Keine Sorge, Clary und Mum sind auch da. Und Simon und Izzy sind auch irgendwo im Institut... nur was die gerade machen, will ich glaube ich lieber nicht wissen." Alec verzog spielerisch das Gesicht.
„Na dann..." Magnus lächelte. „Haben wir den ganzen Nachmittag für uns"
Gerade, als Alec seine Hand auf die Wange des Hexenmeisters legte, klingelten Alecs und Magnus Handys gleichzeitig. Alecs mit dem typischen Samsung-Klingelton und Magnus mit Bitch von Meredith Brooks.
Mit einem Seufzen schnappten sie sich synchron ihre Handys und nahmen ab.
„Jace, was ist los?!", fragte Alec panisch, während aus Magnus Handy die Stimme erklang, von der Magnus am wenigsten erwartet hätte, dass sie ihn anruft.
„Maryse Lightwood hier, spreche ich mit Magnus Bane?", fragte sie sachlich.
„Ähm... ja?" Magnus war sich da gerade selbst nicht sicher. Meinte sie wirklich ihn?
„Hier gibt es ein kleines... nun ja...Problem... Jace hat mir gesagt, ich solle dich anrufen..."
„Was ist denn jetzt los?!", schrie er fast, als er sah, wie Alec aufsprang und auflegte.
„Nun ja... euer Adoptivsohn hat einen blauen Kopf..."
„Das ist normal, Maryse. Er ist ein Hexenmeister, was du vielleicht schon bemerkt haben solltest."
„Ja, klar, natürlich, aber ich will dir dies nicht im Namen der Institutsleitung, sondern im Namen deiner Schwiegermutter sagen..."
Schwiegermutter...Magnus ließ dieses Wort in seinen Gedanken kreisen. Maryse Lightwood, seine Schwiegermutter.
„Also ist es so..."
Alec riss ihm das Telefon aus der Hand und sagte schnell und verärgert: „Mum, Jace hat es mir schon gesagt. Wir sind auf dem Weg." Dann legte er auf.

„Was ist los?", fragte der Hexenmeister, der nun endlich wissen wollte, was mit seinem Sohn los war.
Alec seufzte genervt und legte den Kopf in den Nacken. „Beim Erzengel, mein werter Herr parabatai hat es geschafft, unserem Sohn sprinten beizubringen. Mit einem Holzschwert in der Hand."
Magnus stellte sich vor, wie ein etwa ein Meter großes Kind mit einem etwa ein Meter langem Holzschwert durch die Gegend rannte.
„Verdammt, was ist mit ihm?"
„Er hat einen blauen Fleck, aber sonst geht's ihm gut."
Halbwegs erleichtert, dass nichts Schlimmeres passiert ist und halbwegs besorgt, gerade weil etwas mit seinem Sohn passiert ist, legte er eine Hand auf Alecs Schulter.
„Mir haben so ziemlich 90 Prozent aller Freunde schon mal gesagt, dass ich Verantwortungslos und verrückt wäre. Aber ich glaube, ich hab in Jace einen ernsthaften Konkurrenten gefunden."

Mal kein so aufregendes Kapitel... hoffe es gefällt eich trotzdem :)

The Malec ChroniclesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt