Kapitel 3

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Liebe für Emily?

Es sind zweieinhalb Wochen nach Matthieus und meinem Gespräch vergangen. Ich bin jetzt am Ende der vierten Sommerferienwoche und wünschte, dass sie niemals zuende gehen würden. Ich bin jeden Tag bei Matthieu gewesen und am Abend schreiben wir über whatsapp. Er hat mir weitere Stücke auf der Geige gezeigt und ich liebe jede einzelne Melodie von ihm. Er tut mir immer noch unendlich leid, doch ich habe einen Weg gefunden, wie ich ihm helfen könnte. Ich möchte ihm das Geld für die Versorgung von Amelié geben. Ich weiß, dass sich das sehr naiv anhört, aber ich liebe ihn. Jeder einzelne Tag mit ihm ist so schön gewesen. Dabei dachte ich doch, dass es die Liebe des Lebens überhaupt nicht gibt… Aber so schnell kann sich das ändern. Auf jeden Fall muss ich meine Eltern irgendwie davon überzeugen, mir das Geld zu geben. Dafür möchte ich Matthieu Mama und Papa vorstellen. Vielleicht mögen sie ihn ja? Ich hoffe es. Für ihn und auch für Amelié.

Ich nehme mein Handy und rufe Matthieu an „Bonjour Matthieu!“ – „Bonjour Emily!“ ertönt es auf der anderen Seite der Leitung. Ich bin verzaubert von seiner weichen und sanften Stimme. „Ich wollte dich fragen, ob du mich vielleicht… besuchen kommen möchtest?“ – „Oh, auf jeden Fall Emily! Da freue ich mich jetzt schon drauf! Und wann wollen wir uns treffen?“ – „Hast du heute Zeit?“ – „Eigentlich nicht… Aber für dich immer.“. Mein Herz wird warm. Er ist so toll! „Ich könnte dich am Bahnhof um 15:00 Uhr abholen und dann gehen wir zu mir?“ – „Das hört sich gut an! Dann bis um drei am Bahnhof! Au revoir, Emily!“ – Au revoir, Matthieu!“. Ich strahle wie ein Honigkuchenpferd und hüpfe auf meinem Bett herum. Ich schreie vor Freude, bis meine Mama in mein Zimmer stürmt. „Emily! Ist alles okay?“ – „Ja, Mama, was soll denn sein?“ – „Ich habe dich schreien gehört und habe mir Sorgen gemacht… Wieso schreist du denn so?“ – „Mama, wir bekommen Besuch! Ich habe dir das nicht erzählt, hab das irgendwie vergessen, aber…“. Ich erzähle ihr die ganze Geschichte von Matthieu. Sie setzt sich auf mein Bett und hört mir zu. Als ich bei dem Teil mit Amelié ankomme, fängt sie an zu weinen. Sie hat vollstes Verständnis für meine Angst und auch für den Plan, dass wir ihm das Geld geben könnten. Allerdings will sie Matthieu erst näher kennenlernen. Ich erzähle ihr, dass ich ihn für heute eingeladen habe. Sie schlägt vor, dass wir etwas kochen könnten und ich erinnere mich, dass Matthieu mir verraten hat, was sein Lieblingsgericht ist. Gratin dauphinois.

In Deutschland heißt das auch Kartoffelgratin.

Wir beschließen, schnell einzukaufen, um alles für das Gratin da zu haben. Wir fangen an zu kochen und ich lasse Mama alleine, um Matthieu vom Bahnhof abzuholen. 1 Stunde später komme ich mit Matthieu wieder zuhause an. Ich schließe die Tür auf und helfe ihm aus der Jacke. Meine Mutter ist gerade eben mit dem Gratin fertig geworden und ich muss wirklich sagen, dass es wundervoll riecht. „Ist das… Gratin dauphinois, Emily?“ fragt Matthieu erstaunt. „Aber ja, Matthieu! Du hast mir doch erzählt, dass das dein Lieblingsessen sei, also dachte ich mir, dass ich dich überraschen könnte.“ strahlte ich ihn an. Matthieu freute sich sehr darüber, war aber gleichzeitig sehr verlegen. Er strich mit seiner Hand an seinem Ellenbogen herum und schaute auf den Boden. Ich frage mich, ob alles okay bei ihm ist und will ihn das auch fragen, als er langsam auf mich zu kommt und mich in den Arm nimmt. „Merci, Emily. Du bist echt nett zu mir und eine tolle Freundin!“. Ich freue mich sehr über seine Worte. Er ist einfach perfekt! Und wie schon vor zweieinhalb Wochen riecht er so gut! „Du aber auch.“ schwärme ich etwas. Wir lösen uns aus der Umarmung und meine Mutter kommt. Sie und Matthieu begrüßen sich und wir beginnen mit dem Essen. Während des Essens, bei dem sich auch mein Vater mit einklinkt, lernen sie Matthieu näher kennen. Er berichtet uns von seiner Familie und auch von Amelié. Ich kenne die Geschichte zwar schon, aber trotzdem steigen mir Tränen in die Augen. Er tut mir so unendlich leid! Ich sehe, dass auch Mama mit den Tränen zu kämpfen hat, selbst Papa ist etwas geschockt. Und dann berichte ich von meinem Plan. Bis jetzt weiß nur Mama von diesem und ich bin gespannt, wie alle darauf reagieren werden. Als ich zuende erzählt habe, reagiert erstmal keiner. Ich bin kurz verwirrt, Mama fand die Idee doch so gut?! Matthieu schaut mich mit offenem Mund an und ist verwirrt. „Ist das dein Ernst, Emily?“. Ich sehe, wie auch ihm langsam die Tränen kommen. Ich will ihn nicht weiter quälen und nicke. Matthieu schaut in die Runde, auch Mama und Papa nicken… Sie wollen ihm tatsächlich das Geld geben! Anscheinend habe ich sie überzeugt bekommen und ich kann Amelié helfen. Das ist so wundervoll! Es bricht aus Matthieu heraus und er fängt an zu weinen. Er rutscht zu mir (Wir sitzen nebeneinander am Tisch) und nimmt mich ganz fest in den Arm. „Oh, Emily! Das macht mich so glücklich! Jetzt kann Amelié endlich richtig versorgt werden! Merci!!!“ ruft er und lacht. Es macht mich glücklich, ihn so strahlend zu sehen.

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