Politsch 3-Dimensional

Tagebuch der Unterdrückung

10.09.2017

Liebes Tagebuch,
diese WG hasst mich. Wirklich. Ich kann nicht mehr aus meinem Zimmer raus ohne mit bösen Blicken durchdrungen zu werden. Keine Ahnung warum die vier die schlechte Reiseplanung auf mich schieben. Ich bin doch auch nur ein Opfer meiner Umstände. 
Ich würde mich mit YouTube vergleichen. Alle regen sich über meinen Algorithmus auf, dabei habe ich den seit 4 Jahren schon nicht mehr unter Kontrolle. Ich versuch doch auch nur jeden Tag zu überleben.
Jedenfalls muss ich irgendwie versuchen die drei wieder auf meine Seite zu ziehen.

17.09.2017

Eine Woche ist bisher vergangen. Nichts hat sich geändert. Ich habe gesehen wie Albrecht mit einer Palette Pups-Spray nachhause kam. Ich habe Angst.

18.09.2017

So wie's Aussieht war das Pups-Spray nicht für mich gedacht. Oder jedenfalls noch nicht. Albrecht plant etwas großes. Keine Ahnung ob das mit mir zu tun hat. Ich hoffe nicht und verkrieche mich weiterhin in meinem Zimmer.

20.09.2017

Ich traue mich nicht mehr nach draußen. Alex hat mir ein Schinkenbrot in mein Zimmer gestellt. Er hat wohl mitleid mit mir und will das ich nicht verhungere.

21.09.2017

Da ich das Brot nicht gegessen habe hat Albrecht mir eine größere Auswahl an verschiedenen Lebensmitteln in's Zimmer gestellt. Die Gerichte, die ich esse wird er mir wohl öfter Servieren. Ich entscheide mich für Cornflakes und Chicken Nuggets und krieche wieder unter mein Bett.

23.09.2017

Alex schafft es nicht mehr mich anzusehen. Ich bin seit etwa zwei Wochen alleine in meinem Zimmer und sehe auch so aus. 
Ich sehe also aus wie nach zwei Wochen Schulferien. Ich hoffe, dass ich hier bald heraus komme.

25.09.2017

Ich habe fast alle Bücher in meinem Bücherregal gelesen. Es mangelt mir an Unterhaltung. Nur noch einige Bücher von Kafka liegen ungelesen dort, aber die sind mir zu depressiv.

27.09.2017

Albrecht hat mich heute mit Äpfeln beworfen. WTF?
Bin übrigens gegen Äpfel allergisch.

30.09.2017

Es ist fast Oktober. Es wird kalt. Lange halte ich es hier drinnen nicht mehr aus.

01.10.2017

Alex kam heute in mein Zimmer und hat mich mit den Worten "ES IST KREPIERT!" geweckt. Als er gemerkt hat, dass ich nur schlief, war er irgendwie enttäuscht.

02.10.2017

Das Internet ist ausgefallen. Dies ist meine Chance um meine Rolle in der Gesellschaft deutlich zu machen! Ich bin der Informatiker der WG! Ohne jemanden der das Internet repariert (und dafür kein Geld verlangt) sind die drei verloren.

Heute Abend habe ich gehört wie der Feuermelder angegangen ist. Entweder kocht Steven oder Albrecht hat versucht das Internet zu reparieren.

03.10.2017

Alex hat heute nach langer Zeit meine Zimmertür geöffnet und mich nach dem WLAN Passwort gefragt. Das ist meine Chance zurückzuschlagen!

04.10.2017

Die drei tanzen alle nach meiner Pfeife. Wenn ich sage "Springt!" fragen alle "Wie hoch?". Das Internet ist das mächtigste Druckmittel aller Zeiten. Ich habe gewonnen. Ich bin wieder Teil der WG. In ner Woche oder so bekommen die dann auch ihr Passwort.

"Das lief aber eigentlich ganz anders, das weißt du schon oder?" sagt Albrecht der gerade mein Tagebuch in der Hand hält.
"Hey, leg das Weg!" sage ich um zu verhindern, dass Albrecht noch weiter liest.
"Du hast in Wahrheit einfach so lange und laut geheult, dass wir irgendwann Beschwerden wegen Ruhestörung bekommen haben. Dann haben wir uns an nen Tisch gesetzt und neu verhandelt"
"Aber das müssen die ja nicht wissen. Also, gib mir das Teil wieder, Albrecht!" 
"Wie war das?"
"Oh, Albrecht der Große, wärest du so freundlich mir meine literarische Aufzeichnung meiner Gedanken zurückzuschenken um einem Kleingeist wie mir den Tag zu versüßen?"
"Ich mag den neuen Vertrag" sagt Albrecht und schmeißt mir mein Tagebuch gegen den Kopf.