Ich lasse die Tür hinter mir zufallen. Ich sehe noch einmal aus dem Fenster um zuschauen ob Frau Richter noch da ist. Mir kommen wieder Tränen als ich an meine Worte denke. Was habe ich bloß getan? Was habe ich mir dabei gedacht? Nichts! Ich habe außerdem Frau Fosters Warnung ignoriert. Ich könnte mich immer noch dafür Ohrfeigen, dass ich so unvorsichtig war und sie mir diesen blöden Zettel aus der Hand gerissen hat. Hätte ich doch mal besser nicht alle meine Gefühle für Frau Richter in der Unterrichtsstunde ihrer Freundin geschrieben. Auch jetzt läuft es mir bei dem Gedanken an ihre Worte kalt den Rücken herunter. "Halt dich von ihr fern und wenn du das nicht tun solltest wird das Konsequenzen haben."
Ich habe die ganze Nacht nicht schlafen können, so wie den Rest der Wochen. Im Unterricht schlafe ich sogar ein, sehr zum Missfallen von Frau Foster. "Wanda würdest du bitte auch so freundlich sein meinem Unterricht zu folgen?" Verschlafen und geschockt nicke ich. Ich darf sie nicht noch mehr verärgern. Nach dem Unterricht packe ich schnell meine Sachen in die Tasche und als ich aus der Tür eile laufe ich gegen Frau Richter. "Hey Wanda. Wir wollten uns doch heute zur Nachhilfe treffen? Soll ich dich wieder mitnehmen?" Ich will gerade antworten als Frau Foster an uns vorbei läuft und mir einen warnenden Blick zu wirft. "Ähm also heute kann ich leider nicht." Ich will gerade gehen als sie mich am Arm zurück hält. "Wanda... Wenn es wegen letzter Woche ist. Es macht mir nichts aus." Ihr führsoglicher Ton lässt mich kurz die Worte von Frau Foster vergessen, aber ich fasse mich schnell wieder. "Ich kann nicht." Ich renne schnell zum Ausgang der Schule und laufe hinter einen der Büsche. Ich nehme die Schachtel mit den Zigaretten aus meiner Tasche und zünde eine an. Ich atme tief durch. Mir wird die Zigarette aus der Hand genommen und ich sehe in die grünen Augen von Frau Foster. Sie nimmt einen Zug bevor sie sie mir zurück gibt. "Gut gemacht." Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange bevor sie geht.
Ich spüre die Tränen über meine Wange fließen und schlage die Hände über dem Kopf zusammen. Ohne darüber nachzudenken, folge ich Frau Foster einige Straßen bis sie sich in ein Cafè setzt. Ich bleibe versteckt vor dem Fenster stehen. Frau Foster geht auf einen Tisch zu, an dem ein Mann sitzt. Als sie bei ihm angekommen ist, steht er auf und küsst sie. Dieser Mann küsst Frau Foster, und Frau Richter hat keine Ahnung.
Ich laufe nervös in Maes Cafè auf und ab, während diese versucht mich zu beruhigen. "Bist du dir wirklich sicher?" "Ja natürlich!" Sie nimmt mich in den Arm und hält mich fest. "Das sollte dich nicht so fertig machen." Flüstert sie leise in mein Ohr. "Aber das tut es." Meine Worte werden von einem Schluchtzen verstummt. "Du darfst es ihr nicht sagen. Es würde alles nur noch komplizierter machen." Ich nicke, aber ich hasse Frau Foster für das was sie getan hat. In diesem Moment öffnet sich die Tür und ein junger Mann betritt das Cafè. Mae geht zu ihm und sie küssen sich. Bei all meinem Gefühlschaos habe ich nicht mit bekommen wie es Mae geht. "Das ist Dominik, mein Freund. Und das ist Wanda, meine Nichte." Ich gebe ihm die Hand und wir setzen uns an einen Tisch.
Es sind Herbstferien. Mae und ich sitzen auf dem Balkon unseres Hotelzimmers in Spanien. Ich sehe auf den weißen Sand und den ruhigen Ozean. Ich habe Maes Rat befolgt und nicht mit Frau Richter gesprochen. Auch ihre Nachhilfestunden habe ich abgebrochen. "Vergiss sie doch mal für einen Moment." Ich drehe meinen Kopf zu Mae, welche mich wohl schon länger mustert. "Ich kann nicht. Egal wie sehr ich es will." Sie drückt meine Schulter und legt sich dann wieder hin. Plötzlich springt sie auf und rennt ins Badezimmer. "Mae?" Ich folge ihr vorsichtig. Sie lehnt über der Kloschüssel und übergibt sich. Ich halte ihre Haare hoch und streiche sanft über ihren Rücken. "Mae ist alles gut?" Frage ich vorsichtig als sie sich ihren Mund abgewischt hat. "Ich weiß es nicht. Mir ist seit ein paar Tagen immer so schlecht." Sie schlägt sich die Hände vor den Mund und auch ich verstehe was sie mir sagen will. "Oh mein Gott!" Ich nehme sie in den Arm und sie weint, ob vor Freude oder Trauer weiß ich nicht.
Am Abend sitzen wir mit einem Test auf dem Sofa. Gespannt starren wir darauf und nach ein paar Minuten ist das Ergebnis klar erkennbar. Positiv. "Und was jetzt?" "Ich weiß es nicht Wanda. Ich weiß es wirklich nicht." Ich nehme sie fest in den Arm und lege meine Hand auf ihren Bauch. "Also bekomme ich jetzt wirklich eine kleine Cousine oder einen kleinen Cousin?" Sie nickt freudig und ich weiß, dass sie in diesem Moment glücklich ist. Sie hat schon länger von Kindern geredet und ich weiß wie sehr sie sich eines gewünscht hat. Für sie war ich immer wie einen Tochter und sie war wie eine Mutter.
Die nächsten Tage in Spanien verbringen wir lachend am Strand und genießen die gemeinsame Zeit, denn es dauert nicht mehr lange bis mich das Chaos einholt. Und ich bin mir sicher, dass Frau Foster eine große Rolle dabei spielen wird. "Was bedrückt dich so sehr?" "Ich habe nur so ein komisches Gefühl. So als ob etwas passiert, wenn wir wieder zuhause sind." Mae nimmt meine Hand und ich lehne mich in dem unbequemen Flugzeugsitz zurück. "Es wird alles gut. Mach dir nicht immer so viele Gedanken, das ist nicht gut für dich." Ich nicke, denn sie hat recht. Das Flugzeug startet und ich verkrampfe mich ziemlich, da ich es hasse zu fliegen. Doch sobald das Flugzeug eine gerade Position einnimmt entspanne ich mich wieder. Es liegt noch ein, für mich, langer Flug vor mir, denn das Landen empfinde ich auch nicht gerade als angenehm. Trotzdem versuche ich die Augen zu schließen und ich sehe nur ein Gesicht vor mir.
Das von Frau Foster.
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Annabell (GirlxGirl)
Romance"Du bist schon lange nicht mehr die kleine Streberin von Früher, Annabell." Als Annabell zurück an ihre frühere Schule kommt, ist sie schon lange keine Schülerin mehr. Sie ist jetzt Lehrerin und fest entschlossen um ihre große Jugendliebe zu kämpfe...