4| Und?

1.2K 74 9
                                    

"Annabell ich kann das einfach nicht mehr!" Bevor ich reagieren kann überbrückt sie den Abstand zwischen uns und küsst mich. Ich fühle ein kribbeln in meinem Bauch und lächle leicht. Sie rückt wieder ein Stück von mir weg und sieht auf den Boden. "Wow." Mehr bekomme ich nicht heraus, aber es führt dazu, dass sie mich ansieht. "Ich... Ähm... Ich wusste nicht, dass du..." Ich bekomme immer noch keinen richtigen Satz zustande und stottere vor mich hin. Ich sehe mich um und sehe erst jetzt, dass wir alleine sind. Ich mache einen Schritt auf sie zu und küsse sie vorsichtig. Wieder ist da diese Kribbeln in meinem Bauch, genau so, wie ich es mir seit Jahren vorgestellt habe. Ich kann immer noch nicht glauben, dass das hier wirklich passiert. Ich küsse Lauren, die Frau, die ich seit Jahren liebe. Als das Klingeln der Pausenglocke ertönt, brechen wir schwer atmend auseinander und richten schnell unsere Klamotten. Ich hatte ihre Haare zerzaust und sie mein Oberteil aus meinem Rock gezogen. "Wir sehen uns." Lauren gibt mir einen Kuss auf die Wange bevor sie grinsend davon läuft. Und wieder bin ich verwirrt.

Im Unterricht kann ich meine Gedanken nicht abstellen. Natürlich war dies nicht mein erster Kuss. Ich hatte schon viele Frauen geküsst, aber die ganze Zeit waren ihre Lippen die einzigsten die ich küssen wollte. Ich wusste nie ob sie mit meinen Gefühlen, von denen sie offensichtlich wusste, spielen wollte oder nicht. Auch jetzt ist diese Frage ziemlich präsent. "Frau Richter?" Ich werde aus meinen Gedanken gerissen und zucke unmerklich zusammen. Ich drehe mich nach links und sehe Wanda, welche mich entschuldigend ansieht, neben meinem Pult stehen. "Ja?" Frage ich sie als ich mich wieder gefasst habe. Sie zeigt auf eine Aufgabe. "Können Sie mir die Aufgabe bitte erklären?" "Natürlich. Als erstes schreibst du dir aus dieser Textaufgabe alles heraus, was du schon weißt und was wichtig für dich Rechnung ist." Ich bin sofort in meinem Element und die Gedanken an Lauren sind vergessen. Als es zur Pause klingelt, wollen schon die ersten unbemerkt die Klasse verlassen, aber ich halte sie zurück. "Moment! Ihr macht bitte Aufgabe 4 auf der Seite 20." Sie stöhnen genervt auf und ich wende mich wieder Wanda zu. "Hast du jetzt alles verstanden." Sie nickt zögerlich. "Sollen wir uns vielleicht die Aufgabe 4 ansehen und besprechen?" "Aber haben Sie jetzt nicht Pause?" "Das ist schon in Ordnung." Ich lege meine Hand auf ihren Arm und sehe sie aufmunternd an. Zögerlich schlägt sie die Seite 20 auf und ich erkläre ihr die Aufgabe.

Ich habe noch 10 Minuten Pause und sehe auf mein Handy.
Lauren: Treffen wir uns gleich an deinem Auto?
Annabell: Geht klar.
Ich bringe meine Sachen ins Lehrerzimmer, bevor ich mich auf den Weg zur Sporthalle mache. Ich gehe hinunter in die Sporthalle, wo sich auch die Lehrerkabine befindet, und ziehe mich um. Als ich auf die Uhr sehe, ist die Pause schon vorbei und die ersten Schüler stehen vor der Halle. Ich schließe die Kabinen auf und sofort strömen alle Schüler hinein. Ich gehe durch die Mädchenumkleide nach unten in die Sporthalle. Dabei bleibt mein Blick an einer Schülerin hängen, Wanda. Sofort wende ich mich ab und bereite den Unterricht vor. Ich baue verschiedene Stationen auf, an welchen die Schüler ihre Ausdauer testen. Als alle Schüler in der Sporthalle versammelt sind, Teile ich jedem ein Blatt aus. Als ich bei Wanda angelangt bin, kommen wir wieder die Erinnerungen aus der Kabine, an ihren wundervollen Körper, hoch. Ich schlage mir den Gedanken aus dem Kopf und fokussiere sie wieder auf den Unterricht.

Als ich bei meinem Auto ankomme, steht Lauren bereits mit einer Zigarette daneben. Ich nehme ihr die Zigarette aus der Hand und nehme einen Zug. Sofort drückt sie ihre Lippen auf meine und ich gauche ihr den Rauch gegen die Lippen. Als sie sich wieder von mir löst muss sie lachen. Ich nehme einen weiteren Zug, bevor ich sie ihr zurückgebe. "Fahren wir zu dir?" Fragt sie unschuldig. "Ich dachte genau deshalb bist du hier?" Ich frage sie ebenfalls etwas. "Du hast mich durchschaut." Sagt sie gespielt schockiert, was uns beide zum lachen bringt. Wir steigen in mein Auto ein. "Willst du einen Kaffee oder so?" "Gerne." Sie legt ihre Hand auf meinen Oberschenkel und ich versuche mich weiter auf die Straße zu konzentrieren, was mir aber nun wesentlich schwerer fällt. Die ganze Fahrt schweigen wir und Lauren mustert mich die ganze Zeit. "Habe ich was im Gesicht?" Frage ich lachend. "Ja, wunderschöne Augen und wunderschöne Lippen." Ich werde rot wie eine Tomate. Als sie das mitbekommt muss sie laut lachen und ich kann mich auch nicht zurück halten. "Das Annehmen von Komplimenten fällt dir wirklich schwer oder?" Ich sehe sie kurz an. "Ja." Erwidere ich leise. Ich parke vor Mae's Cafè und wir steigen aus. "Hübsch." Sagt Lauren als sie ausgestiegen ist. Ich halte ihr die Tür auf und wir gehen hinein.

Wir setzen uns auf meinen Stammplatz und kurze Zeit später kommt Mae mit einem Kakao zu uns. Ich umarme sie lange, da ich schon seit ein paar Tagen nicht mehr im Cafè war. "Was kann ich dir bringen?" Fragt sie schließlich an Lauren gewandt. "Einen Kaffee." Lächelnd geht Mae wieder zum Trehsen. "Ist alles Ok?" Frage ich, als ich sie dabei beobachte, wie sie Mae versucht mit ihrem Blick zu töten. "Natürlich." Sie sieht mich an und setzt ein Lächeln auf. "Mae ist nur eine Freundin." Sage ich und küsse sie leidenschaftlich. "Dann bist du also Lauren?" Mae steht plötzlich neben uns und wir müssen alle lachen. "Ja ich bin Lauren." Sie gibt Mae die Hand und lächelt sie sogar an. "Mae." Gibt sie zurück. Normalerweise setzt sich Mae immer zu mir, aber dieses Mal scheint sie Lauren und mir etwas Ruhe geben zu wollen. Und in diesem Moment öffnet sich die Tür des Cafès und Wanda kommt herein. Mae und Wanda setzen sich an einen Tisch auf der anderen Seite des Cafès. Als Lauren und ich unsere Tassen geleert haben, gehe ich zu Mae und verabschiede mich.

Wieder sitzen Lauren und ich auf meinem Bett in meiner Wohnung. "Magst du deine eigene Wohung nicht?" Frage ich um die Stille zu durchbrechen. "Nein." Sie schaut auf den Boden. "Warum?" Frage ich weiter und lege einen Arm um ihre Schulter. "Weil du nicht da bist." Erstaunt sehe ich sie an. Sie drückt mich auf mein Bett und setzt sich auf mich. Dann beugt sie sich zu mir herunter und küsst mich leidenschaftlich. Ich fühle mich geborgen bei ihr. Wir liegen den ganzen Abend auf meinem Bett. Ihr Kopf liegt auf meiner Brust und ich spiele mit ihren Haaren. "Du bist wunderschön Lauren." Ihre Atmung ist gleichmäßig und ich sehe das sie ihre Augen geschlossen hat. Kurz darauf schlafe auch ich ein.
Am nächsten Morgen werde ich wach und spüre etwas auf mir liegen. Ich öffne die Augen und sehe Lauren. Die Erinnerungen an den gestrigen Tag erscheinen vor meinem geistigen Auge. Ich schaue auf die Uhr, mein Wecker würde in ein paar Minuten klingeln. Ich greife vorsichtig nach meinem Wecker und schalte ihn aus. "Lauren?" Ich küsse sie auf die Stirn. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht wacht sie auf. Sie sieht sich um. "Guten Morgen." Jetzt dreht sie sich zu mir. "Guten Morgen." Ich streiche ihr die Haare aus dem Gesicht. Sie steht sich um, so dass sie auf dem Bauch liegt, und küsst mich. "Ich könnte den ganzen Tag mit dir hier liegen." Sie streicht mit ihrer Hand zärtlich über meine Wange. "Ich auch, aber leider müssen wir auf stehen." Ich sehe sie grinsend an als sie die Augen verdreht. Langsam steht sie auf und geht zu meinem Kleiderschrank. "Was machst du?" Ich bin ziemlich verwirrt. "Ich suche mir etwas zum anziehen raus oder soll ich in den Klamotten zur Arbeit?" Fragt sie scheinheilig. Schnell schüttele ich den Kopf. Sie öffnet den Schrank und sieht zuerst bei meinen Blusen nach. Sie entscheidet sich für eine schwarze Bluse mit langen Ärmeln. "Hast du eigentlich auch Klamotten die keine langen Ärmel haben?" Auch wenn diese Frage nicht wirklich ernst gemeint war, schlägt meine Stimmung sofort um. "Nicht viele." Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen, aber Lauren versteht, dass ich nicht weiter darüber reden möchte. Als nächstes witmet sie sich den Hosen und Röcken. Sie entscheidet sich dieses Mal für eine dunkelgraue Stoffhose. Bevor ich überhaupt reagieren kann, hat sie schon die Schublade mit meiner Unterwäsche geöffnet. Ich werde komplett rot vor scham. Sie fängt an zu pfeifen und entscheidet sich für schwarze Unterwäsche. Mit weit geöffnetem Mund sehe ich sie an. Sie fängt an zu lachen und ich sehe sie immer noch verständnislos an. "Wo ist denn das Badezimmer?" Ich zeige auf eine Tür und sie verschwindet durch diese.

Am Nachmittag sitze ich bei Mae im Cafè. "Und?" Fragt sie mich gespannt. "Was und?" Frage ich, als sie mich aus den Gedanken gerissen hat. "Na was läuft da jetzt zwischen euch?" "Ich weiß es nicht genau, zumindest haben wir noch nicht darüber gesprochen." Erst jetzt wird mir klar, dass es mir auch wichtig ist zu wissen was das mit uns zu bedeuten hat. "Und sie lange war sie noch bei dir?" Die Frage und der Gesichtsausdruck von Mae bringen mich total aus dem Konzept. "Oh Gott Mae! Nein!" Ich schlage sie leicht auf die Schulter und sie hält sich vor lachen den Bauch. "Mit dir rede ich nie wieder über so etwas!" Sie verstummt als sie die Tür öffnet. Es ist Wanda. Mae winkt sie zu uns und sie setzt sich zögernd neben sie. Ich begrüße sie freundlich und sie lächelt mich freundlich an. Mae steht auf und holt einen Kakao für Wanda. Mae will wieder von Lauren anfangen aber ich signalisiere ihr, dass sie es lieber lassen soll. Sie sieht zu Wanda und versteht warum.

Annabell (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt