I Will Take Revenge ( The Walking Dead FF )

Verluste schmerzen

POV Carl:

Vom Wachturm aus, konnte ich mit dem Fernglas beobachten, wie Daryl und Jody sich stritten. Leider war ich viel zu weit weg, um ihr Gespräch mit zu bekommen. Aber für mich sah es so aus, als ob Daryl sie wieder mal bedrohte und anschnauzte. Ich hatte gestern  Daryl und Dad belauschen können, wie sie über Jody redeten. Und ich wusste auch, dass Jody für den Governor arbeitete - Nein, dass sie höchstwahrscheinlich für ihn arbeitete. Es war reiner Zufall gewesen, dass ich in diesem Moment dort stand. Ich wollte etwas  mit Dad bereden - ich wollte ihn wieder als meinen DAD ansehen und nicht als Anführer oder Boss. In letzter Zeit hatten wir viele Schwierigkeiten und ich verstand ihn in vielen Dingen immer noch nicht recht - konmte ihn nicht ganz erschließen. Als ob er sich von mir entfernt hätte. Doch eigentlich müsste ich ihn am Besten kennen. Leider erinnerte er mich in meinster Weise mehr an meinen alten Dad, der fürsorglich und verständnisvoll war. Er hat vieles falsch gemacht und ich bin nicht stolz oder glücklich darüber -  aber er ist immer noch mein Vater. Unsere Beziehung hat sich jedoch sittlich verschlechtert, nachdem Mom ... nachdem Mom gestorben war. Dad war nur noch ein Häufchen Elend. Schwach und zerbrechlich. Es tat weh, ihn so  sehen zu müssen und es tat noch mehr weh, zu sehen, wie er sich selbst in den Wahnsinn hin manövrierte. 

Und als wir gestern versuchten, den Angriff der Walker zurück zu drängen, tauchte plötzlich Jody auf. Sie hat mich im ersten Moment, als ich sie gesehen hatte, an meine Mom erinnert. Nicht, dass sie wie Mom aussah. Das tat sie nämlich keineswegs. Aber sie hatte etwas an sich - etwas mütterliches und warmes. Dieselbe warme Stimme wie Mom und die selben Augen. Als sie mich gerettet und die ganzen Zombies zur Strecke gebracht hatte, war ich ernsthaft überrascht, wie stark und mutig sie war. Ich war komplett sprachlos.  Auf mich wirkte sie sehr wild, aber dann doch wieder so ruhig. Ich kann es nicht erklären, aber sie beruhigte mich auf eine herzliche Art, die ich lange nicht mehr gespürt hatte. Trotz allem weiß ich nicht, warum ich so hartnäckig über sie nach dachte, obwohl ich kein einziges Mal mit ihr geredet hatte. Und es machte mich ohne wirklichen Grund traurig, zu wissen, dass diese Person, die Mom so sehr ähnelte, für einen hinterhältigen Mann arbeiten sollte.

Während ich in meinen Gedanken verloren war, hörte ich, wie Jody anfing zu schreien. Ich trat näher an das Gerüst heran, um  besser verstehen zu können, weshalb sie schrie, doch ich war viel zu weit entfernt von ihnen. Ich konnte nur noch beobachten, wie Jody wütend in den Range Rover einstieg und Daryl die Karte einpackte, die er zuvor auf der Motorhaube ausgefaltet hatte.

Er und Dad wollten abwarten, wann Jody einen „Fehler“ begehen würde. Aber so weit würde ich es niemals kommen lassen. Dad hat sich nach dem Tod von Mom regelrecht verändert. Man kann sich nicht auf ihn verlassen. Was wiederum bedeutet, dass ich mich darum kümmern muss. Alle behandeln mich wie ein kleines Kind. Aber ich kann genauso gut schießen und kämpfen wie alle anderen in der Gruppe. Ich hasse es wirklich, wenn mich alle bemitleiden. Gestern war nur ein kleiner Ausrutscher ...

Wenn Jody meine Familie bedrohte, musste sie sterben. Ihr Verrat würde mich mehr verletzen, als der Gedanke, sie zu töten. Wieso? - Weil sie mit unserer Gutmütigkeit spielte und unsere Barmherzigkeit in den Dreck zog. 

POV Daryl:

- „ Verdammt! Ich erzähl dir was von einem reinsten Paradies und du bleibst immer noch so stur? Du vertraust mir also nicht, was? Schön, dann fahren wir da hin. Wirst ja sehen, dass dich dein Dickschädel nicht weit bringt. Wir verschwenden nur Zeit“, schrie sie mich an und stieg in den Rang Rover ein.

Diese Frau kann wirklich eine reinste Furie sein. Hab ich gesagt, sie wäre klein und schwach? Ich nehm das zurück. Natürlich kann ich ihr nicht vertrauen. Auch wenn sie von einem reinsten „Paradies“ spricht, kann ich doch nicht blindlings einer fremden Person glauben. Würde ich das immer tun, wären wir alle schon tot. Trotz allem klang ihr kleiner Anfall ziemlich ehrlich und glaubwürdig. Mein Gefühl täuschte mich nie. Doch ich darf mich nicht von ihnen überrumpeln lassen. Jody ist eine Frau. Diese Tatsache kann man um Gottes Willen nicht abstreiten. Und das ich neben den Frauen in der Gruppe – die ich wie Schwestern ansah – keine einzige innerhalb einem Jahr gesehen habe, vernebelte meine Rationalität. Man kann es nicht abstreiten. Sie ist wirklich eine Schönheit, auch wenn sie eine unerträgliche Person ist und ihre Absichten einfach nicht abzusehen sind.