Bei Chloe:
Die Tür fliegt auf und Maze kommt hereingestürmt.
''Ist alles gut mit Lucifer?'', frage ich.
Ohne darauf einzugehen erwidert sie:
''Hab nur mein Handy vergessen. Bin schon wieder weg.''
Und das war sie. Ohne die Haustür zu schließen. Seufzend will ich sie also zu machen, da höre ich noch wie Maze in ihr Handy schimpft.
''Amenadiel, schwing deinen gefiederten Arsch hier her, und geh an dein Scheiß Handy! Die kacke ist wortwörtlich am Dampfen! ..''
*Das hört sich gar nicht gut an.*
Kurzerhand rufe ich die Babysitterin für Trixie an, eigentlich würde ich sie ja mitnehmen, aber wenn eine brenzlige Situation entsteht, sollte sie lieber nicht dabei sein.Zweieinhalb Stunden später ist Simone (das Kindermädchen) auch schon da.
So schnell es geht, ohne gegen Gesetze zu verstoßen fahre ich zum LUX. Von Maze und Amenadiel fehlt jede Spur.
Der Club ist leer, und ich steige direkt in den Fahrstuhl. Doch auf halber Strecke bleibt der stehen, und dann fährt er wieder nach unten! Verwirrt blicke ich auf die Anzeige, doch es zeigt keine Fehlermeldung oder ähnliches. Im Erdgeschoss angekommen drücke ich erneut den Knopf von Lucifers Wohnung, doch dann schaltet sich der Fahrstuhl komplett aus.
Eigentlich habe ich keine Lust 22 Stockwerke zu Fuß zu erklimmen. Ich begebe mich zum Treppenhaus und blicke zweifelnd nach oben.
*Viele, viele Stufen!*
Da fällt es mir auf, ein leichter Geruch nach Rauch. Panisch ziehe ich mein Handy heraus
''9 1 1, was ist Notfall?''
''Hier ist Detective Decker, LAPD. Ich möchte einen Brand melden. 6834 Hollywood Boulevard im Obersten Stockwerk. Eine vermisste Person.''
''Okay Detective. Bleiben Sie ruhig und verlassen das Gebäude. Die Feuerwehr ist schon unterwegs. Ca 6 Minuten bis zur Ankunft.''
''Aber,.. aber ich.. ehh''
*Aber Lucifer ist da drin, ich kann ihn doch nicht ersticken lassen.*
''Hören Sie mir zu Detective! Sie haben keinen Atemschutz, Sie können nichts gegen das Feuer tun. Wenn Sie den Einsatzkräften helfen wollen, gehen Sie raus und machen ihnen Platz. Und wenn sie da sind, zeigen Sie ihnen wo es lang geht. Das ist die beste Chance für den Vermissten.''
''Alles klar, verstanden.''
''Bleiben Sie bitte in der Leitung, damit wir kommunizieren können falls nötig.''
''Jawohl.''
Mein Gehirn wechselt in den Arbeitsmodus. Draussen weiße ich Leute an ihre Fahrzeuge zu entfernen, oder sie gar nicht erst abzustellen. Als das schrille Jaulen der Martin-Hörner näher kommt, schlägt mei Herz bis zum Hals.
Ein Trupp Feuerwehrmänner angeführt von ihrem Einsatzleiter stürmt auf mich zu. Ohne viele Worte zu wechseln zeige ich ihnen den Weg.
Als sie im Treppenhaus verschwunden sind, kehre ich nach draußen zurück.
''Hallo, Ma'm, sind sie noch dran?''
Schnell nehme ich das Handy wieder ans Ohr.
''Ja, bin noch da.''
''Ein Krankenwagen ist auf dem Weg, doch er steckt im Arbeiterverkehr. Es wird noch mindestens 10-15 Minuten dauern bis er am Standort ankommt. Wenn sie ihm auch den Weg etwas frei machen könnten.''
''Ja, ja alles klar. Wird gemacht.''
Froh darüber eine Aufgabe zu haben mache ich mich mit aller Energie ans Werk. Die Straße wird zusehends immer voller, und so springe ich schnell zu meinem Wagen und hole Flatterband. Den Gehsteig und einen Teil der Straße sperre ich damit kurzerhand ab, damit der RTW nachher möglichst nah parken kann. Gaffer und neugierige halten an und bleiben stehen. Sie machen Videos und Selfies, wo doch eigentlich gar nichts spannendes zu sehen ist. Ein Streifenwagen der zufällig vorbei kommt hilft mir, beim Straße frei halten, und als der Rettungswagen kommt, kann er auch direkt vor fahren.
Fahrer und Beifahrer springen heraus und machen alles bereit. Die Sanitäter stehen keine 30 Sekunden mit der Trage vor dem Eingang zum Treppenhaus, als die Tür auffliegt. Sechs Feuerwehrleute tragen Lucifer in einem Tragetuch, angestrengt von den vielen Stufen, Lucifers Gewicht und auch dem Gewicht ihrer eigenen Ausrüstung schnaufen sie sehr heftig. In Kombination mit Atemschutzgeräten klingt das ganze beinahe Angsteinflösend. Auf ein Zeichen heben sie ihn aus dem Tuch, auf die Trage. Er ist immer noch bewusstlos, komplett verrust, seine ganze Rückseite ist von schwarzem, geronnenem Blut bedeckt, auch wenn ich keine Verletzung ausmachen kann. Vielleicht täusche ich mich, aber in dem kurzen Moment in welchem ich seinen Rücken gesehen habe, konnte ich seine Narben nicht erkennen. Die Sanitäter decken ihn zu und fahren ihn zum Krankenwagen.
Als sie den bewusstlosen Lucifer verladen haben, mache ich anstalten mit einzusteigen.
''Nur für Familien Mitglieder.''
''A-aber.., Lucifer ist Familie.''
Mein Blick wandert zu seinem Gesicht, welches trotz der Bewusstlosichkeit schmerzverzerrt aussieht.
''LAPD, er ist mein Partner.''
Ich hebe meine Jacke leicht an, damit er meine Marke sehen kann.
Leicht zweifelnd schaut er zu seinem Partner, welcher über Lucifer gebeugt steht, und ihm einen Zugang legen will.
Plötzlich macht Lucifer die Augen auf, sein Blick strahlt Panik. Er packt den Sanitäter, und fängt an ihn zu würgen.
'Where am I? What are you doin' to me?Who..'
Der Fahrer und ich springen in den Wagen, um ihm zu helfen.
''Lucifer. Lucifer! Schau mich an. Du hattest einen Unfall, du musst ins Krankenhaus.''
Sein Blick ruht auf mir, doch er hält den armen Mann immer noch gepackt.
''Lucifer bitte, lass ihn los, er versucht zu helfen!''
Wie in Zeitlupe nimmt er seine Hände weg.
''So ist es gut, Bruder.''
Das war ein tiefer Bariton, der da spricht.
'A..Amenadiel? Bist du es?'
''Ja Bruder.''
'Du bist groß geworden. Man schau sich diese Muskeln an.'
Ein echtes lächeln schleicht sich auf seine Lippen. Kein Sarkastisches Mundwinkelzucken, ein echtes Lächeln welches die Augen erreicht. Das habe ich erst selten bei ihm gesehen, und noch nie, wenn Amenadiel da war. Dieser scheint es auch bemerkt zu haben.
''Was ist da oben passiert, Lucifer?''
Die Sanitäter sehen die Situation anscheinend als entschärft, denn sie schließen die Hecktür und fahren langsam los. Nur mit Blaulicht begeben wir uns in Richtung Krankenhaus.
'Wer ist dieser Lucifer von dem alle sprechen? Erst diese Frau, jetzt auch du, geliebter Bruder. Lucifer, Lu-ci-fer. Lux-ferre. Licht Bringer. ... Ist das ein neuer Name für mich? Er gefällt mir auf jedenfall.'
Amenadiel beugt sich zu mir herüber und flüstert:
''Ich habe eine Idee. Spiel einfach mit.
Samael.'', sagt er nun laut, ''was ist das letzte an das du dich erinnerst?''
'Mhmm, Azi und ich haben in Eden gespielt, und dann kam Uriel, und wir haben ein bisschen gerungen. Eigentlich gar nicht wild, aber ich bin gestürzt und habe mir den Kopf angeschlagen. Und dann, ja, dann bin ich in diesem komischen Bett aufgewacht, und dieser Mann hat mich gestochen.'
Amenadiels Gesicht wurde ungeheuerlich blass, was bei seiner Hautfarbe eine Leistung war.
''Bruder, kannst du mir einen gefallen tun? Sag mir, welche Haarfarbe hatte Azrael?''
'Was ist denn das für eine Frage? Blond natürlich.'
Ohne darauf einzugehen zückt Amenadiel sein Telefon.
''Maze, schnapp dir Dr. Linda und kommt ins Krankenhaus. Die Sache ist schlimmer als ich mir es ausmalen konnte.
Ja, ja.
Bis gleich.''
''Was ist es Amenadiel? Was ist mit ihm?''
''Schwer zu erklären. Familien Sache. Ich kümmere mich darum.''
Und damit scheint für ihn das Thema gegessen zu sein, egal wie sehr ich stochere, er rückt keine weiteren Infos heraus.
Niedergeschlagen lasse ich mich neben Lucifer nieder. Abgesehen davon, das er über und über mit Ruß bedeckt ist, scheint er unversehrt. Sein Blick wirkt kindlich, so wie er ihn durch den Krankenwagen schweifen lässt.
'Und wer genau sind sie jetzt?', fragt Lucifer und blickt mich mit seinem braunen Augen an.'
''Ich bin Chloe. Wir ehm..''
