Kapitel 4

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»Keine Ahnung«, antwortete der Detektiv.
»Hier steht jedenfalls ›Fanfiction.de‹ drauf, also geht es logischer Weise um so genannte Fanfictions.«

»Bravourös analysiert, Herr Detektiv, wirklich. Darauf wäre ich niemals gekommen und Light auch nicht«, höhnte Claire sarkastisch. Melodie war nicht in der Nähe, konnte sie aber durch Teletaphie in ihren Gedanken hören und schmunzelte. Keine fünf Minuten später teleportierte sich die blonde zu ihrer Freundin zurück und hielt zwei Erdbeereisbecher in ihren Händen. Einen reichte sie Claire, die sich erfreut darüber her machte. 
»Wann lesen die unsere FF denn endlich? Die labern und labern, aber kommen nich' in die Gänge.«
»Das wird schon noch... irgendwann. Ach, die kriegen das schon irgendwie hin.«

»Klicken wir doch einfach mal auf diese Geschichte (I will be youre only Lover) und sehen, was drin steht«, schlug Light schließlich neugierig vor. Sie hatten den Link inzwischen  auf einen von Ls Computern eingetippt, da sie alles so besser und vor allem größer als auf dem Smartphone sehen konnten. L klickte auf die Fanfiction und das erste Kapitel erschien vor ihnen auf dem Bildschirm. Prolog, stand als Kapitelüberschrift angegeben. Light las laut die ersten Zeilen vor:
»Ich bin Light Yagami, siebzehn Jahre alt, und der überall gesuchte Mörder, den die Welt Kira nennt. Was zum...«
Geschockt starrte er auf die Wörter, als würde er sie nicht verstehen. Wie konnte jemand   das herausgefunden haben? Er steckte in der Klemme. Dabei lief sein Leben grade doch so gut. Endlich hatte er seine lang ersehnte Beziehung mit L, hatte es mit Bestnoten  auf eine angesehene Uni geschafft. Sollten diese Zeilen sein Leben jetzt einfach zerstören? Aber er wollte zum ersten mal, seit er denken konnte, wirklich leben. Er hatte nun (durch etwas Hilfe von Claire und Melodie), endlich jemanden gefunden, der ihm wichtig war. Jetzt sah ihn sein Angebeteter stumm an.
»Was ist denn das für ein Quatsch?«

»Dieser Quatsch nennt sich Wahrheit, Light«, merkte Melodie trocken an und löffelte weiter ihr Eis.
»Der Anfang der FF ist uns schon mal gut gelungen.«

»Vielleicht sollten wir erstmal weiter lesen. Das ergibt dann vielleicht irgendwann noch Sinn«, schlug Matsuda unschuldig vor. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Light ein Mörder war, wahrscheinlich weil er einfach viel zu dumm war. Herr Yagami aber fühlte sich in seinen Gedanken bestätigt, Light konnte Kira sein. Es gab zwar keine wirklichen Beweise, aber er hatte dieses ungute Gefühl, dass dem so war. Oder lag es etwa nur daran, dass er sauer war, weil Light ihm nichts von seiner Homosexualität erzählt hatte? Was sollte er nur von all dem halten? In wenigen Stunden war seine ganze Welt aus den Fugen geraten, die sich, auch wenn es ihm nie bewusst war, immer um den perfekten Light gedreht hatte.

»Würde Soichiro Selbstmord begehen? Ich meine, würdest du ihm das zutrauen?«, fragte Claire.
»Es wäre möglich, aber in absehbarer Zeit noch nicht, denke ich.«
Nachdenklich starrte die blonde in den Himmel.
»Aber wir müssen ihn im Auge behalten, sein Tod würde in gewisser Hinsicht die Story ruinieren«, meinte Claire dann.

»Würdest du bitte weiter lesen, Light?«, fragte L ihn.
»Ja. Aber seit längerer Zeit will ich nicht mehr töten. Es ist zwar für die Gerechtigkeit, aber ich habe auch noch ein eigenes Leben. Das wurde mir leider erst klar, als ich mich verliebt habe. Natürlich in meinen aller schlimmsten Feind: L.«
Light stockte. Das stimmte irgendwie. Seit er L kennen gelernt hatte, war seine Mordlust sehr zurück gegangen.
»Das klingt irgendwie süß«, meinte Matsuda leicht angeekelt und sah unser Pärchen an.
»So war das aber in Wirklichkeit nicht«, äußerte sich L kalt und sah Light in die Augen.
»Ja, so war es nicht«, flüsterte dieser und erwiderte den Blick. Hatte der Detektiv bemerkt, dass es seit er Light getroffen hatte, ein paar weniger Morde passierten? Versuchte L nun aus Liebe ihn zu decken? Einen größeren Vorteil könnte es gar nicht geben, aber damit würde er L irgendwie ausnutzen. Oder dachte L etwa schon, dass Light ihm seine Liebe nur vorgaukelte, um nicht mehr unter Verdacht zu geraten? Das war definitiv das letzte, was er wollte...

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