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Lauras P.o.v.

20. Juli 2015, Vancouver

Ein neuer Arbeitstag für mich. Heute ist Montag, ich verlasse gerade mein Zimmer und mache mich auf den Weg zum Apartment meiner Gastfamilie. Diese Woche ist meine letzte Woche hier in Vancouver. Nächsten Montag, werde ich zurück nach Deutschland, zu meiner Familie, fliegen.

Harry hat sich gestern nicht mehr gemeldet. Meine Laune ist im Moment nicht die Beste. Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass er mir schreibt, wie es ihm geht und wo er gerade ist, was er gerade macht. Ich dachte die letzten Tage mit ihm waren mehr als nur eine Affäre. Ich dachte für Harry ist es auch etwas Ernsteres, sowie für mich. Offensichtlich habe ich mich stark geirrt.

Jeder Tag dieser Woche läuft gleich ab. Morgens die Kinder zur Schule bringen, oder zu ihren Sportclubs oder sonstige Aktivitäten. Außerdem regelmäßige Spaziergänge mit Ella und Fitness. Ich muss sagen, dass mir Kickboxen sehr viel Spaß macht und ich es daher auch täglich mache. Obwohl ich jedes Mal an Harry denken muss. Neben diesen Tätigkeiten, bleibt nicht viel Zeit für anderes, da ich auch meine ganzen Sachen in die Koffer packen muss.

Ich versuche keine freie Minute für mich zu haben, damit ich so wenig wie möglich an Harry denke. Klappt allerdings so semi-gut.

26. Juli 2015, Vancouver

Der Tag meiner Abreise rückt immer näher. Die letzten Tage waren so voll mit Verabschiedungen von Freunden und packen und jede freie Sekunde mit den Kids verbringen. Ich kann es kaum noch erwarten meine Familie nach 7 Monaten wiederzusehen. Andererseits fällt es mir extrem schwer die Kids zu verlassen. Ich habe sie so sehr in mein Herz geschlossen. Der Abschied wird herzzerreißend, das weiß ich jetzt schon.

Morgen kurz nach Mittag geht mein Flug zurück nach München. Da morgen wieder Montag ist, und die Kids Schule haben, ist heute unser letzter Tag zusammen. Meine Gastmutter bringt morgen früh die Kids in die Schule, so kann ich morgen vor der langen Reise ausschlafen. Allerdings muss ich mich heute schon von ihnen verabschieden. Wir haben gerade zu Abend gegessen und sitzen jetzt, aneinander gekuschelt auf dem Sofa und schauen Fernsehen. Im Moment zappt Emilia durch die Programme. Freddy sitzt auf meinem Schoß und Anton liegt in meinem linken Arm und erzählt mir von einem Buch über Piraten. Ich höre Anton aufmerksam zu, bis ich ‚One Direction' im Fernsehen höre. Meine Augen und Ohren richten sich sofort auf den Fernsehbildschirm. Ich weiß nicht genau um was es geht, denn ich sehe nur kurz ein Bild von den Jungs auf der Bühne, bevor der Beitrag auch schon wieder vorbei ist. Doch vor meinen Augen sehe ich nur noch Harry, wie er in die Kamera gelächelt hat.

Wieso vermisse ich ihn nur so sehr. Vermisst er mich? Wahrscheinlich nicht, sonst hätte er sich gemeldet. Es ist eine Woche her und kein Lebenszeichen von ihm. Ich habe mich viel zu schnell auf ihn eingelassen. Ich habe alles verdrängt. Ich bin nie so, wieso bei ihm. Ach ja, er hat mir das Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und Zuhause gegeben, dass ich die letzten Jahre vermisst habe. Ich hatte dieses Gefühl für genau zwei Tage, dann hat er mich verlassen, sich nicht mehr gemeldet und so habe ich diese Emotionen ein zweites Mal verloren. Ich bin so dumm!

Ich werde aus meinen Selbstvorwürfen gerissen, als Freddys Kopf von meinem Arm weg nickt. Er ist eingeschlafen. Es ist auch schon sehr spät.
"So Kids, Schlafenszeit.", ich stehe mit Freddy auf dem Arm auf. Emilia schaltet den Fernseher aus und Anton folgt mir die Treppe rauf. Zu viert stehen wir im Bad. Ich wickle Freddy, während Anton und Emilia ihre Zähne putzen. Das sind die letzten Minuten mit diesen drei kleinen Engeln. Ich helfe Freddy beim Zähne putzen, während die anderen beiden sich umziehen und sich ins Bett legen.

Ich gehe mit Freddy in sein Zimmer. Ich halte ihn die ganze Zeit über in meinen Armen. Bevor ich ihn, in sein Bett lege, drücke ich ihn nochmal sehr fest, die ersten Tränen sammeln sich schon in meinen Augen.
"Freddy, ich habe dich so wahnsinnig lieb, kleiner Mann ... ", er nuschelt darauf etwas, bevor er sich fester an mich kuschelt.

Ich lese ihm noch eine kurze Einschlafgeschichte vor. Ziemlich schnell schließt er seine Augen. Bevor ich den Raum verlasse und das Licht ausschalte, gebe ich ihm noch einen liebevollen Kuss auf die Stirn.
"Pass auf dich auf.". Leise schließe ich die Tür und gehe zu Anton ins Zimmer. Er sitzt auf seinem Bett und blättert durch ein Bilderbuch.
"Ab ins Bett, Großer. Du musst morgen fit sein."
"Ich will nicht, dass du uns verlässt ... ", mit weinerlicher Stimme sieht Anton mich an.
"Ich will euch auch nicht verlassen, aber alles hat ein Ende. Meine Zeit hier ist leider schon zu Ende, aber ich bin ja nicht aus der Welt, genauso wenig wie du. Ich werde oft nach Vancouver kommen und ihr werdet mich hoffentlich auch besuchen kommen in Europa ... Leg dich jetzt hin, soll ich dir noch was vorlesen?"
"Ja, aber erst nachdem du mich nochmal umarmt hast!", ein breites Lächeln bildet sich auf meinen Lippen.
"Aber natürlich. Ich lege mich zu dir, während ich lese.", ich lege mich neben ihn ins Bett. Anton kuschelt sich in meinen Arm. Ich lese ihm sein Lieblingsbuch vor. Es dauert nicht lange, da merke ich, dass auch er eingeschlafen ist. Ich lege das Buch neben mich und streichle sanft Antons Stirn. Ich gebe ihm noch einen kleinen Kuss auf die Stirn und gehe dann zu Emilia ins Zimmer.

Bei ihr ist zwar das Licht noch an, aber sie liegt mit geschlossen Augen auf ihrem Bett. Ich mache das große Licht aus und schalte das Nachlicht ein. Ich gehe zu ihr ans Bett und streiche ihr zärtlich über die Wange.
Sie öffnet langsam ihre Augen: "Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken.", entschuldigend lächle ich sie an.
"Alles gut, ich wollte eigentlich nicht einschlafen. Schlafen die anderen schon?", mit ihrer leicht müden Stimme, sieht sie mich im dunklen Licht an.
"Ja sind gerade beide eingeschlafen. Ich wollte mich nur noch bei dir verabschieden.", bei diesen Worten bilden sich direkt Tränen in ihren Augen. Ich drücke sie fest an mich und lege meine Hand an ihren Hinterkopf. Auch ich fange jetzt zu weinen an, ich werde sie so sehr vermissen.
"Emilia, in zwei Wochen kommt euer neues Au Pair Mädchen, die mit euch tolle Dinge unternehmen wird. Pass auf dich auf, und vor allem bleib so wie du bist. Für dein Alter bist du schon so erwachsen und einfach wundervoll. Pass auf dich und deine Geschwister auf. Ich habe dich wahnsinnig lieb, kleine Maus.", bei den letzten Worten versagt meine Stimmt und ich drücke sie noch näher an mich. Ich hasse Abschiede.

Nach längerer Zeit kuschle ich mich zu ihr ins Bett und warte bis auch sie in meinen Armen einschläft.

Unten im Wohnzimmer, packe ich meine letzten Sachen zusammen, die ich hier im Apartment habe. Mein Flieger geht zwar erst kurz nach Mittag, trotzdem muss ich nach dem Frühstück direkt zum Flughafen. Ella liegt auf dem Sofa. Auch von ihr verabschiede ich mich eine Zeit lang. Sie werden mir alle so sehr fehlen. Gott sei Dank habe ich mich heute nicht geschminkt. Mein komplettes Gesicht wäre sonst voll mit zerlaufener Wimperntusche.

Mit verheultem Gesicht verlasse ich das Apartment und mache mich auf dem Weg zum Hotel in mein Zimmer. Sobald ich durch meine Zimmertür gehe, sehe ich vor meinen Augen, was sich auf meinem Bett mit Harry und mir letzte Woche abgespielt hat. Ich vermisse ihn so sehr. Es wird mir gerade einfach alles zu viel. Der Abschied von den Kids, der Abschied aus meiner gewohnten Umgebung hier in Vancouver, meinen Freunden und Harry. Ich kann nicht mehr. Ich habe keine Kraft mehr. Meine Beine geben nach und ich breche auf dem Boden zusammen. Ich weine mir die Seele raus. Alles was sich die letzten Wochen angestaut hat. Ich liege auf meinem Boden in Embryostellung. Alles ist angespannt. Mein Atem wird immer schneller und hektischer. Ich kann nicht mehr klar denken. Ich sehe alles nur noch verschwommen und nehme nichts mehr außerhalb von mir war. Mittlerweile ist es auch kein Weinen mehr, sondern ein Schreien. Mein Kopf ist gerade komplett leer. Mein Körper spannt sich immer mehr an. Meine Fingernägel krallen sich in meine Haut. Doch ich spüre keinen Schmerz. Ich spüre absolut nichts mehr. Langsam wird alles schwarz vor meine Augen. Das Letze was ich bemerke ist, dass meine Luft wegbleibt...

Love Is Never Ever Simple (Harry Styles - Deutsche Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt