16. Kapitel

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Als ich am nächsten Morgen James von meinem Gespräch mit Zara erzählte, leuchteten seine Augen. "Ich hab's dir gesagt! Du bist so was von gay! Wann outest du dich unserem Vater gegenüber? Habt ihr schon ein Datum für eure Hochzeit festgelegt? Das ist so aufregend!", redete er auf mich ein. Augenrollend meinte ich: "Wahrscheinlich bin ich lesbisch, da hast du Recht." "Moment!", unterbrache er mich sofort. "Du bist nicht wahrscheinlich lesbisch, junges Fräulein - du bist zu hundert Prozent lesbisch, verstanden?", wies er mich zurecht. "Gut, wenn du das meinst. Um zu deiner anderen Frage zu kommen: ich habe kein Outing geplant. Ich denke, ich werde einfach, wenn es so weit ist, zu ihm gehen und sagen: "Papa, wir sind seit neuestem zusammen. So entsteht dabei nicht so eine Aufruhr.", erklärte ich meinem Bruder. Dieser nickte daraufhin verständnisvoll. "Oh verdammt! Ich muss los!", bemerkte er mit einem Blick auf die Uhr. "Ich kann dich zum Bus bringen.", bot ich an. Dankend nahm James die Hilfe an und ich schob ihn so schnell es ging zu der Bushaltestelle. Wir erreichten diese gleichzeitig mit dem Bus, bei dem dabei geholfen wurde, meinen Bruder hineinzubringen. Ich winkte ihm zum Abschied und machte mich wieder auf den Weg nach Hause.

Als ich mich in meinem Zimmer ausruhte und mir Videos auf YouTube ansah, klopfte jemand. "Komm' rein.", antwortete ich. Mein Blick war von der Tür abgewandt, deshalb war ich überrascht, als Zara und nicht mein Vater auf einmal neben mir saß. "Zara!", rief ich aus. "Hast du nicht eigentlich noch Schule? Es ist viertel nach zwölf." Lächelnd erklärte sie: "Ich hatte schon um viertel nach elf aus, weil die letzten beiden Stunden entfallen sind. Da wollte ich gleich nach dir sehen und dein Vater hat mich hereingelassen. Meine Mutter ist damit auch einverstanden." "Das freut mich. Weißt du eigentlich, dass du wunderschön bist?", bemerkte ich nebenbei. "Ich? Hast du etwa noch nie in den Spiegel geschaut?" "Ach, hör' auf!", lachte ich und schubste sie leicht mit der Schulter. Nach kurzem Schweigen fragte Zara mit einem Blick auf mein Handy: "Was schaust du da?" "Keine Ahnung. Ich habe den Sinn dieses Videos irgendwie nicht verstanden.", überlegte ich. Da kam mir ein Gedanke: "Hättest du zufällig Interesse an einem Date oder so?" "Ja! Klar. Wann und wo?", platzte sie kurz darauf heraus.

Wir grinsten über beide Ohren als wir in unseren Handykalendern nach einem passenden Datum suchten. Doch das war nicht leicht: Zara musste in den nächsten Tagen viel lernen, weil sie in der nächsten Woche drei Tests schreiben musste. "Aber heute haben wir ja beide Zeit.", bemerkte sie schließlich. "Hast du Lust auf ein spontanes Date, das definitiv in die Hose gehen wird?", scherzte sie. "Na klar. Ich muss nur meinen Vater fragen, was ich mit meiner Naht machen darf. Eine Idee, was wir machen könnten, habe ich nämlich schon und es kostet nichts.", antwortete ich glücklich und lief daraufhin sofort die Treppen herunter. "Papa? Darf ich mit Zara zu meinem Lieblingsort gehen? Inklusive Schwimmen?", fragte ich mit bettelndem Blick. "Nur, wenn du mir versprichst, vorsichtig zu sein und kein Wasser an deine Naht kommt.", meinte er mit mahnendem Blick. "Ja! Ich verspreche es!"

Zara und ich hatten uns Badeanzüge unter die Anziehsachen angezogen - wobei ich ihr einen von mir geliehen hatte - und gingen mit Taucherbrillen aus dem Haus. "Wohin geht es eigentlich?", fragte sie neugierig. "Das sage ich dir nicht, es soll eine Überraschung werden."

Am Wasser angekommen, zogen wir unsere Klamotten aus und setzten die Schwimmbrillen auf. Meine beste Freundin half mir mit dem nicht vorhandenem rechten Auge und drückte sie leicht an, damit es Wasserdicht blieb. "Es ist schön hier.", merkte sie an. "Ich kann verstehen, dass es dein Lieblingsort ist." Lächelnd sah ich sie an. "Du hast noch nicht alles gesehen. Komm' mit!" Ich nahm sie an der Hand und zwang sie somit in das kalte Nass. Doch Zara machte aufgrund der Temperaturen keine Anstalten. "Du musst jetzt die Luft anhalten.", wies ich sie an. Voller Vertrauen tat Zara dies ohne Wiederworte und ließ mich sie nach unten ziehen und in die Grotte leiten. Als wir auftauchten setzten wir uns blind an den Rand. Ich holte die Taschenlampen, von denen ich eine weitergab. Wir schalteten diese gleichzeitig an und mein Date kam nicht mehr aus dem Staunen heraus. "Das ist der schönste Ort der Welt!", meinte sie Fassungslos. "Nicht wahr?", stimmte ich ihr zu. Wir zogen unsere Schwimmbrillen aus und rutschten näher aneinander. Unsere Beine berührten sich jetzt und bei dem Berührpunkt bekam ich Gänsehaut. Ich blickte auf und sah in Zaras wunderschöne braunen Augen. Wir beobachteten uns nun gegenseitig, wodurch mein ganzer Körper anfing zu kribbeln. Ihr Blick war unglaublich warm und weich zugleich. Unsere Gesichter näherten sich langsam, bis sich unsere Lippen schließlich berührten. Mein Körper schien durch tausende Gefühle aufzuflammen. Das war definitiv das schönste Gefühl, das ich jemals zu spüren bekommen hatte. Vorsichtig lösten wir uns wieder voneinander und lächelten uns glücklich an.

Die meiste Zeit hatten wir mit Gesprächen verbracht. Mittlerweile liefen wir Hand in Hand den Weg zurück. "Nur mal kurz eine Frage, um sicherzugehen: sind wir zusammen, oder... Ich meine, wenn nicht, ist es auch okay, also es wäre schade, aber okay...", meinte ich unsicher und suchte verzweifelt die Antwort in Zaras Augen. Diese stellte sich stoppend vor mich, nahm auch meine zweite Hand und antwortete: "Ja, wir sind zusammen." Daraufhin beugte sie sich vor und küsste mich ein zweites Mal. Das war so unbeschreiblich schön, wenn ihre zarten Lippen meine berührten.

Zu Hause angekommen, fanden wir meinen Vater im Gespräch mit James auf. Als mein Bruder uns händchenhaltend erblickte, unterbrach er seinen Gesprächspartner und fuhr schnell zu uns. "Oh mein Gott, was sehe ich denn da?", staunte er grinsend. "Seid ihr zusammen?" "Ja", antworteten wir wie aus einem Munde, woraufhin wir uns überglücklich in die Augen sahen. Mein Vater kam erstaunt zu uns. "Herzlichen Glückwunsch! Ich wusste ja gar nicht, dass du dich in Mädchen verliebst, Selina. Warum hast du mir das nie erzählt?" "Ich hielt das nicht für erwähnenswert. Auf diese Art und Weise erfährst du das doch viel schöner, und es ist dann auch sicher, dass ich lesbisch oder so bin und das keine Phase oder Einbildung ist. Verstehst du das?", fragte ich leicht verunsichert. "Ja. Klar tue ich das.", antwortete mein Vater lächelnd und nahm mich liebevoll in den Arm.

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