Kapitel 6:Cayden

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Auf den gepflasterten Straßen liefen noch einige Menschen herum, die mühsam versuchten ihre Holzbuden von den übrigen Lebensmitteln zu befreien. Sie räumten sie in Holzkisten und stellten sie auf die Ladeflächen von ihren großen Kutschen. Ich ging zu einem Stand und kaufte mir einen einen grünen Apfel. Ich bog links ab und aß ihn auf dem Weg. Nach fünf Minuten kam ich an unserem kleinen, etwas heruntergekommenen Haus an, in dem ich zusammen mit meinem Vater wohnte. Den Rest des Apfels warf ich in den Wald, der direkt hinter dem Haus begann. Die Haustür war nicht verschlossen, da in dieser Gegend nur unser Haus stand und das Schloß sowieso nicht mehr hielt. Ich ging hinein und warf meine Jacke in die Ecke, wo ich auch meine Schuhe auszog. Dann machte ich mir in der Küche eine Scheibe Brot mit Schinken, da ich einen riesen Hunger hatte. Mit dem Brot ging ich die etwas morsche Holztreppe hoch und in mein kleines, aber gemütliches Zimmer. Ich setzte mich auf mein Bett und schaute auf das Bild, das auf dem kleinen Tischchen neben dem Bett stand. Es war eine Bleistiftzeichnung, die meine Mutter auf einer Blumenwiese zeigte. Sie saß in dem saftigen Gras und hielt eine schöne Tulpe in ihrer rechten Hand. Sie lächelte etwas und sah sehr glücklich aus. Das war noch eine schöne Zeit gewesen. Ich erinnerte mich noch an den Tag, als das Bild gemalt wurde. Mein Vater hatte extra einen Maler hierher geholt. Während er mit malen beschäftigt war, lief ich mit Vater über die Wiese. Ich war erst sechs jahre alt gewesen und meine Mutter hatte mir immer nachgeguckt. Der Maler wurde dann immer sauer, weil sie sich nicht bewegen sollte. Bei dieser Erinnerung musste ich lachen. Ich vermisste meine Mutter sehr. Sie war gestorben, als ich acht war - mittlerweile war ich siebzehn - und man hatte nie herausgefunden woran sie gestorben war. Seit dem hatte mein Vater nicht mehr viel gelacht. Ich wusste, dass er alle zwei Tage ins Dorf zu ihrem Grab ging. Auf dem weg kaufte er immer eine neue Blume, die er dann auf das Grab legte. Nach einer dreiviertel Stunde kam er dann immer wieder und ging wortlos in sein Zimmer, aus dem er nach einer viertel Stunde wieder kam. Auch jetzt musste er unterwegs sein. Ich aß ein Stück Brot und nach drei Bissen fiel mir auf, dass ich eigentlich keinen Hunger auf Brot hatte. Aber ich wusste nicht, worauf ich so einen Hunger hatte. Ich ging nochmal runter und sah in den Kühlschrank. Milch, Butter, Wurst und etwas Käse waren darin. Wahrscheinlich brachte mein Vater gleich neue Lebensmittel mit. Nichts in dem kühlenden Schrank gefiel mir und ich ging wieder hoch. Diesmal ins Badezimmer. Dort wusch ich mir mein Gesicht mit dem kalten Wasser aus einem Eimer und zog mir frische Klamotten an. Dann ging ich wieder in mein Zimmer, warf mich aufs Bett und beschloss erst mal etwas zu schlafen.

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