Wenn Einsamkeit auf Freundlichkeit trifft

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POV Jody:

- „ Du kleiner Drecksack! Sieh doch, was du mit meinen neuen Klamotten angestellt hast! Die waren so gut wie neu! Jetzt klebt ja alles wieder von eurem schmierigen Blut!"

Genervt rammte ich das Jagdmesser in den Schädel des Zombies, welcher sich vor mir aufbaute und grauenhaft röchelte. Kurz davor entwich ihm ein lautes knurren, bevor ich den Walker zu Fall brachte.

- „ Verdammt!"

Das Messer steckte - wie zu erwarten - wieder einmal fest. Durch den häufigen Gebrauch, wurde es langsam zu stumpf und unbrauchbar. Mit einem gestressten Seufzer ließ ich es los, denn ich merkte einen anderen Walker aus dem Augenwinkel auf mich zu kommen. Der getroffene Zombie sank mit dem gezielten Stich in den Schädel in sich zusammen und blieb bewegungslos liegen. Nun war ich waffentechnisch unterlegen. Wie dumm von mir, meine restlichen Waffen im Lager zu lassen. Der Gedanke, dass sie mich langsamer machen würden und ich theoretisch nur einen kleinen Hasen jagen wollte, ließen mich innerlich aufseufzen. Nächstes mal würde ich meine ganze Waffenkollektion mitnehmen. Sicherheit geht vor.

- „ Na? Auch hier?", witzelte ich. Ich nahm die Situation mit Humor auf.

Hektisch durchforstete ich mit meinen Augen den Waldboden und entdeckte einen großen dicken Ast, den ich aufhob. Mit großer Wucht traf ich den zweiten Zombie direkt an der Schläfe. Beim Aufprall brach jedoch der so stabil auf mich wirkende Ast in zwei Hälften. Der auf mich zukommende Zombie wirkte nicht ganz begeistert und schlurfte mit größerem Eifer auf mich zu.

- „ Toll! Und jetzt Jody ? Was nun?"

Sollte ich versuchen das stumpfe Jagdmesser aus dem Schädel des ersten Zombies heraus zu zerren? Nein; würde zu viel Zeit beanspruchen, die ich definitv nicht besaß. Meine anderen Sachen lagen im Lager. Ich könnte jetzt versuchen wegzulaufen ... Aber bis der meine Spur verloren hätte, wäre mir schon ein anderer auf den Fersen. Vor allem: Ich war die orientierungsloseste Person aller Zeiten - ich würde mein Lager unter Stress also bestimmt nicht mehr finden und mich verlaufen. Jody! Denk nach. In einem Faustkampf könnte ich ihn niemals erledigen. Dafür ist er viel zu groß und massig.

Immer schneller bewegte sich der Beißer hektisch auf mich zu und ich begann rückwärts gehend nach einer Lösung oder einer Waffe zu suchen, als ich plötzlich den Boden unter den Füßen verlor und nach hinten kippte.Für einen kurzenAugenblick sah ich den bewölkten Himmel, der  durch die blätterlosen Baumkronen verdeckt wurde, bis ich mit einem harten Aufprall auf meinem Rücken prallte, der mir für einen Sekundenbruchteil die Luft aus den Lungen nahm. Ich schaute irritiert auf meine abgewetzten schwarzen Stiefel und sah, dass eine winzige Wurzel, die aus dem Boden heraus lugte, mich zu Boden gebracht hatte und mir mein Leben erschweren wollte.

- „ Jep! Carma is a bitch!", zischte ich durch meine Zähne hervor und erschrak plötzlich durch den Zombie, der sich auf mich stürzte.

Ich konnte nicht mehr genau sagen, ob es sich um einen Mann handelte oder gar einer Frau. Der Zombie schnappte dicht vor meinem Gesicht mit seinen schwarz verrotteten Zähnen zu und ich konnte ihn nur  mit großen Mühen noch aufhalten, sich weiter vorzubeugen. Mit beiden Armen hielt ich ihn an den Schultern fest und bemerkte augenblicklich, wie sich das tote, schleimige Fleisch von den Knochen löste und meine Hände drohten abzurutschten. Hektisch packte ich ihn mit meiner rechten Hand an der Gurgel und mit der Linken an der Brust. Doch auch dort fand ich keinen Halt und mir wurde bewusst, dass dies mein Tod bedeuten würde, wenn ich mich nicht zusammen reißen sollte. Sterben wollte ich auf keinen Fall. Das habe ich meiner Familie zum Ende hin geschworen. Bis aufs Blut zu kämpfen und mich niemals klein kriegen zu lassen. Der Gedanke an meine Familie, erweckte in mir meinen zu Ruh gegangenen Kampfwillen. Mit einem leisen Schrei stieß ich den Zombie von mir herunter und entdeckte einen Stein, der aus all den Laubblättern hervor ragte. Mit einem großen Schnaufen griff ich mir den großen Brocken und beugte mich über den Zombie , hielt seine Arme mit meinen beiden Knien fest und schlug mit dem Stein auf den Schädel des Walkers ein. Roboterhaft wiederholte ich diesen Schritt mehrmals. Immer wieder schlug ich darauf ein, bis der ganze Inhalt des Schädels ausgebreitet vor mir lag und meine Hände sowie der Stein, meine Kleidung, mein Gesicht und sogar meine Haare von seinem Blut nur so trieften und sich einzelne Tropfen an meinen Ärmeln bildeten. Außer Atem und beinahe schon hysterisch, ließ ich den klebrigen Stein los. Mit einem dumpfen Laut landete er auf den Waldboden. Die Erschöpfung der letzten Tage holte mich ein und ich blieb regungslos sitzen.

In meinem ganzen Wahnsinn hatte ich nicht bemerkt, dass sich ein weiterer Zombie unbemerkt hinter mich heran geschlichen hatte. Durch sein Raunen wurde ich aufmerksam und drehte mich irritiert um. Bevor er mich jedoch packen konnte, spaltete eine Axt seinen Kopf.

POV Glenn:

Mit voller Wucht traf ich den Beißer mit meiner Axt am Schädel, während er mir den Rücken zukehrte. Eine Sekunde später, und das Mädchen - das blutüberströmt vor mir saß - wäre von ihm gebissen wurden. Verdattert schaute sie mich mit ihren haselnussbraunen Augen an. Sie sah miserabel aus. Ich streckte ihr meine Hand aus, um ihr hoch zu helfen, doch sie ignorierte sie und stand leichtfüßig auf. Langsam senkte ich meine Hand wieder und sie erschrak durch ein leises rascheln hinter ihrem Rücken und drehte sich ruckartig um; schnell versetzte sie sich in eine Angriffshaltung und ließ auch nicht locker als Maggie aus dem Gebüsch heraus trat.

- „ Ach hier bist du Glenn, ich dachte schon du....", schnell verstummte Maggie wieder als sie das Mädchen vor mir sah und zückte ihre Machete heraus.

In voller Größe konnte ich das fremde Mädchen nun ganz erfassen. Sie sah sehr zierlich aus und besaß feminine Rundungen, die durch ihre eng anliegende Kleidung betont wurden. Sie trug ein T-shirt, welches vor kurzem noch beige war, aber nun vor Blut und Dreck nur so strotze. Darüber hatte sie sich eine schwarze Lederjacke mit hellgrauen Innenfutter übergezogen. Ihr Outfit vollendeten eine schwarze Armeehose und schwarze Stiefel. An ihrer Hüfte hing ein dunkelbrauner Waffengürtel, der jedoch leer erschien. Ihre dunkelblonden Haare waren in einem losen Pferdeschwanz zusammen geknotet und einzelne Haarsträhnen, die sich vom Zopf gelöst hatten, von Blut getränkt. Das Mädchen konnte nicht älter als 23 sein, doch ihr Blick täuschte. Ihre Augen wirkten leer und so viel erfahrener , als ihr dünner gebrechlicher Körper. Auch ihr Gesicht, welches durch einen hellen Teint geprägt war und durch die hohen Wangenknochen weiblicher wirkte, wurde durch die Blutspritzer und den Dreck in den Hintergrund gedrängt.

- „ Schon gut Mag. Sie tut dir nichts, pack deine Waffe wieder ein."

Ich stellte mich zwischen beide Frauen, den Rücken zu Maggie gewendet.

- „ uhhm...Hallo! Ich bin Glenn. Das hier ist meine Frau Maggie.Und wie heißt du?", fragte ich und hielt ihr ein zweites Mal meine Hand entgegen. Diesmal als eine freundschaftliche Begrüßung, aber auch als Friedensbeweis.

Rastlos schaute sie sich um und betrachtete einmal mich und dann Maggie, die nun hinter mir stand. Davon überzeugt, dass wir ihr nichts tun würden, entspannte sich ihre Haltung.

- „ ... Ich... heiße Jody", sagte sie trocken und drehte mir ihren Rücken zu. Ihre Hände - die leicht zitterten und vollkommen von Blut beschmiert waren - streifte sie sich an ihrer Hose ab.

I Will Take Revenge ( The Walking Dead FF )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt