Namjoon
Schule, war mein erster Gedanke, als der Wecker mich unsanft aus meinen Träumen riss. Mit kleinen Augen richtete ich mich auf, schwang meine Beine über den Bettrand und sah zu Taehyungs Bett, auf dem er mit Jungkook im Arm noch friedlich schlief. Müde schlurfte ich zu den beiden und versuchte sie einigermaßen wach zu bekommen, bevor ich mich zum Frühstücken in die Küche begab und mir, noch nicht ganz bei mir, Cornflakes runterschaufelte. Jimin dagegen war schon hellwach, geduscht und angezogen, und machte sich gerade Rührei.
„Oh, kann ich auch was davon haben?" fragte Jin und ich erstickte fast an meinen Cornflakes, als ich ihn durch die offene Türe laufen sah. Er hatte nur eine schwarze enge Hose an und sein Handtuch locker über die Schulter gelegt. Ab und zu fiel ein Wassertropfen von seinen Haaren und landete auf seinem nackten Oberkörper, den ich versuchte, nicht länger als nötig anzustarren.
Jin stellte sich genau so zu Jimin an den Herd, dass ich einen perfekten Blick auf alle seine Körperteile hatte. Hastig aß ich fertig und verschwand dann sofort wieder in unserem Zimmer. Ich ignorierte dabei gekonnt meinen schnellen Herzschlag und das unangenehme kribbeln in meiner unteren Region, und packte meine Sachen für die Schule.
Er machte mich so wütend. Frustriert trat ich gegen mein Bett und versuchte den Gedanke von ihm aus meinem Kopf zu bekommen.
In der Schule war alles was ich mitbekam Jin. Jin hier, Jin da, Jin meldet sich, Jin steht auf und geht aufs Klo, Jin redet mit seinem Sitznachbar, Jin streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht, Jin steht auf, Jin läuft, biegt ab, stellt sich an die Wand, schaut auf sein Handy, lächelt, sieht auf, sagt etwas, lächelt nicht mehr, ist an die Wand gedrückt, wehrt sich, Jin wird schwächer, Jin schließt die Augen.
Verwirrt betrachtete ich die roten Male an seinem Hals, die gerade noch nicht da waren. „Jin?" fragte ich den leblosen Körper in meinen Armen und schüttelte ihn leicht. Was war gerade passiert? Panisch sah ich mich um. Es war niemand hier, alle waren in ihren Klassen. Nur ich kniete hier, mit Seokjin in meinen Armen und versuchte, ihn irgendwie wach zu bekommen. „Komm zu dir..." flüsterte ich zitternd, während ich zwei Finger auf sein Handgelenk legte. Kein Puls.
Mein Herz raste und meine Atmung ging unregelmäßig. Er war doch jetzt nicht... Ich schüttelte ihn verzweifelt und schlug ihm auf die Backe, doch er wollte sich einfach nicht rühren. „Wach doch auf, du Dummkopf." wisperte ich den Tränen nahe, während ich ihn auf den Boden legte.
Ich platzierte meine Hände übereinander auf seinen Brustkorb und drückte so fest zu wie ich konnte. Dreißig Mal wiederholte ich das, drückte mit meinem Daumen und Zeigefinger seine Nase zu, legte seinen Kopf in den Nacken und beugte mich über ihn. „Wenn du jetzt nicht aufwachst, bring ich dich um." flüsterte ich und legte meine Lippen auf seine. So fest ich konnte beförderte ich alle Luft die ich in meinen Lungen hatte in Jins Körper und ich richtete mich röchelnd wieder auf. Schwarze Punkte bildeten sich vor meinen Augen, doch ich hatte keine Zeit zu verlieren und legte meine Hände wieder auf seinen Brustkorb. Niemand hatte mir gesagt, dass erste Hilfe so anstrengend war.
Ein lautes, rasselndes Luftholen ließ mich erleichtert aufatmen. „Du bist wach..." stellte ich fest und ließ mich auf den Boden fallen. „Endlich..."
„Du Wichser." spuckte er mir entgegen und packte mich schwach am Kragen. „Was sollte das?" Verwirrt sah ich ihm in die Augen. „Ich hab dich nur wiederbelebt. Was ist daran falsch?" Er starrte mich entgeistert an. „Bist du dumm? Ich hätte sterben können!"
„Aber ich hab dir doch geholfen." Ich verstand nicht, worauf er hinauswollte. „Hast du gesehen, wer dir das angetan hat?" Ich zeigte auf seinen Hals und er stutzte. „Was?"
„Hast du gesehen, wer das war?" wiederholte ich mich. Er ging nicht auf meine Frage ein, sondern fragte mich stattdessen nach einem langen Schweigen „Wie hast du mich gefunden?" Ich zögerte. „Ich hab dich gesucht und da hab ich dich hier so gefunden. Wer zur Hölle macht sowas..." Er sah mich komisch an. „Ja. Die Person war wohl nicht ganz bei sich." sagte er. Ich nickte.
„Wir müssen das der Schulleitung melden. Nicht, dass sowas noch mal passiert. Weißt du, wer es war?" Wackelig stand er auf. „Nicht nötig. Ich muss nur schnell ins Bad, das hier" er zeigte auf seinen Hals „überdecken, dann kann ich wieder in den Unterricht." Skeptisch sah ich ihn an. „Aber..." – „Nichts aber, Namjoon. Das ist meine Entscheidung. Respektier sie oder geh."
Er fing an, nicht sehr sicher zu laufen und ich wollte ihn stützen, doch er schlug meine Hand weg und sah mich wütend an. „Fass mich nicht an." Verletzt wich ich zurück. „Jetzt geh wieder in die Klasse. Sag dem Lehrer, ich komm nach." Ich nickte. „Bis dann." murmelte ich, und lief an ihm vorbei zurück in den Bioraum.
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Heißhunger | Namjin✔
Fanfiction„Du bist also genauso verkorkst wie ich." Disclaimer: Wer sensibel bei Themen wie Selbstverletzung und Gewalt reagiert, sollte diese Story nicht lesen.