''Sie hat dich gefunden. Und dann dafür gesorgt das du gerettet wirst.''
'Was ist denn passiert? Wo sind Mutter, Vater, Azi, Uriel, Michael, Gabriel, Ezrael, .. wo, wo sind.wir Bruder?'
''Weißt du es nicht mehr? Wir sind auf der Erde. Vater hat uns geschickt um...''
'Was? Auf Erden? Nein, das kann nicht sein. Ich will nicht hier sein, ich will zurück. Ich will zu meiner Familie, ich will.. zu Vater.'
Geschockt starre ich ihn an. Wann immer er bis jetzt von seinem Vater 'Gott' geredet hat, war es immer mit Abscheu und Hass.
''Das geht jetzt nicht, noch nicht Bruder. Sag mir, vertraust du Vater?''
'Mit meinen Leben!'
''Dann vertraue auf seinen Plan. Und tu was ich dir sage. Und ich sage, hör auf das was dir dir Ärzte gleich sagen werden, und warte auf meinen Anruf.''
Mit diesen Worten bleibt der Krankenwagen stehen und zwei Schwestern öffnen die Türe.
'Amenadiel, geh nicht fort! Lass mich nicht alleine, bitte!'
Lucifer macht Anstalten sich abzugurten und aus der Decke zu schälen.
Ich drücke ihn an sanft an der Schulter wieder in die Liege. Er zuckt leicht vor mir weg, doch bleibt letzten Endes liegen. Amenadiel dreht sich noch einmal um und erklärt:
''Ich muss mich mit jemanden Treffen, später werden wir dich auf deinem Zimmer besuchen. Bis dahin bleib bei Chloe .. und hör auf sie. Du kannst ihr vertrauen, das hat sie bewiesen.''
Kurz ruhen seine Augen auf meinen, und ich laufe leicht rot an.
Lucifer derweil, hat sich mit seinem Schicksal abgefunden.
'Na gut. Ich werde hier bleiben. Aber Wort ist Wort, Bruder. Du wirst wieder kommen, denn du hast es versprochen.'
Mit einem Kopfnicken verschwindet Amenadiel in Richtung Cafeteria und lässt mich und Lucifer alleine. Die Schwestern ziehen ihn mitsamt der Liege aus dem Auto, und fahren ihn in die Notaufnahme.
Nach wenigen Minuten kommt ein Arzt um sich den Patienten anzusehen.
''Guten Nachmittag, ich bin Dr. Handson, und ich werde sie jetzt gleich durchchecken. Aber vorab, was ist denn genau passiert?''
Lucifer fängt direkt an zu quasseln:
'Also, ich war mit Azie im Garten und hab gespielt, dann kam mein Bruder, Uriel, und wir haben ein bisschen zusammen gekämpft. Und dann bin ich gestürzt, und mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen. Als nächstes weiß ich, dass ein Mann mir in den Arm stechen wollte.'
Mit hochgezogener Braue mustert Dr. Handson Lucifer von oben bis unten. Ein Rußverschmierter, erwachsener Mann, der die Geschichte eines Kindes erzählt.
''Sir, Mr. Handson. Dürfte ich sie kurz sprechen?''
Wir laufen Richtung Hausgang, um ungestört sprechen zu können.
'Geht nicht weg.'
''Keine Sorge, wir sind nur bei der Tür, du wirst uns immer noch sehen können, ich muss nur kurz mit dem Dr. reden.''
Nach kurzem zögern nickt er.
'O. K.'''Ich hoffe, sie können etwas Licht ins dunkel bringen?''
''Das hoffe ich auch. Sehen sie, es ist so. Ich bin Detective Chloe Decker, und das ist Lucifer Morningstar, mein ziviler Berater. Ich wollte heute zu ihm, als ich den Rauch bemerkt habe. Da habe ich die Feuerwehr gerufen. Und seit er im Rettungswagen zu sich gekommen ist, ist er so drauf. Es ist überhaupt nicht seine Art. Erstens, das haben sie schon sicherlich gemerkt, dieses kindliche Verhalten. Ausserdem scheint er schnell verängstigt zu sein. Normalerweise sprüht er nur so vor Zynismus und Ironie. Er hat ein Problem mit seinem Vater, und wann immer jemand ihn erwähnt verliert er ein schlechtes Wort über ihn. Aber vorhin, im Krankenwagen, hatte er eine Art Panikattacke, er hat nach seiner Familie geschrien, und das er zu seinem Vater möchte.
Sir, ich glaube mein Partner hat einen Teil seines Gedächtnisses verloren.''
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Lucifer | Pain
FanfictionFanfiction zu Lucifer. Geschrieben aus seiner Sicht. Lucifer hat seine Flügel wieder erhalten. Doch 'Dear Old Dad' wird damit nicht durch kommen. Wir alle aber wissen, dass es nicht folgenlos bleiben wird, wenn man sich dem Allmächtigen widersetzt...