Kapitel 13 - Viva!

1.7K 137 28
                                    

Es dauerte eine ganze Weile, bis sie dieses Lager verließen.

Die Männer der Sonnendiener waren noch bei ihnen geblieben und hatten Hunter und Einar geholfen ein Grab für Fjolnir aus zu heben.

Einar hätte sie eigentlich lieber weggeschickt, denn Norwin brüllte Greta die ganze Zeit, in der er wach war, Beleidigungen entgegen. Er verspottete alle Männer, die um ihn waren und behauptete irgendwann, dass eine Armee kommen würde, um ihn zu befreien.

Man konnte ihm dabei zusehen, wie er immer verwirrter wurde und seine Wahnvorstellungen von der Realität nicht mehr unterscheiden konnte.

Irgendwann wurde es Barén zu viel und er flößte Norwin einen Trunk ein. Ab dem Zeitpunkt schlief Norwin mehr, als das er wach war. Das war auch besser so, denn Einar sah Greta an, dass ihr alles zu schaffen machte.

Sie zog sich immer mehr zurück, sprach kaum noch ein Wort, sondern saß meist auf dem Fels und wiegte sich vor und zurück. Dabei schlang sie die Arme um sich, als ob sie sich selbst trösten wollte.

Trost von anderen nahm sie nicht an.

Einar hatte es einmal versucht, aber sie hatte ihn bestimmt weggeschickt.

Nur Taylor kam zu ihr durch, auch wenn das eher selten war.

Sie zwang Greta zu essen und hielt sie im Arm, wenn Greta wieder weinte.

Einar musste zugeben, dass er eifersüchtig war. Er wollte eigentlich derjenige sein, der diese Aufgabe übernahm. Aber Greta verhielt sich nun so, wie er es gewollt hatte. Sie sprach nur das Nötigste mit ihm und von den kleinen Zärtlichkeiten, die sie in der Siedlung ausgetauscht hatten, sah sie auch ab. Dabei erwischte er Greta manchmal, wie sie ihn ansah. Er wusste, dass sie immer noch Gefühle für ihn hatte.

Verdammt, er hatte seine Gründe so zu handeln.

Ein paar Tage später waren sie weiter gezogen. Und nun sprach Greta wenigstens mit Hunter. Es schien sich wieder etwas an zu bahnen. Lieber Hunter, als irgendein fremder Kerl, den Einar nicht kannte.

Da nun keine offensichtliche Gefahr mehr herrschte, beschloss Einar, dass sie auf den Wegen weiterzogen. Diese Steinwege waren meist im guten Zustand und es gab nur wenige Verzögerungen, weil etwas im Weg stand.

Auch darum war er froh.

Sie wechselten sich zwar immer noch ab mit dem Ziehen des Wagens, aber wenn er sah, dass es Greta wieder schlecht ging, übernahm er ihre Arbeit und zog lieber länger, als dass er sie heranließ.

Das war auch jetzt wieder der Fall.

Greta hätte eigentlich ihn ablösen sollen, aber sie lag auf dem Wagen und schlief tief und fest.

Einar hatte gehört, dass sie die ganze Nacht geweint hatte.

Als Hunter sie wecken wollte, hatte Einar nur den Kopf geschüttelt.

Taylor ging jagen und Hunter stellte sich zu ihm und legte sich den Zugriemen um.

„Du musst etwas unternehmen, Mann! Sie macht sich kaputt in ihrer Trauer. Wenn es so weitergeht, stirbt sie auch noch! Sie ist ja kaum noch und schlafen tut sie auch nicht mehr viel!"

Einar hob eine Augenbraue.

„Ich? Ist das nicht eher deine Aufgabe?"

Man konnte in dem Moment nicht sagen, wer verblüffter schaute. Nach einer Weile fing sich Hunter aber wieder.

„Wie kommst du auf diese Idee?"

Einar schnaubte.

„Ich habe gesehen, dass du immer wieder in ihrer Nähe bist."

FluchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt