Kapitel 1 - Das Abenteuer vor der Tür

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Ausgiebig gähnte ich und streckte mich. Das Gewitter, das letzte Nacht gewütet hatte, hatte mich förmlich kalt gelassen, zu erschöpft war ich gewesen, als dass ich hätte Angst haben können.

Allerdings hatte das Gewitter auch Abkühlung von dem sonst heißen Wetter des Igyevs gebracht. Die Leute auf den Feldern würden heute weniger zu tun haben, da sie nicht gießen mussten und schlimmstenfalls nur ein paar Schäden von Blitzen beheben mussten.

Angestrengt überlegte ich, was es heute zu tun gab, während ich aufstand. Jeder wusste, es gab immer etwas zu tun, vor allem in einen Dorf, doch mir fiel nichts ein. Mit ein wenig Glück würde man mir heute einen freien Tag bewilligen.

Leise pfiff ich eine fröhliche Melodie und zog mir meine Hose an, ehe ich mich in die Küche begab um zu frühstücken.

Meine Hütte war selbst für die Maßstäbe eines Dorfes ziemlich klein, allerdings lebte ich auch alleine. Zumindest brachte die Große der Hütte im Winter den Vorteil, dass ich nicht so viel verheizen musste wie andere.

Die Küche bestand aus einem Ofen und einem Schrank, in dem sich allerlei Eingemachtes und Geschirr befand. Von der Decke hing noch der duftende Rest eines Schinkens. Dazu stand an der Wand ein Tisch mit zwei Stühlen. Die Tür hinter mir führte zurück in mein Schlafzimmer, das eingenommen wurde von einem Bett und einem Schrank, und der einzige abgetrennte Raum in dieser Hütte war. Vor der Haustür stand ein Paar abgenutzter Stiefel, die ich eigentlich noch hätte säubern müssen. Doch das hatte wohl das Gewitter für mich übernommen.

Nachdenklich legte ich den Kopf schief und blickte hinaus, als ich eine Bewegung vor einem der Fenster entdeckte. Verwundert blinzelte ich und kniff die Augen leicht zusammen.

Ein rotes Wesen, das das Sonnenlicht zu reflektieren schien, lag im Schlamm und rührte sich schwach. Ich rieb mir die Augen und sah noch einmal genauer hin. Nein, ich war keiner Illusion erlegen, da lag tatsächlich etwas.

Ohne weiter darüber nachzudenken, schluckte ich das Stück Schinken, schlüpfte in die nassen Stiefel und ging auf das Ding zu. Noch während ich näher kam, erkannte ich, dass es nicht etwas war, das dort lag. Es schien ein Drache zu sein, wie ihn die Barden in ihren Liedern beschrieben.

Der Drache war klein, vermutlich ein Welpling, und hatte rote Schuppen. Zudem hatte er keine Vorderbeine, was ein Merkmal für Wyvern war, wie mir einfiel.

Schwerfällig versuchte er sich aufzurichten, jedoch schien er sehr geschwächt zu sein, vor allem da der Schlamm sein bestes gab ihn festzuhalten.

Kurz zögerte ich und sah ihn an, während ich angestrengt nachdachte, was zu tun war.

Hol mich hier schon raus!, murrte eine tiefe Stimme in meinem Kopf und ließ mich zusammen zucken. Es war seine Stimme, wie ich langsam begriff. Die goldenen Augen des kleinen, roten Reptils blickten mich scharf an. Und wenn du mich noch einmal Reptil nennst, werde ich dich töten!

„Entschuldigung", murmelte ich kleinlaut und musterte ihn, ehe ich ihn vorsichtig unter den Schwingen griff und aus dem Schlamm hob. Dann trug ich ihn zum Brunnen und holte Wasser herauf um ihn zu säubern, was er knurrend zur Kenntnis nahm während er sich sauber schleckte. So kam es, dass er bereits sauber war, als das Wasser oben war.

Seufzend sah ich den Drachen an. „Du bist bestimmt hungrig, nicht wahr?"

Sein Magen antwortete mit einem Knurren für ihn. Das bin ich in der Tat, bestätigte er dennoch.

Erneut hob ich ihn hoch und trug ihn in die Hütte, wo ich ihn auf den Tisch setze, ehe ich einige Brocken von dem Schinken schnitt. Damit fütterte ich ihn, was er sichtlich widerwillig mit sich machen ließ.

Der letzte DracheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt