Kapitel 13: Ally

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Als ich die Augen öffnete, war ich immer noch leicht panisch. Ich sah mich in meinem Zimmer um. Alles war so wie immer. Durch meine Jalousien kamen helle Lichtstrahlen, die den gesamten Raum in ein schönes Tageslicht tauchten und mir zeigten, dass es schon spät sein musste. Ein Blick auf meinen kleinen Wecker bestätigte mir das.

Es war schon halb zwölf. Normalerweise stand ich in den Ferien immer um spätestens zehn Uhr auf, aber meistens schon um neun. Das ich so lange schlief, kam nur sehr, sehr selten vor.

Ich dachte nocheinmal über die letzte Nacht nach. Wann war ich eigentlich eingeschlafen? Ich erinnerte mich noch genau an den Kinobesuch und dass ich mich danach zu Fuß auf den Weg nach Hause gemacht hatte. Außerdem erinnerte ich mich an zwei Männer und an ein kleines Häuschen im Wald. Hatte ich das alles nur geträumt? Ich wusste, dass die letzte Erinnerung in meinem Kopf ein Traum gewesen sein musste. Der dunkle Lagerraum mit diesen monsterhaften Wesen war ganz sicher ein Traum gewesen. Aber bei der anderen Erinnerung war ich mir überhaupt nicht sicher. Ich erinnerte mich daran, dass ich von irgendeiner Gestalt im Wald angegriffen wurde und nachher in diesem kleinen Waldhaus wieder aufgewacht war. Dort war ein anderer Mann gewesen, der mir irgendeinen Schwachsinn über Vampire erklärt hatte und mir weiß machen wollte, dass ich auch ein Vampir sei. Wer's glaubt.

Nach einigen Minuten überlegen kam ich zu dem Ergebnis, dass das auch ein Traum gewesen sein musste. Ich stand auf und ging ins Bad. Dort schaute ich in den Spiegel und stellte überrascht fest, dass ich immer noch ziemlich müde aussah. Ich hatte leichte Augenringe und meine Haare standen in alle Richtungen ab.

Ich schnappte mir meine Bürste aus dem Badezimmerschrank und kämmte mir ca. drei Minuten lang meine Haare bis ich endlich zufrieden mit dem Ergebnis war.

Dann ging ich runter in die Küche. Meine Mutter war schon zur Arbeit gefahren und nachdem ich mir ein Brötchen geschmiert hatte, setzte ich mich an den Küchentisch. Dort lag ein Zettel von meiner Mutter:

, Du kannst dir heute Mittag unser Essen von gestern mittag wieder warm machen und von mir aus noch etwas Kleines dazu.'

Sofort bekam ich schlechte Laune. Gestern gab es Rosenkohl mit irgendeiner Soße. Beides mochte ich nicht und ich regte mich total darüber auf, dass ich das Gleiche heute noch einmal essen musste. Ich versuchte erstmal nicht mehr daran zu denken und aß mein Brötchen in Ruhe auf. Dabei lief das Radio und gerade kamen die 12 Uhr Nachrichten. Leider war gestern und die anderen letzten Tage anscheinend nichts besonderes passiert außer, dass in einem Zoo zwei neue, kleine Zebras zur Welt gekommen sind. Auch Staus gab es heute keine und ich befürchtete,  dass dieser Tag wieder total langweilig werden würde.

Dieser Dienstag war zwar noch nicht der offizielle Ferienbeginn, aber frei hatten wir trotzdem schon, da unsere Schule noch einige Brückentage zur Verfügung hatte. Heute waren irgendwelche Lehrerkonferenzen und morgen würden die Lehrer auf eine Fortbildung fahren. Deshalb hat die Schule entschieden,  dass wir den Montag, Donnerstag und Freitag frei bekommen. Schließlich war in einer Woche schon Weihnachten.

Wenn ich an dieses Fest dachte, lief mir sofort ein Schauer über den Rücken.

Ich musste jedes Jahr mit meiner Mutter zu ihren schrecklichen Eltern. Ich weigerte mich immer sie Oma und Opa zu nennen, denn schon als Kind hatte ich eine gewisse Abneigung gegen sie entwickelt. Das lag zum größten Teil daran, dass ihre Art einfach nur scheiße war. Jedes Mal, wenn wir bei ihnen sind, dann fangen sie meistens schon bei der Begrüßung an, an mir herum zu meckern. Einmal, als wir bei ihnen waren, kam ich ins Haus und noch bevor meine Großmutter überhaupt hallo sagen konnte, sagte sie, dass mir meine neue Frisur ganz und gar nicht stehen würde und sie meinen Friseur am liebsten verklagen würde. Das war auch der Tag gewesen, an dem ich beschlossen hatte sie niemals wieder zu besuchen. Natürlich hatte das nicht funktioniert, denn meine Mutter dachte sich jedes Mal neue Bestrafungen aus, wenn ich mich weigerte mit zu ihnen zu kommen. Das erste Mal war mir das egal gewesen und sie hatte den gesamten Strom für mein Zimmer abgestellt. Für einen ganzen Monat. In dieser Zeit konnte ich nicht an mein Handy und durfte auch kein Fernsehen gucken. Das war der längste Monat meines Lebens. Außerdem musste ich jeden Tag Essen machen und alles putzen. Danach hatte ich beschlossen wieder mitzukommen. Obwohl ich mich schon bei dem Gedanken daran übergeben konnte.

frozen fireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt