Kalte Wut

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POV Jody:

Daryl zog sein Messer nur ganz langsam zurück und blickte mich mit einem wütenden Blick an, als er wieder die Fassung gewonnen hatte und ein Pokerface aufsetzte. Was war mit diesem Verrückten nur los? Ich meine, er hätte nicht so auf mich losgehen müssen. Mit zittriger Hand umfasste ich meinen Hals und rieb an der Stelle, an der vorher die scharfe Klinge angesetzt war. Dieser Mann war nicht ganz zu durchschauen und auch nicht ganz bei Trost, wie mir schien. Anscheinend machte er sich sorgen um die Sicherheit dieser Leute - aber das hieß noch lange nicht, dass er mir gleich an die Gurgel springen sollte. Obwohl ich es mir auch nicht eingestehen wollte, hatte er eine ... sehr anziehende Art auf mich. Moment! Was denk ich da nur?! Oh Gott, Jody ! Ich schüttelte schnell und heftig meinen Kopf um den absurden Gedanken zu vergessen.

- „ Kommst du?", rief mir der Mann am Zaun zu. Anscheinend war er das „Oberhaupt" dieser Gruppe.

Mit großen Schritten ging ich auf ihn zu und beobachtete ihn dabei, wie er versuchte, den Riss des Zauns provisorisch mit dünnen Stofffetzen zu flicken. Dabei bediente er sich immer wieder an den Kleidungen der herum liegenden Zombies und schnitt ihnen mit einem Messer, lange Stoffstreifen aus ihren Klamotten heraus. Ich ahmte seine Methoden nach und wir arbeiteten für einige Minuten still vor uns hin.

- „ Also - „ fremdes Mädchen" - Wie heißt du?"

- „ Jody", antwortete ich kurz ohne aufzublicken.

- „ Danke Jody", bedankte er sich plötzlich bei mir und kniete sich vor mir hin, um mir in die Augen zu schauen.

Ein wenig verdattert fragte ich : „ Wofür?"

- „ Du hast meinen kleinen Sohn gerettet. Carl. Danke dafür."

Damit stand er wieder auf und kam Maggie und Glenn entgegen, die wieder gekommen waren und die Drahtspulen und den Werkzeugkasten bei sich trugen. Der Mann schickte beide wieder weg, kam auf mich zu und legte die Baumaterialien vor den Zaun.

- „ Was ich getan habe, hätte jeder an meiner Stelle getan", erklärte ich.

- „ Nein, das stimmt nicht", lächelte er. „ Nicht jeder hätte so, wie du reagiert."

- „ Ich hoffe nur, das mir jemand helfen wird, wenn ich in solch einer Situation bin."

Er runzelte die Stirn und begann den Draht von der Spule heraus zu wickeln und mit einer Zange in circa ein Meter lange Stücke zu schneiden.

- „ Hoffnung - vor allem auch Glauben - sind in diesen Zeiten irrelevant", vernahm ich von ihm nach einer halben Ewigkeit. „ Wir haben keine Zeit mehr für Glauben ... und keine Zeit mehr für Hoffnung. Wir müssen uns aus eigener Kraft aufrappeln und für das jetzt und hier leben. Unser Ziel ist es zu überleben - durch hoffen werden wir das nie erreichen."

Ich schüttelte bei seinem Kommentar den Kopf, denn ich war komplett vom Gegenteil überzeugt.

- „ Wie heißt du ?", fragte ich ihn plötzlich.

- „ Rick. Ich bin Rick", antwortete er mir ein wenig irritiert.

- „ Hör mal Rick", begann ich und schaute ihn dabei an. „ Es ist nie falsch, an etwas fest zu halten. Wenn wir nicht glauben oder hoffen, dann verlieren wir unsere Menschlichkeit. Wenn wir uns zu sehr antreiben, werden wir bald genau so, wie diese seelenlosen Untoten. Ohne Herz und Verstand werden wir die selben Tätigkeiten jeden Tag ausführen und werden uns nicht mal an kleinen Glücksmomenten erfreuen können. Mein Vater ... Er sagte immer :Hoffnung bedeutet: Das Beste in der Zukunft erwarten und daran arbeiten, es zu erreichen. Was ich damit sagen will Rick ist, dass hoffen besser ist als verzweifeln", und beendete damit meine kleine Rede.

I Will Take Revenge ( The Walking Dead FF )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt