08

146 21 2
                                        

Für einen Moment war sein Blick auf meine Hand fokussiert, wie ich meine Tasche griff und es fester an meinen Körper gedrückt hatte. Scheiße. Ich würde Sterben. Ich fing an innerliche Panik zu kriegen, saß mich aufrecht hin und mit meinen Gedanken wanderte ich durch die Sicherheitsvorsichtmaßnahmen die ich schon mal an einer Selbstverteidigungspräsentation gehört hatte, was jetzt grade wie eine Erinnerung von einem anderem Leben schien.

„Alles in Ordnung?“

Ich hüpfte in mein Sitz auf, auf den Geräusch von seiner besorgten Stimme und sofort rutschte ich weiter weg von ihm obwohl ich von der Seite des Busses blockiert wurde.

„Ja.“ Schaffte ich es zu krächzten, meine Augen zwischen den Ausgang und den Busfahrer flimmernd. Im Augenwinkel sah ich den Jungen zucken, als er sich Aufsätze, seine Füße auf den Boden platzierend anstatt sie auf die Sitze neben ihm aus zu strecken. Scheiße. Scheiße. Scheiße. Ich traute mich ihn wieder seitwärts anzuschauen da er seine Aufmerksamkeit von mir weg geneigt hatte. Überrascht entdeckte ich ihn langsam seinen Ring an seiner rechten Hand drehend, er schien ziemlich verloren in seinen Gedanken zu sein und zu meiner Erleichterung schien er komplett das Interesse an mit verloren zu haben.

„Danke jedenfalls.“

Er hatte nicht hoch zu mir gesehen, als er mit dem silbernen Ring weitergespielt Hatte – im Gegenteil zu mir trug er es an seinem Mittelfinger und es war ziemlich breit, meiner doch dünn. Es hatte eine Art Muster, den ich von hier aus nicht ganz erkennen konnte. Schnell schaute ich in die andere Richtung nachdem ich bemerkt hatte, dass ich zu lange geschaut hatte um den verdrehten Muster des Ringes zu entziffern. Aber er schien mein neugierigen Blick nicht bemerkt zu haben und ich schnaubte schließlich erleichtert.

Durch nicht unmittelbaren antworten nach seiner Dankbarkeit, blieben die Worte in der angespannten Luft zwischen uns hängen. Wann war mein Stopp? Ich konnte es kaum abwarten hier rauszukommen doch eine böse Seite von mir wollte ihn hier auch nicht alleine lassen – verlassen in diesen depressiven Bus mit fluoreszierenden Lichtern und den ungemütlichen, verformten Sitzen.

„Nichts.“ Gab ich an, nachdem ich die vernunftlose Dränung um weiter hier zu bleiben zur Seite geschoben hatte. Als ich die bekannten roten Ziegelsteine vor dem vorderem Busfenster aufbauen sah, realisierte ich mit Freude, dass mein Stopp als nächstes kam. Die Schulter Tasche an meine Schulter ankuppelnd hoffte ich, dass der Typ mir nicht nach draußen auf die dunkle Straße folgen würde, und  stand schließlich vom Plastiksitz auf. Müdigkeit bekam über mich als ich aufstand und ich griff nach der Stange nach Hilfe. Der Typ schaute immer noch auf seinem Ring. Es langsam nochmal, nochmal und nochmal drehend. Jetzt schien er nicht mal meine Präsenz zu bemerken, als ich an fing zum Ausstieg zu laufen. Dafür war ich ein wenig erleichtert – wenn er von seinem Sitz aufgestanden wäre, wäre ich nicht aufgestanden. Und um ehrlich zu sein war ich so erschöpft, dass sogar die Idee in diesem Bus erwischt zu werden etwas war was ich versuchte zu den hintern Teil meines Gehirns zu schieben. Ich konnte mir dies jetzt einfach nicht vorstellen.

An der Tür stehend, schaute ich ein letztes Mal zu ihm als ich bemerkte, dass der Bus immer mehr Geschwindigkeit verlor. Als ich ihn ansah machte er eine schnelle Bewegung mit seinem Kopf, seine wilden Haare zu Seite wirbelnd. Es schien als ob er diese Aktion nicht mal selbst bemerkte, immer noch mit der Furche zwischen den Brauen, als er Seufzte. Plötzlich ließ er den Ring an seinem Finger los und steckte seine Hand in seine Jackentasche, einen blauen Kuli rausholend. Mit Neugierigkeit beobachtete ich ihn wie er anfing in seine Handfläche zu kritzeln.

Zu verzaubert mit der Sicht wie der Junge einsam in einem grünen Plastik Sitz in einem zum Gegenteil leerem Bus saß, schnell auf seine Handinnenfläche kritzelnd und mit den Frustrierenden Stirnrunzeln im Gesicht, bemerkte ich nicht, dass der Bus angehalten hatte. Ich starrte ihn nur an, die Sicht von ihm aufnehmend, seine unmöglich windig, feuchten Haare, wie seine einigermaßen Gebräunte Haut geschmeidig wie Seide über seiner perfekten Knochenkonturen schien. Wie er in seine leicht pinke Unterlippe voller Konzentration biss, während er die Wörter aus seiner eindringlichen Vergangenheit aus seinen Gedanken brachte und den Punkt des Stiftes voller Intensivität verfolgte.  

Er sah aus wie etwas von einem alternativen, miesen Polaroid Foto mit dem eklig hellem Licht das ihm Beleuchtete während er isoliert in den verlassen hässlichen Plastik sitz im Ozean saß. Was schrieb er?

'Tschuldigung für das lange Warten :) x

The Journal || h.s. GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt