Greta hatte jegliches Zeitgefühl verloren.
Sie war in einer Fieberwelt gefangen, die sie nicht so einfach freigab. Sie träumte viel. Meist waren es Albträume von ihren Brüdern, die sie jagten.
Du entkommst uns nicht, Greta! Wir bekommen dich und du wirst sterben!
Sie wusste nicht, wie oft sie im Fieberwahn aufschrie und wild um sich schlug.
Immer wieder wurden ihre Hände festgehalten und jemand sprach beruhigend auf sie ein.
„Ruhig, Greta. Du bist in Sicherheit! Sie bekommen dich nicht! Ich passe auf, dass hier niemand reinkommt!"
Sie wehrte sich gegen die Arme, die sie festhielten, wenn sie wieder anfing zu schreien. Doch sie wurde festgehalten und gegen einen Körper gepresst, bis sie wieder ruhig war.
Sie fror erbärmlich, dann war ihr wieder heiß.
Und immer kam genau das, was sie benötigte.
„Mach den Mund auf! Du musst schlucken, Greta. Nein, kein Gift. Es ist Suppe! Nur Suppe!"
„Nein! Halte still. Ich kühle dich nur ab!"
Sie hatte keine Ahnung, wer das war. Aber er ließ nie locker.
Egal, wie oft sie aufgeben wollte, er hinderte sie daran. Forderte sie! Gab ihr aber auch Ruhe, wenn sie zu aufgewühlt nach einem Albtraum war.
Doch irgendwann schien auch er verzweifelt zu sein.
„Greta! Tu mir das nicht an! Wehe du gibst jetzt auf!"
Und irgendwie schaffte sie es dann auch immer wieder neue Kraft zu schöpfen.
Es dauerte lange, aber dann wurde ihr Schlaf ruhiger, die Albträume hörten auf.
Sie wachte auch auf, hatte aber keine Ahnung, wo sie war.
Alles war ihr unbekannt.
Das erste Mal, als sie aufwachte und einigermaßen bei Sinnen war, blickte sie sich verwundert um. Sie war in einer Hütte. Alles war völlig fremd für sie. Es gab einen Kamin, in dem ein Feuer prasselte. Ein Topf hing über dem Feuer und es roch herrlich nach Eintopf. Als sie den Kopf hob, sah sie verschiedene Waffen und auch getrocknetes Fleisch von der Decke baumeln. Es war eine kleine Hütte, aber sie war sauber und ordentlich. Suchend drehte sie ihren Kopf, aber sie war alleine. Sie wollte sich aufsetzen, aber ihr fehlte die Kraft. Seufzend fiel sie wieder in die Decken und schlief ein.
Das nächste Mal wurde sie geweckt.
„Du musst essen, Greta!"
Sie öffnete die Augen und sah endlich das Gesicht des Mannes, der sie wohl gerettet hatte. Langsam kamen wieder die Erinnerungen, als er sie gefunden und mitgenommen hatte. Damals hatte sie nur seine Augen gesehen. Doch nun sah sie sein ganzes Gesicht. Gut, das meiste war mit einem Bart bedeckt, aber die blauen Augen blickten sie schelmisch und gleichzeitig besorgt an. Er war groß, soweit sie das beurteilen konnte. Die Nase war wohl schon einmal gebrochen gewesen, aber er hatte es wieder geraderichten können. Dass er stark war, wusste sie schon, seit er sie mit Leichtigkeit und ohne große Anstrengungen durch den Schnee gezogen hatte. Aber nun sah sie zum ersten Mal seine Muskeln und die waren sehr beeindruckend. Seine Kleidung war einfach und schlecht genäht, aber ordentlich und sauber. Seine Haare waren zwar geschnitten, aber eher schlecht als recht. Seine Locken standen wild vom Kopf ab.
Er trug eine kleine Schale, aus der es köstlich duftete. Doch er setzte sie auf dem Boden ab und half Greta sich auf zu setzen. Einen Moment wurde ihr übel und sie würgte.
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Flucht
AdventureGreta wächst in einer von Männern dominierten Welt auf. Sie ist in einer Routine gefangen, aus der sie nicht ausbrechen kann. Doch dann findet sie etwas, was ihr Hoffnung gibt. Sie wagt die Flucht. Und sie trifft Menschen, die ihr Leben prägen. Do...