1. Kapiel

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Endlich war es so weit! Wir würden Heute in den Urlaub nach Österreich fahren. Doch ich ahnte damals noch nicht, was auf mich zukommen würde...

Der Tag fing ganz normal an, wie jeder andere auch. Ich ging verschlafen die Treppe runter, an den Esstisch, an dem meine Eltern und mein Bruder James schon warteten. Beziehungsweise sich schon die besten Semmeln aus dem Korb reservierten, damit ich sie nicht bekam. Ja... so nett waren sie. "Guten Morgen Süße. Hast du gut geschlafen?", begrüßte mich meine Mutter fröhlich. "Morgen. Ich bin ein paar mal aufgewacht, aber sonst habe ich gut geschlafen." Ich nahm mir eine Semmel und setzte mich zu ihnen an den Tisch. Wie immer belegte ich diese mit meinem Lieblingskäse. James grinste mich an und klaute mir eine Scheibe von der Semmel. "Hey! Gib sie sofort zurück!", schrie ich entsetzt, doch der Käse war schon mit seiner Spucke verseucht. Er bekam von mir einen vernichtenden Blick geschenkt, aber ich würde nicht extra in die Küche gehen, um mir eine neue Packung zu holen, also musste ich wohl oder übel mit nur einer Scheibe auskommen. Unsere Eltern hatten das Geschehen nur schmunzelnd beobachtet und keine Anstalten gemacht, meine Käsescheibe zu retten.

Nachdem wir fertig mit dem Essen waren, zog ich mir ein weiß-blaues Kleid an und bürstete meine hellbraunen, langen Haare die sich Heute schön kräuselten. Als ich fertig war, setzte ich mich auf mein Bett und schaute, ob ich neue Nachrichten hatte. Meine Beste Freundin Alicia schrieb, sie würde sich schon auf meine Erzählungen und Urlaubsbilder freuen. Doch so weit war es nie gekommen... Ich antwortete mit: "Ich freue mich auch schon total! Wir waren so lange nicht mehr im Urlaub. Du wirst auf jeden Fall ganz viele Bilder bekommen." Von unten drang die Stimme meiner Mutter zu mir, die mich bat, meinen Koffer nach unten zu bringen. Der Koffer war sehr schwer, da wir drei Wochen in Österreich verbringen würden - Jedenfalls gingen wir davon aus... - also brauchte ich etwas länger, bis ich schließlich unten ankam. Mein Vater trug die Koffer zum Auto, das vor der Tür parkte und ich wandte mich wieder meinem Handy zu, das mir mitteilte, dass James etwas neues auf Instagram gepostet hatte. Als ich das Bild sah, blickte ich entgeistert nach oben, wo sein Kopf aus einem der Fenster ragte. Er hatte mich tatsächlich von oben fotografiert, wie ich meinem Vater beim Einpacken der Koffer zusah und das Bild anschließend auf Instagram gepostet! "Das zahl' ich dir heim!", rief ich ihm zu, woraufhin ich in's Haus stürmte, um dann von ihm umgerannt zu werden. Durch den Stoß taumelte ich gegen die Wand und mir wurde wieder bewusst, wie kräftig er war. Kein Wunder bei seinem jahrelangem Training, den vielen Liegestützen und was auch immer er noch für seine Muskeln machte... An seinem 16. Geburtstag hatte er sich sogar einen Boxsack gewünscht, den er seitdem täglich benutzte. "Kommt ihr?", rief unser Vater und schon waren wir auf dem Weg zum Auto. "Eure Mutter wird als Erste fahren, wenn sie dann nicht mehr will, werde ich die zweite Strecke übernehmen." Die Fahrt bis zu diesem Haus in Österreich würde ungefähr vier Stunden dauern, da konnte man bestimmt schnell die Lust am Fahren verlieren.

Meine Mutter setzte sich an das Steuer, mein Vater in den Beifahrersitz, ich war hinter ihm und James saß neben mir. Mein Bruder und ich hatten den gleichen Musikgeschmack, weshalb wir schon jetzt wussten, welche Lieder wir hören würden. Der Motor sprang an und das Auto bewegte sich aus der Einfahrt hinaus auf die Straße. Niemanden schien ein Gesprächsthema einzufallen, also blieb es im Auto außer der Musik still. Nach einer gefühlten Ewigkeit fragte mein Vater: "Elara, ist alles in Ordnung? Du siehst etwas erschöpft aus." Meine Mutter sah kurz zu ihm und antwortete schließlich: "Ich bin etwas unausgeschlafen, aber es geht schon, danke." Meine Mutter war schon immer eine Kämpferin, vor allem, wenn es Andere entlastete oder glücklich machte. Noch dazu würde sie alles für ihre Familie tun, selbst wenn sie dadurch Schaden annehmen würde. Ich lehnte mit meinem Kopf am Fenster und dachte etwas nach, bis ich bei einer Kreuzung auf einmal Reifen quietschen und Schreie hörte.

Es heißt, dass Links von uns ein Auto zu schnell fuhr und mitten in unseres krachte - um genau zu sein mitten in meine Mutter was ihr das Leben nahm! Ein Autofahrer, der kurz danach zur Kreuzung kam rief die Feuerwehr an, damit wir, die Bewusstlosen aus dem Auto herausgeholt und in Hubschrauber vom Notarzt gebracht werden konnten. Es heißt auch, dass unser Auto sich einmal überschlug, wodurch wir dann Ohnmächtig wurden. Meine Mutter starb schon vor dem Überschlag, als das andere Auto in ihre Seite gerast war, dadurch war es wenigstens ein schneller Tot...

Ich wachte schon ein paar Stunden nach dem Unfall im Krankenhaus wieder auf - mir wurde erst noch nicht von meinem großen Verlust erzählt - und realisierte langsam, was geschehen war. Nach ein paar mal Blinzeln erkannte ich, dass ich nicht alleine in diesem Raum wahr. "Lucia! Sie ist wach!", ertönte eine alte Männerstimme. Mein Opa Karlos und meine Oma Lucia waren bei mir und lächelten, wärend sie versuchten, ihre Tränen zu unterdrücken, was deutlich erkennbar war - Sie dachten, sie würden ihre Enkelkinder auch verlieren - ich sah sie fragend an, aber von ihnen kam keine Antwort auf meine ungestellte Frage, sondern nur: "Wir haben euch etwas mitgebracht. Willst du es jetzt schon sehen, oder sollen wir warten, bis James auch wach ist?", sie schauten in Richtung Fenster, wo noch ein Bett war, in dem ein Junge mit eingebundenen Beinen lag. James. Erst da bemerkte ich, dass um meinen linken Arm ein Gips war, was bedeutete, dass er gebrochen war. Sonst war mein Körper jedoch unversehrt, anders als der von James. "Was ist mit Mama...?", ich hatte keine Ahnung, warum ich genau nach ihr gefragt hatte, aber sie kam mir als erstes in den Sinn. Meine Großeltern schaute sich traurig an und mieden mein Blick, indem sie den Boden musterten. Schließlich fing Opa Karlos an zu sprechen: "Deine Mutter... Eure Mutter... ist bei dem Unfall..." ein leises Schluchzen, welches von ihm stammte unterbrach ihn. "Sie ist... etwas stärker verletzt." Er log mich damals an, damit ich durch den Schock nicht wollen würde, dass ich auch nicht überlebe, oder dass ich es nervlich nicht schaffen könnte. Nach dieser Antwort blieb es vorerst still, bis ich schließlich fragte: "Und Papa?" woraufhin Oma Lucia "Ihm geht es gut." antwortete.

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