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Wie als Routine öffneten meine Finger das Portmonee, als ich näher lief. Grade als der junge – und ziemlich großer als ich jetzt merkte – Mann wieder seinen Mund öffnen wollte. Ich unterbrach ihn „hier.“

Ich klang erschöpft. Absolut zu Tode müde – und ich war mir sicher, dass ich auch so aussah, als die Phantasie von meiner Reflektion mir wieder in den Kopf blitze. Wenn ich in einer Bar gewesen wäre – auf einer Party – oder ihn einfach nur bei einem Spaziergang im Park angetroffen hätte, hätte ich wahrscheinlich ein wenig mehr charmanter hin gegenüber den gut aussehenden Typ geklungen. Ich würde versuchten ein wenig mehr freundlich, einladend zu sein. Aber grade jetzt könnte es mich noch so wenig kümmern, dass er atemraubend aussah und ich wie ein Stück scheiße. Es interessierte mich nicht, dass seine Augen ein tadelloses smaragdgrün waren. Und, dass sein Körper perfekt und muskulös war. Im Moment wollte ich nur nach Hause – und wenn er aus den Bus raus geworfen werden müsste, würde es diese scheiß Busfahrt länger dauern lassen. Irgendwie hatte ich gewusst dass es damit enden würde, dass der Busfahrer ein Waschlappen ist – den Jungen zu sagen er solle aussteigen. Und der Junge würde natürlich anfangen sich zu beschweren – und da hast du die Scheiße.

Also dass war es wieso ich den zerknitterten ein-dollar Schein hinhielt, nicht mal die Überraschung in seinen müden grünen Augen amüsant zu finden. Hast das wohl nicht kommen sehen, was?

Er starrte mich für eine Sekunde lang an – dann den Schein der immer noch in meiner Hand war. Schließlich akzeptierte er es und murmelte ein leicht erschrockenes ‚Danke‘. Ich bemerkte, dass er ein kleines Kreuz Tattoo auf seiner Hand hatte, als er den Schein nahm. Ich sagte nichts, drehte mich lediglich um – mich selbst stabilisierend um nicht, in sich den bewegenden Bus hinzufallen – und kehrte zurück zu meinem geliebten Plastik sitz.

Ich zwang mich selbst durch das Fenster zu schauen – hart versuchend durch den Dampf auf dem Glas zu gucken. Wir fuhren nun durch eine mehr verkehrsreiche Straße, was die bunten Lichter von den Neon Schildern die Regentropfen auf der Scheibe glitzern ließen. Geblendet von der Schönheit absorbierte ich die Sicht – das war Teilweise der Grund wieso ich die Nacht über die Stunden von Helligkeit des Tages bevorzugte. Als wie von einer anderen Welt hörte ich den Mann nach einen Ticket fragen, obwohl seine tiefe Stimme fast ertränkt von den Geräusch des Motors war.

r.w.e. schrieb ich mit meinen Zeigefinger an das Glas, zusehend wie die Farben der Lichter immer besser erkennbar durch die Buchstaben wurden, die dampffrei waren. Was bedeutete es? Vielleicht waren es die Anfangsbuchstaben des Schreibers.

Verloren in Gedanken öffnete ich abwesend meine Tasche vorhabend das Tagebuch raus zu nehmen – vielleicht waren die Anfangsbuchstaben irgendwo im Buch erklärt.

Mitten im Moment stehen bleibend – immer noch mit dem Tagebuch in meiner Tasche versteckt – Sah ich von meinem Augenwinkel, dass er mich beobachtete. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass er genau den gegenüberliegenden Platz im Gang eingenommen hatte, seinen Rücken den Fenster angelehnt und seine langen Beine streckten sich auf den Platz neben sich durch. Er schaute mich an – von all den freien Plätzen hatte er ausgerechnet den ausgesucht. Natürlich. Ich sah kurz in seine Richtung, voller Überraschung – ihn fast sagend, er solle die Füße vom Platz runter tun, in einen versuch ihn in eine andere Richtung als zu mir schauen zu lassen.  Doch ich entschloss mich dagegen. Stattdessen – für irgendeinen unerklärlichen Grund – ließ ich das Tagebuch los, mit etwas widerwilligen Gedanken. So sehr ich auch weiter durch die Seiten durchblättern wollte, Fühlte ich… dass ich es nicht in Freude mit dem Blick eines neugierigen Fremden machen könnte. Ungemütlich unter seiner Starre, schloss ich die Tasche wieder, meinen Kopf in meine Hände stützend und aus dem Fenster schauend. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass es wieder angefangen hatte zu Regnen, als ich mit Überraschung die riesen Regentropfen auf der Glas träge runter driften sah. Erst jetzt ergriff das klimpernde Geräusch meine unscharfe Aufmerksamkeit.

Sogar mit dem Regen half es nichts aus dem Fenster zu schauen, als eine Flucht von seinem Blick, da ich seine überzeugte Reflektion im Glas des Fensters sehen konnte. Leicht verschwommen von den Spuren der Tropfen, aber er war definitiv immer noch am Starren; Sein Mantel war offen, auf einer Seite auf den Platz fallend und sein weißes Shirt darunter entblößend. Er hatte ein schwarzes – oder vielleicht ein dunkel blaues, ich konnte es wegen der Verschwommenheit nicht erkennen – gefärbtes paar skinny-Jeans, mit einem Loch in seinem linken Knie an. Wieso schaute er mich an?

Ich bewegte meine Augen stattdessen zu meinen schlanken, kalten Fingern. Ich versuchte das Gefühl von Ärgerlichkeit und das Gefühl beobachtet zu sein abzuschütteln, als ich den silbernen Ring an meinen Finger drehte.

Nach einigen Minuten drehte ich meinen Kopf leicht seitlich nur um ihn direkt wieder zu meinen Fingern zurück zu richten. Er war immer noch am gucken. Ich bewegte mich nervös in den Sitz; das war definitiv kein normales verhalten eines Fremden. Ich zog meine Optionen in Betracht, dieses Mal den Busfahrer in den Rückspiegel anschauend der ordnungsmäßig auf die rutschig, dunklen Straßen schaute. Er gab keine Acht auf die steigernde bizarre Atmosphäre zwischen den beiden Fremden die hier hinten saßen. Wenn der Typ irgendetwas versuchen würde, könnte ich schreien. Offensichtlich würde der Busfahrer mich hören, oder? Ich wusste dass meine Station mit jedem einzelnen Moment näherte – Was wenn der Typ mich raus aus den Bus verfolgen würde?

Ich griff einen festeren Griff an meine Tasche, meine Nägel in das Material schürfend, meine Augen noch ein Mal in seine Richtung  rutschen lassend. Ich wollte es nicht aber, als meine Angst stieg hoffte ich, dass ich Phantasiert hatte wie seine neugierigen grünen Augen mich mit leichtem Staunen anschauten.

Sagt mir Bescheid wenn ihr eine Widmung wollt! (p.P. nur eine)

The Journal || h.s. GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt