Kapitel 14

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Kapitel 14

Faith

Keuchend lief ich die Treppe hinauf. Die Engel hatten mich gerade eben herein gelassen und nun lief ich in den Raum, in dem Ezrael sein musste. Ich war den ganzen Weg hierher gerannt und nun stach jeder Atemzug in meiner Lunge. Die Treppe machte das ganze natürlich nicht besser.Nach mehreren Pausen, war ich schließlich endlich oben angekommen und stütze mich dort kurz vorne über und verschnaufte erst einmal. Die Engel bekamen sowieso Alles mit, da hatte das auch noch Zeit, denn sie merkten sich auch Alles, was geschehen war.

"Hallo Fatih", grüßte Linc mich, der gerade aus der Tür kam, die zum Glaskugelraum führte. Dem Raum, der die Erde mit dem Himmel verband.

"Hey Linc", presste ich Atemlos hervor und schaffte es nicht, den freundlichen Engel an zu lächeln.

"Ich muss dann weiter. Du kannst einfach rein gehen. Ezrael wartet schon."

Natürlich. Sie hatten gemerkt, dass ich kam. Sie wussten es immer. Seltsam nur, das Linc heute so abweisend und kurz angebunden war. Normalerweise redete er gerne mit mir. Ihn interessierte, wie die Menschen so tickten und ich war für ihn eine Art Tor zu der Menschenwelt. irgendwie kam er mir heute aber so schuldbewusst vor. Ob der deswegen so schnell verschwunden war?

Ich beschloss, mich nicht mit solchen Gedanken auf zu halten und lief schnell in den Raum und stieg von dort aus die Leiter zum Himmel hinauf. Wie jedes Mal, wenn ich hier hoch kam, umfing mich eine wohlige Wärme, die einem das Gefühl von Zuhause gab. Ich war mir ziemlich sicher, dass das nicht nur daran lag, das mein Vater auch hier war. Ihn sah ich hier zwar recht oft, aber er war in letzter Zeit fast immer in Hektik gewesen und hatte deshalb kaum Zeit für mich gehabt.

"Hallo Faith", begrüßte Ezrael mich sofort. Er wusste immer sofort, wenn ich da war. Das lag bestimmt an seinen Engelskräften, von denen ich nur wusste, dass er viele hatte. Mehr, als alle anderen Engel und deren Fähigkeiten waren schon beeindruckend.

"Hallo", begrüßte ich ihn ebenfalls und ließ mich dann auf meinen Stammsitz vor Ezraels Tisch fallen. Hier saß ich jedes Mal, wenn ich ihn besuchte. Ezraels Schreibtisch war sehr interessant. In seiner Mitte war eine Platte eingelassen, auf der sich alles mögliche bewegte und die ständig faszinierende Muster bildete. Irgendeine Bedeutung hatten sie, denn Ezrael , behielt sie fast immer im Blick, aber welche Bedeutung das war, das wusste ich nicht.

"Du kommst wegen Louis nicht wahr?", fragte Ezrael mich freundlich.

Es überraschte mich nicht, dass er es schon wusste. Die Engel wussten eigentlich immer alles.

"Ja. Ich will ihn loswerden. In meinem Vertrag steht doch bestimmt etwas davon, dass ich ihn bei Körperverletzung abgeben darf oder?"

Ezraels Miene verdüsterte sich leicht. Es fiel kaum auf, doch weil ich so darauf hoffte, bemerkte ich diese Veränderung sofort.

"Nein leider kann man das nicht tun. Du musst den Fall beenden", sagte er mit leiser und ruhiger Stimme.

"Was?", erschrocken fuhr ich aus meinem Stuhl. Das konnte doch nicht sein. Ich war mir zu einhundert Prozent sicher gewesen, schwierige Fälle abgeben zu können. "Ich will den Vertrag sehen", sagte ich verärgert.

"In Ordnung", meinte Ezrael und winkte Lilith und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie nickte und ging dann wieder davon. Wahrscheinlich um den Vertrag zu holen.

Nervös saß ich in meinem Stuhl und wartete, bis Lilith wieder kam. Das durfte nicht wahr sein. Ich konnte mich nicht mehr um Louis kümmern. Er war gefährlich. Er machte mir Angst. Meine Wange brannte immer noch und bei dem Gedanken an das, was vorher passiert war, fingen meine Hände an zu zittern und mir wurde ganz flau.

"Schau da steht es." Ezrael deutete auf einen Absatz in dem seitenlangen Vertrag.

Der Klient/Patient muss in jedem Falle weiter betreut werden und hat jedes Recht auf Heilung und darf somit nicht verstoßen werden.

Scheiße. Das wurde wohl nichts.

"Shit", flutschte es mir nun auch laut aus dem Mund, noch bevor ich es aufhalten konnte.

"Nanana Faith", Ezrael schüttelte tadelnd den Kopf. "Jetzt beruhige dich erst einmal wieder."

Wütend sprang ich von meinem Stuhl auf und kletterte so schnell wie möglich die Leiter hinunter, bis ich im Glaskugelraum war. Ich verkniff es mir, meinem Drang nach zu geben und etwas kaputt zu machen. Mit Glaskugeln wäre das sehr einfach gewesen. Stattdessen, rannte ich zur Tür und lief an einem verdatterten Linc die Treppe hinunter auf die Straße. Ich brauchte jetzt frische Luft.

Nachdem ich bestimmt gut zwei Stunden durch die Straßen Londons gelaufen war, klärte sich mein Verstand wieder und auf einmal war die Wut verraucht. Klar, ich fand es immer noch bescheuert, aber für den Vertrag konnte Ezrael schließlich auch nichts. Ich hatte ihn immerhin selbst unterschrieben. Auch wenn ich hätte schwören können, dass es diesen Pragraph so nicht gegeben hatte, aber Irren war ja schließlich menschlich.

Nach einigen Schritten, bemerkte ich schließlich, dass es hier nicht so aussah, wie in den Vierteln, in denen ich sonst so herum lief. Diese Straße hier, war heruntergekommen, düster und schmutzig. Ich musste in die Außenbezirke gelangt sein, die für ihre Gewalt bekannt waren. UNd dafür, dass hier gerne Frauen vergewaltigt wurden. Ich war wegen manchen meiner Klienten schon das ein oder andere Mal hier gewesen, aber darauf ankommen lassen, musste ich es ja auch nicht. Also bloß schnell weg von hier.

Ich lief durch die dunklen Gassen, über die sich langsam aber sicher die Nacht ausbreitete. Am besten, ich schaffte es noch bevor es komplett dunkel war.

Nachdem ich bestimmt schon eine halbe Stunde durch die Gassen gelaufen war, wurde mir beim Anblick der Sterne über mir klar, dass ich es nicht mehr vor der Dunkelheit nach Hause schaffen würde. Dazu war es schon zu spät. Ich musste weiter raus gelaufen sein, als gedacht. Sehr viel weiter raus sogar. Als ich jetzt nach oben schaute, stellte ich fest, dass ich noch über zwei Kilometer von bekanntem Gebiet entfernt war. Und dieses bekannte Gebiet lag auch noch ziemlich außerhalb. Bis zu meiner Wohnung, würde ich noch mindestens eine gute Stunde laufen, eher mehr.

Da ich im Dunkeln schlecht sah, stolperte ich nach einer weile mehr durch die Straßen, als das ich lief, sodass ich mich auch erst nicht wunderte, als ich über etwas großes Stolperte. Erst, als ich danach hin fiel, bemerkte ich, dass es sich dabei wohl um etwas größeres, als zum Beispiel einen Stein handelte.

Bei genauerem Befühlen, erkannte ich schließlich, dass es sich um einen Menschen handelte. Meine Augen, hatten sich nun wenigstens ein bisschen an die Dunkelheit gewöhnt, und da die Sterne hier gut durch leuchten konnte, da keine Häuser im Weg waren, konnte ich sogar etwas erkennen.

Mein Atem stockte. Das war Louis der da lag. Er schien ziemlich leblos, aber sein Brustkorb senkte sich noch. Er war ziemlich sicher bewusstlos. Was sollte ich denn nun tun? Laut dem Vertrag, musste ich mich um ihn kümmern und das hieß, ich musste ihn irgendwie nach Hause bekommen. Nur wie? Er war schwer und ich konnte ihn nicht mal hoch heben, wie sollte ich ihn denn dann soweit tragen können?

Aber ich nach Hause kommen mussten wir. Ich hatte keine Ahnung was ich tun sollte. Erschöpft und ausgelaugt, ließ ich mich neben ihn fallen und dachte verzweifelt nach. Irgendetwas, musste man doch tun können. Irgendeine verflixte Möglichkeit musste es doch geben. Nur welche.

Verzweiflung, Verwirrung und Angst breiteten sich in mir aus und als ob das nicht schon genug gewesen wäre, fing ich sogar noch an zu weinen. Ich wusste nicht einmal wieso. Louis sollte mir egal sein. Er war ein Monster. Eigentlich, sollte ich ihn hier liegen lassen und nach hause gehen, in der Hoffnung, er würde die Nacht nicht überleben. Genau das, sollte ich eigentlich tun.

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Soooo da wäre dann doch Mal wieder ein Kapitel... eigentlich wird Faith ja immer von Tanja geschrieben, aber da sie gerade viel zu viel Stress hat, haben wir beschlossen, dass ich jetzt Mal ein Kapitel schreibe, damit es auch weitergeht. Ich hoffe ihr nehmt uns die Wartezeiten nicht allzu übel.

Wir freuen uns immer über Kommentare und vielleicht schafft ihr es ja, dass ihr so lieb kommentiert, dass Tanja ihren Stress vergisst und euch ganz bald ein neues Kapitel aus faiths Sicht schreibt :)

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 06, 2014 ⏰

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