14|Mehr als eine Schülerin

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"Verdammt Mae, wenn ich das nicht gestoppt hätte!" Flüstere ich aufgebracht in mein Handy. Als ich Mae angerufen hatte hatte ich mich im Bad eingeschlossen. "Jetzt atme erst einmal tief durch. Ich kann in ein paar Minuten da sein." Ihre Stimme ist ungewöhnlich ruhig."Nein, ich schaff das schon." Das piepen, welches signalisiert, dass das Gespräch beendet ist, ist das letzte was ich höre, bevor ich das Handy von meinem Ohr nehme. Ich drehe mit zittrigen Händen den Wasserhahn am Wachbecken auf und Spritze mir Wasser ins Gesicht. Noch einmal blicke ich in den Spiegel, bevor Ich den Hahn zu drehe und mein Gesicht mit dem Handtuch, welches neben dem Waschbecken hängt, abtrockne. Langsam öffne ich die Tür und mache einige Schritte vorwärts.

"Mit wem hast du telefoniert?" Wanda sitzt immer noch auf meinem Bett. "Mit Mae." Sie nickt langsam und sieht dann zu Boden."Wanda, ich hoffe du weißt, dass das hier nicht sein darf. Außerdem liebe ich Lauren." Ich greife ihre Hände und halte sie fest. Auch wenn ich ihr Gesicht nicht sehen kann, weiß ich genau, dass sie weint. "Aber Sie können nicht leugnen, dass Sie auch etwas für mich fühlen. Zumindest nicht nach dem was gerade eben passiert ist." Ihr fordernder Blick trifft mich unvorbereitet. Zuerst weiß ich nicht was ich sagen soll, bringe aber nach ein paar Minuten doch ein paar Worte zustande. "Das darf nicht sein." Meine Stimme zittert und meine Worte klingen nicht so überzeugend, wie ich es gerne gehabt hätte. Mit einem Ruck steht sie auf und ich pralle gegen die Wand, welche nah an meinem Bett ist. Dabei lasse ich ihre Hände los und sie legt ihre auf meine Hüfte. Bevor ich etwas sagen kann, hatte sie schon ihre Lippen auf meine gelegt. Erst jetzt bemerke ich, dass ihr Lippen leicht nach Honig schmecken, sie scheinteinen Lippenpflegestift zu verwenden. Immer wieder denke ich daran, dass das hier verboten ist, aber ich kann selber nichts dagegen tun. Mein Körper gehorcht mir nicht mehr, sondern wird von meinemVerlangen nach meiner jüngeren Schülerin geleitet. Erst als sie wieder beginnt meinen Körper mit ihren Händen zu erkunden, setzt mein Verstand wieder ein. "Ich bin in einer Beziehung mit der Frau die ich seit so vielen Jahren liebe."

Betreten schaut Wanda nach rechts und beißt auf ihre Lippe. Ich kann ihr den inneren Kampf ansehen und wie sehr sie mir sich ringt, doch warum ist mir nicht klar. "Frau Richter, es gibt etwas, das Sie über Frau Foster wissen müssen." Ängstlich aber auch gleichermaßen interessiert sehe ich sie an. "Sie betrügt Sie. Ich habe sie letztens in einem Café mit meinem Mann gesehen." Wütend schubse ich sie von mir, um einen Abstand zwischen uns zu schaffen."Das könnte alles bedeuten, Wanda! Es könnte auch einfach nur ein Freund gewesen sein." Stelle ich klar, da ich selber nicht glaube, dass Lauren mich betrügt. "Sie haben sich geküsst." Ihre Stimme wird immer leiser und endet schließlich in einem Schluchzen. "Raus! Wenn du denkst, dass du meine Beziehungzerstören kannst, nur damit du bekommst was du willst, hast du dich gewaltig geschnitten!" Entgeistert sieht sie mich an, bevor sie ihre Jacke nimmt und geht. Als die Tür ins Schloss fällt, lasse ich mich auf den Boden sinken und fange an zu weinen.

Ich habe Lauren betrogen und damit hat Wanda eines ihrer Ziele erreicht.

Auch eine Woche nach dem Vorfall mit Wanda, bekomme ich ihre Worte nicht mehr aus dem Kopf. "Sie haben sich geküsst". Eng an Lauren gekuschelt liegen wir auf meinem Bett. "Betrügst du mich?" Sofort bereue ich meine Frage. "Was? Wie kommst du denn darauf?" Ich drehe meinen Kopf zu ihrem und sehe, dass ihr der Schock ins Gesicht geschrieben ist. "Jemand hat dich mit einem Mann in einem Café gesehen. Und auch wie ihr euch geküsst habt." Ich presse meine Lippen aufeinander. "Wer auch immer das gesagt hat, hat dich belogen. Ich würde dich niemals betrügen." Sie gibt mir einen flüchtigen Kuss und dreht sich dann von mir."Lauren es tut mir leid. Ich musste einfach wissen, dass ich mich nicht in der getäuscht habe."

In der Schule stelle ich Wanda zur Rede. "Sie hat mich nicht betrogen." Ich lasse Wanda stehen und drehe mich um. Schnelle Schritte folgen mir. Als ich eine Hand auf meiner Schulter spüre werde ich langsamer. "Warum sollte ich lügen?" Bevor ich ihr antworte sehe ich mich kurz um. "Vielleicht weil du Lauren und mich auseinander bringen willst, aber das mit uns würde niemals funktionieren." "Aber Sie und Frau Foster." "Der Unterschied dabei ist, dass ich nicht mehr ihre Schülerin bin." Ich wende mich zum gehen, doch sie hält mich ein weiteres Mal zurück. "Bitte Sie müssen mir glauben." Fleht sie mich weiter an. "Warum sollte ich Sie anlügen, was Sie noch mehr verletzt, wenn ich etwas für Sie empfinde." Ihre Worte lassen mich nachdenken und als ich ihr antworten will kommt sie mir zuvor. "Und warum haben Sie mich geküsst, wenn Sie Frau Foster lieben. Warum betrügen Sie die Frau die Sie lieben, wenn ich doch nur eine Schülerin für Sie bin." Das was sie sagt verletzt mich. "Das stimmt so nicht ganz. Du bist für mich mehr als eine Schülerin." "Und was bin ich dann?" Hastig versichere ich mich noch ein weiteres mal, dass wir alleine sind und drücke sie gegen die Spinde. Ich sehe in ihre wunderschönen und fesselnden Augen, bevor ich meine Lippen ein weiteres Mal auf die meiner Schülerin lege.

Niedergeschlagen öffne ich die Tür zu Maes Café. "Ich habe sie schon wieder geküsst." Sage ich leise zu Mae nachdem ich mich auf einen Stuhl gesetzt hatte. "Gott Annabell. Weißt du was du riskierst?" Ich schaffe es mit dem Kopf zu nicken und Tränen fließen durch meine zusammen gekniffenen Augenlider. Die Tür öffnet sich und Mae erhebt sich. "Egal was du tust, denk daran, dass sie meine Kleine ist." "Ich weiß." Mae geht und Lauren lässt sich auf den Stuhl mir gegenüber fallen. Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht. "Lauren ich muss mit dir reden." Meine Stimme zittert und droht abzubrechen. "Annabell was ist denn los?" Die Besorgnis in ihrer Stimme lässt mich immer mehr zweifeln, aber ich muss es einfach tun. "Ich habe mich in jemand anderen verliebt und sie sogar geküsst." Das überhaupt ein Wort durch meine zusammengekniffenen Lippen dringt ist ein Wunder, doch anhand von Laurens Gesichtsausdruck erkenne ich, dass die Worte angekommen sind. Verletzt und wütend erwidert sie meinen Blick standhaft. Eine Träne fließt über ihr Gesicht und ich spüre einen starken Schmerz an meiner Wange, als ihre Hand mich dort trifft. Lauren steht auf und geht zur Tür. "Schlampe!" Ist das Letzte was ich höre bevor sie die Tür öffnet und geht.

Ich stürme aus dem Café und steige in mein Auto. Als ich anhalte stehe ich vor einem Haus in der Stadt. Ich steige aus dem Auto aus und gehe zur Tür. Nach kurzem zögern drücke ich auf die Klingen und warte darauf, dass die Tür geöffnet wird. Wanda öffnet die Tür und sieht mich verwundert an. "Hey, kann ich mit dir reden?" Unsicher wippe ich von einem Bein auf das Andere und warte auf ihre Antwort. "Ähm klar. Meine Eltern sind sowieso nicht da."Ohne weiter darüber nach zu denken, drücke ich sie ins Haus und schließe die Tür. Verwundert sieht sie mich an, aber sie weiß genau was ich vorhabe. Vorsichtig stellt sie sich auf die Zehenspitzen und küsst mich gefühlvoll. Nach diesem Kuss wird mir klar, dass sich meine Gedanken seit Monaten nur um Wanda drehen und ich Lauren längst verdrängt hatte. 

Annabell (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt