Ich lasse die Türe hinter mir ins Schloss fallen und lehne mich dagegen. Der Tag wollte einfach kein Ende nehmen und ich lassen mich langsam zu Boden gleiten, lege meinen Kopf in den Nacken und stoße einen Seufzer aus. Keine Ahnung, wie lange ich diesen Stress noch mitmachen soll. Heute ist der erste Tag seit über zwei Monaten, an dem ich mal wieder vor zwanzig Uhr das Bürogebäude verlasse.
Mein Chef hat mich nach Hause geschickt. Naja, eigentlich hat das nur gemacht, damit ich ihn am Samstagabend zu diesem Charity-Event in einem dieser noblen Hotels hier in London begleite, weil dort ein paar Geschäftspartner sein könnten. Außerdem wirkt sich unser Auftauchen bei einer solchen Veranstaltung mit Sicherheit auch nicht gerade schlecht auf das Ansehen seiner Firma aus.
Ich bin völlig ausgelaugt und brauche dringend mal eine Mütze voll Schlaf, aber leider habe ich noch nichts Passendes Anzuziehen für die Gala und des Weiteren sollte ich vielleicht auch noch ein paar Verbesserungen an meinem Aussehen vornehmen, an dem natürlich die stressige Phase in der Firma nicht spurlos vorbeigegangen ist. Im Moment ist mir eigentlich zum Heulen zu mute, aber dafür ist jetzt nicht die Zeit.
Auf dem Weg ins Badezimmer lasse ich meinen Rock zu Boden gleiten und knöpfe mir schonmal die Bluse auf, die ich dann achtlos auf meine Couch werfe, auf der ich auch meine Tasche ablege. Unschlüssig stehe ich im Türrahmen und überlege, ob ich nur kurz unter die Dusche springe oder mir lieber ein Bad einlassen soll.
Als ich mich bücke, um mein Höschen loszuwerden fällt mir die Entscheidung relativ leicht, da mein ganzer Körper nach der Wärme einer Wanne verlangt. Also lasse ich das Wasser ein und gebe den Badezusatz dazu. Ein Glas Wein wird mir sicher auch helfen mich zu entspannen, als gehe ich nochmal zurück ins Wohnzimmer, um mir ein Glas einzuschenken. Die Flasche nehme ich gleich mit... Man weiß ja nie.
Ein wohliger Laut verlässt meinen Mund während ich mich in das warme Nass gleiten lasse und ich kann zum ersten Mal seit einer Ewigkeit mal wieder richtig abschalten. Ich schließe die Augen und stelle mir vor, dass ich am Strand auf einer schönen Insel im Süd-Pazifik liege und einfach mal die Seele baumeln lassen kann.
Ich arbeite mittlerweile seit knapp zwei Jahren als persönliche Assistentin für den Geschäftsstellenleiter unserer Firma und genauso lange hatte ich keinen Urlaub mehr. Es ist einfach immer was zu tun und da mein Chef selbst nie Urlaub macht ist es recht schwer für mich mal mehr als ein verlängertes Wochenende frei zu bekommen.
Unsere Hauptfiliale in New York hat ständig neue Idee für uns und der CEO hält uns alle ganz schön auf trapp. Vor allem seit das Gerücht die Runde macht, dass er sich demnächst ein bisschen zurückziehen will und seien Aufgaben an einen seiner Söhne abzugeben gedenkt.
Das bringt natürlich viel Arbeit mir sich uns soweit ich mitbekommen habe soll er morgen sogar bei dem Event dabei sein, um das ganze offiziell zu machen. Eigentlich gebe ich nicht besonders viel auf den Firmen – Klatsch und Tratsch, aber die Mädels aus dem Stockwerk unter mir erzählen sich, dass auch sein Nachkomme anwesend sein soll und dieser wiederum soll nicht von schlechten Eltern sein. Ich kann es mir schon richtig vorstellen... Ein verwöhnter, arroganter Erbe, dem man nichts recht machen kann. Ich kann nur hoffen, dass ich nicht in den Genuss komme mit ihm arbeiten zu müssen.
Tom, mein Chef ist wirklich ein absoluter Workaholic, aber er ist auch immer fair und wirklich total nett. Ich hoffe, dass er weiterhin mein Vorgesetzter bleibt, auch wenn es sich schon andeutet, dass es in Zukunft die ein oder andere Umstrukturierung geben wird und da Tom nun auch schon streng auf die sechzig zugeht kann es natürlich sein, dass er davon auch betroffen sein kann.
Langsam nehme ich einen Schluck aus meinem Weinglas und lasse mich noch tiefer in die Wanne rutschen. Ich merke, wie sich mein Körper immer schwerer anfühlt und entscheide mich dafür, dass ich wohl langsam zur Körperpflege übergehen sollte, damit ich so bald wie möglich ins Bett gehen kann.
Das Essen lasse ich geflissentlich weg und schlüpfe schnell in eines meiner Bandshirts, die ich abgöttisch liebe und schon seit meiner Kindheit sammle. Noch einmal kurz ins Bad, mich bettfertig machen, und dann nur hoffen, dass ich auch schnell einschlafen kann, damit ich morgen keine dunklen Schatten unter den Augen habe.
Kurz nach 7 Uhr am nächsten Morgen drehe ich mich nun schon zum vierten Mal um und versuche noch einmal einzuschlafen. Nachdem mir das aber bis halb acht noch immer nicht geglückt ist stehe ich schwer seufzend auf und begebe mich in meine kleine Küche, um mir einen Tee zu machen und mich dann dort an den Tresen zu setzen damit ich noch einige Mails beantworten beantworten kann, die Tom an mich weitergeleitet hat.
Nach einer weiteren Stunde entschließe ich mich, mich langsam mal fertig zu machen, weil ich um kurz nach 9 Uhr einen Termin bei meinem Friseur vereinbart habe, der mir eine Frisur und ein Make-up für heute zaubern soll.
Meine Schwester meinte, dass das heute doch der perfekte Abend wäre, um mich mal wieder in den Sattel zu bekommen. Habe ich schon erwähnt, dass meine Familie Angst hat, dass ich keinen Mann finde, weil ich immer so viel arbeite und kaum noch Zeit für ein vernünftiges Privatleben habe? Nein? Meine Mum hat bei ihrem letzten Besuch geweint, weil sie wohl ‚nie' Großmutter werden wird, weil ich ja keinen Mann finde.
Ich glaube sie vergisst dabei, dass ich Erstens auch noch eine Schwester habe und Zweitens, dass ich gerade mal achtundzwanzig bin. Also ist es ja nicht so, als wäre dieser Zug schon abgefahren.
Um Punkt 9 Uhr laufe ich bei Sean in den Salon, wo ich schon mit einem Gläschen Sekt und einem Küssen links und rechts empfangen werde. „Guten Morgen Darling, was kann ich dir Gutes tun?" fragt mich der Ire und ich bin mal wieder geflasht von seiner Präsenz. „Ich brauche heute was besonders Aufwendiges, weil ich heute auf ein Charity-Event gehen werde, dass von der Firme ausgeführt wird, aber ich möchte nicht zu streng wirken. Lass deine Magie wirken." grinse ich ihn an und sehe sofort an seinem Blick, dass er schon eine Idee hat.
Vier Stunden später komme ich leicht beschwipst, um 400 Pfund ärmer, aber überglücklich wieder aus dem Salon und sehe wirklich aus wie eine Prinzessin. Jetzt fehlt nur noch das passende Kleid und ich bin fertig für die Gala am Abend.
Zwei Straßen weiter finde ich mich in der kleinen Boutique einer Bekannten wieder, die ich gerne für solche Events aufsuche. Es kommt zwar nicht so oft vor, dass ich zu solchen Firmenveranstaltungen eingeladen werde, aber wenn es doch vorkam, dann habe ich mich immer hübsch herausgeputzt. Tom war mit meinem Aussehen immer höchst zufrieden und hat mich gelobt, dass ich aus solchen Zusammenkünften immer sehr souverän aufgetreten bin.
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Charity Night
RomanceNach einer heißen Nacht mit einem Unbekannten flüchtet Charlotte aus dessen Hotelzimmer und hofft, dass sie ihn nicht mehr wiedersehen muss. Blöd nur, wenn man sich schneller wieder trifft, als einem lieb ist und der heiße Typ auch noch der Sohn des...