Kapitel 7

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Langsam zieht er sich aus mir zurück und richtet sich auf. „Wow, das war der Wahnsinn! Du machst mich ganz verrückt und du wirst mich noch meinen Verstand kosten, wenn ich dich jeden Tag im deinem Büro, Tür an Tür mit mir weiß und dich aber den ganzen Tag nicht anfassen kann." Seine Stimme ist so rau und sexy, dass ich ihn unverwandt anstarre.

Kaum sind wir fertig hat er schon wieder so anzügliche Gedanken. Anscheinend ist er ein kleiner Nimmersatt und weiß auch genau, welche Wirkung er mit solchen Sprüchen auf mich hat.

Ich stelle mich mit etwas Abstand zu ihm hin und richte meine Kleidung wieder her. Er tut es mir gleich und dreht sich dafür um. Da ich noch immer nicht genau weiß, was ich sagen soll drehe ich mich nach einer beklemmenden Stille einfach ebenfalls um, verlasse sein Büro, nehme meine Jacke und meine Tasche und laufe fast fluchtartig in Richtung des Fahrstuhls. Dort drücke ich den Knopf, der mich in die Empfangshalle des Gebäudes bringen soll.

Die Metalltüren sind gerade im Begriff sich zu schließen, als ich höre, wie er meinen Namen schreit und abgehetzt auf den Aufzug zugestürmt kommt. „Charlotte, warte do..!" Seine Worte werden mir abgeschnitten und der Fahrstuhl setzt sich in Bewegung.

Unten angekommen entschließe ich mich, dass ich heute besser zu Fuß nach Hause gehe, weil ich dringend eine Abkühlung brauche. Ich bin noch immer völlig durcheinander und es schießen mir gefühlt tausende von Gedanken durch meinen Kopf.

Dieser Mann verwirrt mich und das ist das letzte, das ich will.

In den letzten Jahren war es mir immer das Wichtigste, dass ich Karriere machen kann und Tom hat mich dabei immer vollkommen unterstützt. Ich fühle mich bei Hyde Inc. sehr wohl und wollte eigentlich dort weiter aufsteigen und eventuell in New York arbeiten oder selbst den Job von Tom irgendwann übernehmen, aber jetzt gerade bin ich mir nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee ist, wenn ich überhaupt bei dieser Firma bleibe.

Es wird nur Probleme geben, wenn ich mit Zachery Hyde zusammen arbeiten muss... Wie soll es denn bitte funktionieren? Da ist diese permanente Spannung zwischen uns und ich weiß nicht, ob ich ihr überhaupt widerstehen kann und will.

Er ist ein schöner, attraktiver Mann, keine Frage, aber er ist auch gefährlich... Männer wie er sind immer gefährlich! Zuerst verführen sie dich, dann gewinnen sie dein Herz und dann werfen sie dich weg, als wärst du nichts wert! Ich habe sowas schon so oft beobachten können und wollte nie zu einem der Mädchen gehören, die sich so aufgeben für einen Mann, der sie doch sowieso nicht wirklich will. Oder besser gesagt, der nur ihren Körper will...

Nach ein paar Straßen fällt mir auf, dass es mittlerweile fast 9 ist und ich entschließe mich, ohne weitere Umwege direkt zu meinem Apartment zu laufen. Die Gedanken, die mich so quälen werde ich so oder so nicht abstellen können, also bewege ich mich schnellen in den dunklen Straßen von London.

Ich biege gerade um die letzte Straßenecke, als mir ein schwarzer Geländewagen auffällt, der vor dem Apartmentgebäude steht, in dem ich wohne. Ich verlangsame meine Schritte ein wenig und schaue nervös zu dem PKW, der dort so auffällig parkt.

Die Fahrzeugtür öffnet sich und Zachery Hyde steigt aus und tritt mit langen Schritten auf mich zu. „Warum läufst du immer weg, Charlotte?" Die Art wie er meinen Namen betont gefällt mir, aber ich bin einfach nicht bereit mir das einzugestehen.

„Mr. Hyde..." fange ich an, doch er unterbricht mich sofort. „Zachery... findest du nicht, dass wir das Siezen weglassen sollten, nach allem, was wir miteinander geteilt haben?" Zuerst dachte ich ein Schmunzeln herauszuhören, aber sein Gesicht ist ganz ernst als er das sagt.

„Und was ist nun? Warum rennst du immer vor mir davon? Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass du mich, nachdem wir miteinander geschlafen haben, einfach allein zurückgelassen hast. Kannst du mir das erklären?"

Seine Stimme ist sanft, aber auch ernst und unnachgiebig und ich weiß, dass er nicht gehen wird, bis er eine Erklärung von mir erhalten hat.

Ich schüttle langsam und ein wenig deprimiert den Kopf.

„Hören sie... Ich bin normalerweise nicht so und ich habe so etwas wie mit ihnen noch nie zuvor gemacht, auch wenn sie mir wahrscheinlich nicht glauben werden. Ich möchte nicht, dass sie den Eindruck haben, dass ich sie ausnutzen möchte, aber das darf nie wieder passieren. Sie sind wirklich ein sehr attraktiver Mann und ich kann nicht leugnen, dass da diese Anziehungskraft zwischen uns herrscht, aber ich bin nicht interessiert ihre Spielkameradin zu sein. Eine solche Art von Beziehung liegt mir nicht und ich suche auch nicht nach etwas Anderem." Schließe ich meinen Vortrag und er sieht mich einfach nur nachdenklich und ein wenig überfordert an.

„Charlotte, ich denke du missverstehst die Situation vollkommen..." versucht er sich zu erklären, aber ich unterbreche ihn sofort indem ich einfach die Hand hebe und ihn entschuldigend anlächle.

„Mr. Hyde, ich möchte ihre Erklärung wirklich nur ungern unterbrechen, aber ich bin müde und morgen wird ein langer Tag. Seien sie mir nicht böse, aber ich würde es vorziehen, wenn ich nun einfach in mein Bett kann."

Und dann drehe ich ihm schon zum zweiten Mal an diesem Abend einfach meinen Rücken zu und lasse ihn vor dem Haus einfach stehen.

Drinnen lasse ich die Schuhe und meinen Mantel einfach fallen, lege meine Tasche auf den Tisch und lassen mich vornüber auf mein Sofa plumpsen... Wie kann sich mein Leben innerhalb nur einer Woche so verkomplizieren? Das frustrierte Seufzen, das aus meinem Mund kommt passt so gar nicht zu mir und ich frage mich wirklich, was ich verbrochen habe...

Langsam und als würde er Tonnen wieder hebe ich meinen Kopf, weil es an der Türe geklingelt hat. Wann kann ich endlich mal meine Ruhe haben?

An der Sprechanlage ist niemand, also öffne ich direkt dir Wohnungstüre und vor der steht Zachery und schaut mich an als würde er gleich explodieren.

„Was soll das? Denkst du es macht mir Spaß den ganzen Abend hinter dir her zu laufen? Ich habe verstanden was du mir gesagt hast, aber denkst du nicht, dass ich auch ein Recht dazu habe meine Gedanken und Meinung zu dieser ganzen ‚Sache' zu sagen?"

Er fuchtelt mit den Armen umher, um zu verdeutlichen, dass er im Moment ziemlich sauer über mein Verhalten ist.

„Ich sage jetzt was ich zu sagen habe und dann werde ich gehen und du kannst darüber nachdenken, wie du dich danach verhalten willst, aber ich sage das nur einmal und wenn du mich jetzt unterbrichst, dann werde ich gehen. Ich mach das so nicht mehr mit! Ich bin dein Chef, hast du das schon vergessen?"

Er sieht mich abwartend an. „Nein, ich habe das nicht vergessen und genau das ist doch unser Problem, oder sehen sie das anders?"

Es erscheint ein mildes Lächeln auf seinem Gesicht. „Du hast Angst... Das ist das Problem, richtig? Du hast Angst davor, was ich in dir auslöse und was Andere über dich denken und vor allem hast du Angst, weil es nicht das ist, was du für dich erwartet hast und wovor du dich schon seit Jahren versuchst zu schützen."

Er hat ja keine Ahnung, wie recht er hat, aber ich möchte auf keinen Fall, dass er das erkennt, also schnaube ich nur abwertend und schaue ihn nicht mal an, während er das sagt.

Wie viele Jahre habe ich alle Männer von mir ferngehalten, nur damit ich nicht so verletzt werde wie damals. Es ist nicht so, dass es keine Interessenten gegeben hätte. Davon gab es genug, aber ich wollte einfach niemanden mehr so nah an mich heranlassen, wie damals Nickolas.

Nick, er war mein erster Freund und ich hätte alles für ihn getan. Als wir zusammen gekommen sind war ich gerade mal 16 und er zwei Jahre älter. Er war der Schulschwarm und ein absoluter Hingucker und das wusste er auch ganz genau. Erst viel zu spät bemerkte ich, dass er mit fast jedem Mädchen unserer Schule geschlafen hatte, während ich zu Hause gewartet habe, dass er das Football-Training beendete.

Wir haben sogar die Jahre überstanden, in denen er schon auf dem College war und ich bin ihm dann dorthin gefolgt, als ich alt genug war und dort habe ich ihn dann eben auch eines Abends in unserer Wohnung mit meiner besten Freundin erwischt.

Die Beiden haben nicht mal versucht sich zu entschuldigen, sondern haben mir sogar noch Vorwürfe gemacht, dass ich doch selbst daran schuld sei, weil ich ihm nicht das geben konnte was er so dringend brauchte.

Was auch immer das war...

Charity NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt