Kapitel 19

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Am nächsten Tag machte ich für alle das Frühstück und deckte den Tisch. Für's Frühstück war ich aber noch nicht hungrig genug, weshalb ich nur dabei saß. Wie erwartet redete Obsidian nicht mit mir, er ignorierte mich, um genau zu sein und unterhielt sich stattdessen mit Jadeit.

Nach dem Essen räumte ich den Tisch ab und Gagat half mir beim Abwasch. Als wir gerade fertig waren hielt Gagat mir einen Zettel hin und ich schaute ihn verwirrt an.

,,Ist nicht von mir, Katie." Sagte er, gab mit den Zettel und verschwand. Verwirrt öffnete ich den zusammengefalteten Zettel und als ich las was dort stand, bildete sich ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen.

Im Garten, um 12:00. Obsidian.❤

Nachdem ich mir was vernünftiges angezogen hatte ging ich nach draußen in den Garten. Einige Minuten schaute ich mich um und suchte Obsidian, als ich ihn sah. Er saß in einem Pavillon mit lauter Rosen auf einem Stuhl und schaute zur Sonne.

Aufs neue staunte ich wie falsch die ganzen Vampirgeschichten waren. Natürlich, sie tranken Blut, waren schnell, stark und unsterblich, aber sie konnten in die Sonne, man sah sie im Spiegel und sie waren eigentlich sehr freundlich. Ich ging auf den Pavillon zu und als ich vor Obsidian stand schaute er auf.

,,Hallo, Kätzchen." Sagte er und stand auf.

,,Wozu hast du mich her bestellt?" Fragte ich und er grinste leicht.

,,Brauche ich einen Grund, um dich sehen zu wollen?" Fragte er und legte sanft seine Arme um mich.

,,Sag schon, warum wolltest du mich sehen." Er schmunzelte.

,,So ungeduldig, Kätzchen." Er ließ mich los und stupste mir auf meine Nase.

,,Um ehrlich zu sein, habe ich tatsächlich einen Grund, warum ich wollte, dass du her kommst. Mach die Augen zu."

,,Was?"

,,Na mach schon, Kätzchen." Sagte er belustigt und ich gab nach.

Dieser Kerl... Ich schloss meine Augen und lauschte. Etwas raschelte leise, dann war es wieder still.

,,Augen auf." Ich öffnete die Augen und schaute begeistert auf das was Obsidian in der Hand hielt.

Es war ein wunderschönes Kleid, dass aussah, als wäre es wirklich teuer gewesen. Es hatte einen buschigen kurzen Rock mit schwarz rotem Tigermuster und einen V-Ausschnitt, der mit schwarzer Spitze faziert war.

,,Das ist für dich."

,,F-für mich? Etwa geschenkt?" Fragte ich und er lachte.

,,Natürlich."

,,Aber das war doch bestimmt teuer."

,,Nein, garnicht. Ich hab es selbst gemacht." Ich schaute ihn erstaunt an.

,,Ganz alleine?"

,,Ja, ich konnte letzte Nacht nicht schlafen." Meinte er und gab mir das Kleid.

Es fühlte sich toll an. Der Stoff war leicht und schien ordentlich gewählt worden zu sein.

,,Willst du es anziehen?" Fragte er und ich nickte.

,,Dann mach das." Ich schaute ihn verdutzt an.

,,Hier?" Fragte ich und er nickte.

,,Hier sieht dich niemand, außer mir." Meinte er und setzte sich auf den Stuhl.

Na toll. Vorsichtig legte ich das Kleid auf das Geländer des Pavillons und schaute zu Obsidian. Er schaute nicht zu mir, sondern krizelte auf einem kleinen Zeichenblock herum. Konzentriert runzelte er die Stirn und sah dabei so süß aus, dass ich Lächeln musste.

Schnell zog ich meine Alltagskleider aus und behielt nur die Unterwäsche an, dann nahm ich das Kleid und zog es vorsichtig an. Als ich es an hatte stand Obsidian auf und stellte sich hinter mich.

,,Ich mach zu." Sagte er und ich nickte.

Er zog den Reißverschluss zu und nahm dann ein rotes Band aus seiner Hosentasche, legte es um meine Taille und machte eine Schleife.

,,Du siehst toll aus." Sagte er, als er sich vor mich stellte und mich von oben bis unten betrachtete. Durch das Kompliment errötete ich und schaute leicht beschämt zu Boden, als er etwas näher kam.

,,Du, Kätzchen?" Ich schaute auf und sah ihn an.

,,Hm?" Er sah nervös aus und seine Wangen waren leicht errötet.

,,Würdest du...mir erlauben ein Bild von dir zu malen? Gleich hier?" Fragte er und ich sah ihn verwundert an.

,,Du willst...mich malen?" Fragte ich nach und er nickte grinsend.

,,Ja, du bist ein perfektes Modell und das Kleid macht dich sogar noch viel schöner." Himmel, war das peinlich.

,,Also? Willst du mir Modell stehen?" Fragte er und ich nickte fröhlich.

,,Klar, gerne sogar." Sagte ich und er grinste breit.

,,Gut, ich hol nur kurz mein Zeug. Setzt du dich auf den Stuhl?" Ich nickte und ging an ihm vorbei zum Stuhl und als ich mich setzte war Obsidian weit und breit nicht mehr zu sehen.

Ich wartete vielleicht eine Minute, dann stand er plötzlich wieder vor mir und legte einen DA4 Zeichenblock und einen Becher voll Stiften auf den Boden.

,,Überschlag deine Beine." Sagte er sanft und ich gehorchte.

,,Okay, jetzt legt dich mit dem Kopf auf das Geländer." Ich legte meinen Kopf auf das Geländer, aber irgendwas schien ihm noch nicht zu gefallen.

,,Kannst du deinen Arm unter deinen Kopf legen?" Fragte er und ich machte es.

,,Perfekt, jetzt nur noch lächeln und schau zu mir." Damit setzte er sich auf das Geländer mir gegenüber, sah mich an und fing an zu zeichnen.

Seine Hand mit dem Stift flog geradezu über das Papier und sein Blick war konzentriert. Wenn er den Stift wechselte, steckte er sich den alten hinter sein Ohr, was ich fand sah total süß aus.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals vor Aufregung. Mich hat noch nie jemand gezeichnet und jetzt tat es ein wirklich attraktiver Vampir, der mit seinen Brüdern um mich wetteiferte.

In diesem Moment war ich zum ersten Mal wirklich glücklich, seit ich von Zuhause weggegangen bin. Die sanfte Art wie er mich ab und zu anschaute und das leichte Lächeln auf seinen Lippen zeigte mir, dass er mich vielleicht doch nicht nur benutzte, wie es neulich rüber kam.

Die Sonne ging langsam unter und ich wurde müde, aber Obsidian schien noch lange nicht fertig zu sein. Vor Müdigkeit fiel es mir schwer meine Augen offen zu halten, aber ich versuchte es weiter, bis ich schließlich aufgab und einschlief.

Bloodmoon | Liebe wie frisches BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt