07 - Lass uns leben wie ein Feuerwerk

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Prince Charming wollte sich also wirklich mit mir treffen. Nach langem hin und her stimmte ich schließlich zu und wir verabredeten uns.
Was er genau vorhatte, wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass es möglicherweise ziemlich romantisch werden könnte. Ich hasse Romantik.

Und so stand ich nun vor meinem Spiegel und überlegte schon seit einer halben Stunde was ich wohl anziehen könnte.
Eigentlich brezel ich mich selten auf. Und schon gar nicht für solche geschmacklosen Dates. Ich bin nicht der große Fan von Kitsch und Romantik.

Das jedoch war wirklich das erste Date, worüber ich mir den Kopf zerbrach.

Du stehst nicht auf ihn, es ist eine normale Verabredung und er will auch nichts weiter von dir, sagte meine innere Stimme und ich versuchte ihr Glauben zu schenken.

Doch als Prince Charming mit seinem Auto vor meinem Haus wartete, lässig angelehnt, wurde ich schwach.

Ich ging durch unseren Vorgarten zu ihm hin und er betrachtete mich von oben bis unten.

Ich hatte mich nach langem Überlegen für ein schwarzes Kleid entschieden. Nicht zu kurz aber auch nicht zu lang.

So, dass man viel sah. Aber nicht zu viel.

Meine Haare hatte ich zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden. Außerdem trug ich einen roten Lippenstift.

Ich umarmte ihn zur Begrüßung.

Anscheinend hatte es ihm die Sprache verschlagen.

"Willst du mir nicht die Autotür aufhalten?" scherzte ich und riss ihn so vermutlich aus seinen Gedanken.

Er gehorchte mir und hielt sie auf, während ich versuchte so elegant wie möglich in das Auto einzusteigen.

Leider hinderten mich meine High Heels daran und mir schmerzten bereits jetzt die Füße. Warum ich sie ausgerechnet an dem Abend angezogen hatte, ist mir bis heute ein Rätsel.

Dass er mir unauffällig auf den Arsch glotzte, war nicht zu übersehen weshalb ich ihn auflaufen lies.

"Nimm ja deine Augen von meinem Arsch, du Arsch" lachte ich.

Er grinste schelmisch und sagte dann
"diese Augenweite lasse ich mir ganz sicher nicht entgehen."

Er stieg ebenfalls in den Wagen, nur eben eleganter als ich.

"Wo gehts eigentlich hin?" fragte ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen und schnallte mich an.

"Wirst du schon sehen" sagte er und strich mir über meine Wange. Bin ich irgendwie im falschen Film oder ist das gerade echt real?

"Ich hasse Überraschungen" gab ich von mir, ehe er losfuhr.

Es fing bereits an zu dämmern und wir waren schon fünfzehn Minuten unterwegs und hörten die ganz coole Radio Musik.

Schließlich kamen wir auf einem Hügel an, von dem man ganz Berlin sehen konnte. Dieser Ort war echt unbeschreiblich.

Ich stieg aus dem Auto und staunte nicht schlecht. Der Sonnenuntergang war an diesem Abend wunderschön. Die Farben knallten ineinander und die Sonne vollendete das ganze Farb-Spektrum.

"Scheint so, als hatte ich 'ne gute Idee" gab Prince Charming von sich, der mein Staunen offenbar bemerkt hatte.

Ja, mit Sonnenuntergängen hast du mich.

"Gut zu wissen" sagte er und holte eine Decke und einen Korb aus dem Kofferraum.
Schon wieder hatte ich laut gedacht.

Er wollte die Decke gerade ausbreiten, als ich ihn unterbrach und die romantische Stimmung ein klein wenig ruinierte.

"Du kannst dir deine Dahergelaufene Romantik in den Arsch schieben, wenn du denkst du bekommst mich damit rum"
Ich stämmte dabei meine Hände in die Seite.

"Gegen bisschen 'Sonnenuntergangskuscheln hat doch keiner was" sagte er und zuckte nur mit den Schultern.

"Wer sagt hier was von kuscheln?" ich warf ihm einen kleinen Hassblick zu.

"Weil ich fahre, wird gemacht was ich sage. Also setz dich hin" befehlte er mir.

Ich seufzte und lies mich dann auf die Decke nieder.

Mister Notgeil holte zwei Gläser und eine Nobel-Sektflasche aus dem Korb und setzte sich direkt neben mich.
Der scheint ja Geld zu haben ohne Ende, wenn er sich sowas leisten kann.

"Auf uns" sagte er, als er in jedes Glas einen Schluck füllte und mir eins überreichte.
"...und einen schönen Abend"

"Und auf deine Pseudo Romantik" die gut funktioniert, dachte ich mir.

Wir stießen an und ich lehnte mich wenige Augenblicke später an ihn an. Entweder du bist nach einem Glas Sekt schon voll, oder du bist wirklich so durchgeknallt, dass du dich auf seine Masche einlässt, schoss es mir durch den Kopf und ich musste leucht kichern.

Plötzlich schepperte es gewaltig über den Dächern Berlin's und große Funken machten sich am Himmel breit:

Ein gigantisches Feuerwerk in den schönsten Farben untermahlte diese schnulzige Situation perfekt.

"Auf die Minute genau" sagte der werte Herr und schaute auf seine Uhr.

"Das hast du eh nur für mich organisiert" gab ich spielerisch an und blickte ihm in die Augen.

Er schmunzelte mich an und meinte
"Für dich doch immer."
Er gab mir einen Kuss auf die Wange.

Natürlich hatte er es nicht für mich organisiert, denn heute war irgendwo in Berlin ein Rentnerfest mit Abschlussfeuerwerk, von dem Neele mir noch erzählt hatte.

Aber zugegeben die Vorstellung, dass er es nur für mich organisiert hatte, brachte mich zum Lächeln.

Dieser Moment war einfach perfekt.

Schon lange hatte ich mich micht mehr so geborgen und beschützt gefühlt. Wie ich da in seinen Armen lag, und wir gemeinsam den Lauten des Feuerwerks zuhörten und es beobachteten.

Ja, daran würde ich mich immer wieder erinnern.

Prince Charming atmete hörbar aus und hauchte mir sanft in mein Ohr. Er schaute mir direkt in die Augen.
Als sich unsere Blicke trafen, näherten sich unsere Lippen immer weiter bis sie kurz vor dem Zusammenkommen waren.

Und aufeinmal unterbrach uns der Klingelton seines Handys und trönte lautstark in seiner Jackentasche.

Ich hätte schreien können.

Mister Namenlos - Prince CharmingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt