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28.Juli 2015, Bayern

Ein paar Stunden später, kommen wir bei dem Haus meiner Mama an. Bevor ich den Rest meiner Familie und Verwandten besuche, lege ich mich erstmal ins Gästezimmer und schlafe. In Vancouver ist es gerade mitten in der Nacht, wobei es in Deutschland Vormittag ist. Ich leide definitiv an Jetlag, hoffentlich legt sich das wieder schnell.

Stunden später am Nachmittag wache ich durch Geräusche aus der Küche auf. Kurz bin ich verwirrt, wo ich gerade bin, bis mir alles klar wird und sich ein zufriedenes Lächeln auf mein Gesicht schleicht. Ich bin extrem glücklich wieder hier zu sein. Bevor ich zu ihnen in die Küche gehe, nehme ich schnell eine Dusche, mache mir einen Dutt und ziehe mir blaue Shorts, ein schwarzes Top und einen Blazer über. Es ist heute schönes Wetter, aber es geht ein kalter Wind. Ich gehe zu meiner Familie in die Küche. Meine Mama sitzt mit ihrem Freund und seiner Tochter am Esstisch. Als ich durch die Tür gehe sieht meine Mama mit ihren schönen grün-grauen Augen zu mir. Auf ihrem Gesicht bildet sich ein Lächeln, das ich die letzten Monate vermisst habe: "Hey Große! Hast du ausgeschlafen? Hast du Hunger? Willst du etwas essen? Es ist noch etwas übrig von Mittag, ich kann es dir warm machen.", ich bin in der Tür stehen geblieben.

"Alles gut Mama. Immer langsam. Ich kann es mir auch selbst warm machen, das passt schon, wirklich.", ich mache mich gerade auf in die offene Küche, da steht meine Mama schon neben mir.
"Nein Laura setz dich. Du hattest einen langen Flug. Ich mach dir dein Essen warm.", meine Mama drückt mich liebevoll auf die hölzerne Eckbank. Während sie in der Küche mein Essen zubereitet, unterhalte ich mich mit meiner Stiefschwester.

Nachdem Essen, fahre ich mit dem Rad zu meinen Großeltern, da sie nur 10 Minuten entfernt wohnen. Ich fahre die Auffahrt entlang und sehe das Auto von meinem Onkel. Anscheinend sind sie zu Besuch. Ich stelle das Rad ab, und gehe hinters Haus auf die Terrasse. Und da sitzen sie. Meine Großeltern, Onkel Karl seine Frau Greta und mein älterer Cousin Robin.

"Hey zusammen!", mit einem Lächeln und einer winkenden Hand gehe ich jetzt ins Blickfeld meiner Familie. Offensichtlich wussten sie nicht, dass ich wieder zurück bin. Alle sehen mich an wie einen Geist. Meine Oma ist die Erste, die wieder ihre Stimme findet: "Laura!? Was machst du denn hier?", sie steht auf und drückt mich fest zu ihr nach unten.
"Du hast uns so gefehlt ... ", sie legt ihre Hände an meine Schultern und drückt mich nach hinten. Ihre Augen überfliegen meinen Körper.
"Mensch Kind! Hast du überhaupt etwas gegessen? Du hast so viel abgenommen während du weg warst. Bist du denn jetzt wieder ganz hier?"
Ich lege meine Hände auf ihre: "Ja ich habe ausreichend gegessen. Ich achte nur auf meine Ernährung. Ich weiß noch nicht wie lange ich bleibe. In den nächsten Wochen werde ich irgendwann nach England fliegen und dort meine Freunde besuchen. Und dann muss ich mich an Unis bewerben denke ich. Aber ich bleibe jetzt erstmal hier."

Ich begrüße den Rest meiner Familie mit innigen Umarmungen. In den letzten beiden Jahren habe ich mich sehr verändert. Sowohl mein Charakter als auch mein Aussehen. Obwohl ich vor einem Jahr schon abgenommen habe, habe ich auch in diesem Jahr in Vancouver nochmal ein paar Kilos verloren. Bei Kuchen und Kaffee, für mich Tee, weil ich kein Fan von Kaffee bin, unterhalten wir uns über das, was die letzten Monate so passiert ist. Als ich nach der Teekanne greifen will, hält meine Oma plötzlich meine Hand fest und sieht schockiert meine Hand an.
"Was hast du denn da angestellt?", da ihre Stimme lauter geworden ist, richten sich auch die Augenpaare meiner restlichen Familie auf mich und meine Hand. Langsam entziehe ich meiner Oma meine Hand und verstecke sie unter dem Tisch. Ich will und kann die Wahrheit nicht sagen. Ich will nicht, dass sie von meiner Panikattacke erfahren, sie würden sich nur unnötig Sorgen machen. Daher mache ich eine kurze Pause und versuche dann überzeugend zu klingen: "An meinem letzten Tag in Vancouver ist mir ein Glas in der Hand zerbrochen und ein paar kleine Scherben haben sich in meine Hand geschnitten. Es ist aber nicht so schlimm."

Ich versuche unauffällig ihre Blicke wahrzunehmen, ob sie mir es glauben oder nicht. Ich sehe, dass meine Oma wieder versucht nach meiner Hand zu greifen, aber ich lenke schnell vom Thema ab, als ich etwas über ihre Blumen frage. Ob das jetzt die beste Idee war, wage ich zu bezweifeln, denn ich bekomme eine riesen Führung durch ihren überdimensionalen Garten. Es dauert über eine Stunde. Ich liebe meine Oma sehr aber Blumen, sind überhaupt nicht mein Interessengebiet.

Nach Stunden fahre ich mit dem Rad wieder zurück zu meiner Mama. Mittlerweile ist es halb acht abends. Ihr Freund hat für uns chinesische Nudeln gekocht. Abende wie diese habe ich die letzten paar Monate sehr vermisst. In Vancouver habe ich auch häufig zusammen mit meiner Gastfamilie gegessen, aber es ist nicht das gleiche wie mit der eigenen Familie. Nach dem Essen spielen wir stundenlang Rummikub. Ich liebe dieses Spiel vor allem aber, weil ich die ganze Zeit gewinne. Bei Gemeinschaftsspielen geht es nicht um gewinnen oder verlieren aber, es macht mehr Spaß, wenn man gewinnt. Mein Bruder hat schon aufgegeben und hat sich in sein Zimmer verdrückt.

Um halb elf kann ich meine Augen nicht mehr aufhalten und verschwinde in mein Zimmer. Dort schmeiße ich meine Sachen auf einen Stuhl in der Ecke und lege mich in mein Bett. Ich checke nochmal mein Handy in der Hoffnung eine Nachricht von Harry zu haben. Aber nichts. Ich weiß nicht wann ich aufhören werde auf eine Nachricht von Harry zu hoffen. Er hat kein Interesse an mir. Wieso kann ich das nicht endlich akzeptieren und ihn endlich vergessen. Mit Tränen in den Augen und Harrys grüne Augen von meinen inneren Augen schlafe ich ein.

Love Is Never Ever Simple (Harry Styles - Deutsche Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt